Topmanager von deutschen Autobauern wollen die Zölle auf Autos in den USA abwenden. Doch mit Fakten allein können die Autobauer den US-Präsidenten wohl kaum umstimmen, meint Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump stürzt die deutschen Autohersteller in ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite können sie etwas aufatmen, weil der US-Präsident auf dem Rückweg vom G-20-Treffen in Buenos Aires twitterte, dass China nun die höheren Zölle für Einfuhren von Autos aus den USA zurücknehme. Davon profitieren auch BMW und Daimler, die vor allem Geländewagen aus ihren Werken in den Südstaaten nach China verschiffen. Die Aktienkurse machten daraufhin einen Freudenhüpfer.

 

Es ist Vorsicht geboten

Doch Vorsicht ist geboten. Denn auf der anderen Seite droht Trump mit höheren Zöllen auf Autos aus Europa, die weit gravierendere Folgen hätten als die Strafzahlungen auf US-Exporte nach China. Aus der US-Fertigung gingen 150 000 Wagen deutscher Hersteller ins Reich der Mitte, doch fast eine halbe Million Autos wurden aus Deutschland in die USA ausgeführt.

Sollte Trump seine Drohung umsetzen, hätten die deutschen Autobauer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie müssten entweder die Preise in den USA erhöhen und würden dadurch gewiss viele Kunden verlieren oder die Last der Zölle selbst tragen und damit auf Gewinne verzichten.

Voraussage zu Trump-Reaktions kaum möglich

Es sieht wie ein Bittgang aus, wenn Spitzenmanager von BMW, Daimler und VW nun nach Washington reisen, um den US-Präsidenten doch noch umzustimmen. Zwar ist generell schwer vorherzusagen, wie Trump reagieren wird, weil seine Entscheidungen sprunghaft und oft nicht allzu sehr durch Fakten untermauert sind. Doch nach den bisherigen Erfahrungen dürften die Chancen nicht allzu groß sein.

Schon nach der Wahl Trumps reisten die deutschen Autobosse nach Washington, um dem Dealmaker im Weißen Haus klarzumachen, wie wichtig ihre Fabriken für die US-Wirtschaft sind. Einen Nachholbedarf an Fakten gibt es also nicht. Hinzu kommt, dass der US-Präsident dringend eine Erfolgsmeldung braucht, weil General Motors ausgerechnet dort massiv Stellen streichen will, wo Trump vor seiner Wahl ein Jobwunder versprochen hat. Was läge da näher, als den größten US-Autobauer zu unterstützen, indem die ausländischen Anbieter geschwächt werden.