Im Fall einer am vergangenen Donnerstag auf dem Pragfriedhof getöteten 21-jährigen Frau hat die Polizei neue Beweise. Kriminaltechniker entdeckten Blut des Opfers an der Kleidung des Tatverdächtigen, der in Untersuchungshaft sitzt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Noch schweigt der 29-jährige Mann, der vergangene Woche eine Frau auf dem Pragfriedhof getötet haben soll. Doch die Ermittler der Kriminalpolizei können hoffen, dass er sich das vielleicht anders überlegt. Denn sie haben Spuren gefunden, die ihn stark belasten: An seiner Kleidung stellten Kriminaltechniker Blutreste fest, die höchstwahrscheinlich vom 21-jährigen Opfer stammen. Am Dienstag suchten die Beamten am Tatort weitere Spuren und Beweismittel, darunter das Handy der 21-jährigen Frau.

 

Ein Friedhofsgärtner schlug vergangenen Donnerstag Alarm, als er die getötete Frau auf dem Grabfeld 62 entdeckte. Sie lag hinter einer Hecke, an der ein breiter Fußweg entlangführt. Am gleichen Tag nahm die Polizei noch einen Tatverdächtigen fest. Die Ermittler hatten den 29-jährigen Stuttgarter zunächst nur als Zeugen befragt, weil er das Opfer kannte. „Dabei sagte er einige Dinge, von denen wir wussten, dass sie nicht stimmen konnten. Damit machte er sich in unseren Augen verdächtig“, erläutert der Polizeisprecher Thomas Geiger. Der Mann wurde deswegen mit aufs Polizeipräsidium genommen und verhört.

Die unmittelbare Umgebung des Fundorts der Leiche, der auch der Tatort gewesen sein soll, hatten bereits am Donnerstag Beamte der Einsatzhundertschaft abgesucht. Am Dienstag machten sie sich erneut an die Suche. Denn das Handy der Toten könnte irgendwo auf dem Friedhof oder auf dem Fluchtweg liegen, den der Täter von dort einschlug. „Freund des Opfers berichteten uns, sie sei nie ohne Handy aus dem Haus gegangen“, sagt Thomas Geiger. Da zudem feststellbar ist, wann das Handy sich zuletzt in welche Funkzelle eingewählt hatte, geht die Kriminalpolizei davon aus, dass die 21-Jährige es auch am Abend vor ihrem Tod eingesteckt haben muss.

Frau soll am Fundort getötet worden sein

Noch etwas wissen die Kriminalbeamten inzwischen über die Tatnacht – zumindest ungefähr: Sie kennen den Weg, auf dem der Tatverdächtige den Friedhof verließ. Das fanden Mantrailerhunde heraus. Diese spezialisierten Suchhunde können feinste Spuren aufnehmen und so eine Strecke nachverfolgen. Sie führten die Polizei vom Tatort über den Friedhof in Richtung Nordbahnhof. In diesem Viertel hat der 29-Jährige seine Wohnung. Festgenommen wurde er aber nicht dort. Als er befragt wurde, war er bei Bekannten in deren Stuttgarter Wohnung zu Gast.

Solange der Mann noch nichts zu den Vorwürfen sagt, geben Polizei und Staatsanwalt noch nicht viele Details zum Tatgeschehen preis. Nur so viel ist inzwischen bekannt: Die Frau soll am Fundort umgebracht worden sein, der genaue Zeitpunkt in der Tatnacht steht nicht fest. Sie sei an „multipler Gewalteinwirkung“ gestorben, ergab die Obduktion. Die 21-Jährige und Mann, gegen den nun wegen des Verdachts des Mordes ermittelt wird, kannten sich schon länger. Die 21-Jährige hatte im Sommer bei dem 29-Jährigen in Zuffenhausen gewohnt – bis es in dem Mehrfamilienhaus Anfang August brannte. Liiert war die 21-Jährige aber nicht mit dem Mann. Die Polizei ermittelt bei dem Brand in Zuffenhausen wegen Brandstiftung, bestätigte ein Sprecher. Es gebe aber keinen konkreten Tatverdacht. Der 29-Jährige war in der Vergangenheit mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Er fiel unter anderem durch Gewaltdelikte und vor gut zehn Jahren wegen Brandstiftung auf.