Die Stuttgarter Kickers haben die Wahl zwischen Rouven Sattelmaier und Carl Klaus, dessen Sperre abgelaufen ist. Horst Steffen, der Trainer des Fußball-Drittligisten, will seine Entscheidung bislang noch nicht bekannt geben.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Der kluge Mann baut vor. Das tut auch der Kickers-Trainer Horst Steffen. Und der sagt zur anstehenden Torwartfrage: „Die werde ich wahrscheinlich auch am Donnerstag noch nicht beantworten.“ Dann steht in Degerloch die obligatorische Pressekonferenz vor jedem Punktspiel auf dem Programm, und die Frage kommt so sicher wie die Partie beim SV Wehen-Wiesbaden: Wer steht am Samstag zwischen den Pfosten – Carl Klaus oder Rouven Sattelmaier? Steffen weiß momentan nur eines: „Es ist die schwerste Entscheidung, seit ich bei den Kickers bin.“

 

Einerseits hatte er zum Saisonstart in der dritten Liga überraschend den jungen Klaus favorisiert, weil er der Fußballphilosophie der Verantwortlichen näher kommt – nämlich spielerische Lösungen zu suchen. Selbst als Torwart im Zweifel so eine Art Libero zu sein. Doch nach zwei Platzverweisen hat sich der 21-Jährige erst einmal aus der Mannschaft gespielt, zumal der zweite als Wiederholungstat drei Spiele Sperre nach sich zog. „Weniger war nicht drin, selbst wenn man es gut mit mir meint“, gab der unbekümmerte Klaus zu. Nicht so gut meinte es in dieser Zeit der Kollege Sattelmaier, der die Chance nutzte und in allen drei Partien fehlerfrei hielt. Mehr noch: er kassierte bei seinen bisher sechs Einsätzen (inklusive dem WFV-Pokalspiel beim SSV Reutlingen) nur ein Gegentor, beim 2:1 in Kiel. Fazit des Trainers Steffen: „Ich muss mich zwischen gut und gut entscheiden.“

Für Rouven Sattelmaier spricht die zuletzt gute Teamform

Keine leichte Aufgabe, um die der Coach nicht zu beneiden ist. So sieht es auch der Abwehrchef Marc Stein, der diplomatisch erklärt: „Wir haben in Rostock gesehen, dass wir zwei sehr gute Torhüter haben.“ Dort hielt zunächst Klaus die Null, ehe dann nach der Roten Karte auch Sattelmaier in der Schlussphase mit einer Glanzparade den 1:0-Sieg rettete. Möglicherweise schiebt Stein deshalb doch noch nach: „Vielleicht hat der Rouven im Augenblick einen kleinen Vorteil.“

Die aktuell steigende Formkurve der gesamten Mannschaft in Verbindung mit der immer sicherer stehenden Hintermannschaft jedenfalls würden durchaus für den Ex-Heidenheimer sprechen, der im Sommer gefühlt auch als Nummer eins zu den Stuttgarter Kickers gekommen war, zumal er den Torwarttrainer Erol Sabanov noch aus gemeinsamen Tagen auf der Ostalb kennt. „Er ist stabil in seiner Leistung und strahlt Ruhe aus“, sagt der Torwartcoach. Doch wer Horst Steffen kennt, der weiß, dass solche Verbundenheit wenig zählt, sondern nur die Leistung.

Die Stammelf steht weitgehend

Auf allen anderen Positionen hat sich der Trainer inzwischen auf seine Stammformation festgelegt: So hat der Neuzugang Manuel Bihr erst einmal das Rennen gegen Hendrik Starostzik in der Innenverteidigung gemacht, oder Bentley Baxter Bahn auf der Außenposition Markus Mendler hinter sich gelassen. Und im Sturm stellt sich allenfalls die Frage, wer weichen muss, wenn Elia Soriano wieder zu hundert Prozent fit ist.

Doch wenn man die Leistung bei den Torhütern als Kriterium heranzieht, könnte man die Wahl des Schlussmannes auch auswürfeln. Das wird Steffen nicht tun. Und es wird auch keine Rotation zwischen den beiden Konkurrenten geben. „Ich habe die Entscheidung schon einigermaßen im Kopf“, sagt der Trainer. Fragt sich nur, wie? Nach dem ersten Platzverweis hielt er noch treu zu Klaus, das würde er vom Prinzip her sicher auch jetzt gerne tun; andererseits gibt es den englischen Fußballerspruch: Never change a winning team. Wenn es bei einem potenziellen Tausch zurück zu Klaus schiefgeht, droht die unweigerliche Frage: warum der Wechsel?

„Natürlich will ich gerne spielen“, sagt der mit 28 Jahren erfahrenere Sattelmaier, „der auch mal einen Ball ins Aus schlägt, wenn’s eng wird“, wie es der Teamkollege Marc Stein formuliert. „Aber entscheiden muss der Trainer.“ Spätestens bis Freitag, denn man kann davon ausgehen, dass Horst Steffen seinen Torleuten – zu denen ja auch noch Korbinian Müller als Nummer drei zählt – nicht nur das Vertrauen schenkt, sondern ihnen auch rechtzeitig vor dem Spiel in Wiesbaden reinen Wein einschenkt.