Trotz intensiver Ermittlungen bleibt der Mord an einer 75-Jährigen in Schwaikheim rätselhaft. Ein möglicher Tatverdächtiger sitzt in Untersuchungshaft. Die Polizei sucht weiter nach Beweismitteln und bittet um Hinweise.
Noch immer sucht die Polizei mit Hochdruck nach dem Täter, der eine 75-Jährige vor rund zwei Wochen auf ihrem Gartengrundstück zwischen Schwaikheim und Winnenden getötet hat. Im Laufe der Woche durchkämmten rund 90 Beamtinnen und Beamte einer Einsatzhundertschaft diverse Flurstücke im Umfeld des Tatorts in Schwaikheim auf der Suche nach der Tatwaffe oder anderen Beweismitteln. „Leider haben wir immer noch keine heiße Spur“, erklärt Polizeisprecher Robert Silbe. Auch ein Regenrückhaltebecken in Schwaikheim wurde auf mögliche Beweismittel hin durchsucht, nachdem Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs das Wasser abgelassen hatten.
Ententeich wird noch durchsucht
Eine geplante Suche im Schwaikheimer Ententeich wurde verschoben und soll voraussichtlich an diesem Freitag stattfinden. Noch offen ist, ob die Suche mit einem Boot und Stäben durchgeführt oder der Teich ebenfalls abgelassen wird. „Wir sind im Gespräch mit der Gemeindeverwaltung und klären, welche Maßnahme für die Durchsuchung am sinnvollsten ist“, erklärt Polizeisprecher Silbe.
Untersuchungen zur Tatwaffe und Todesursache
Zur Waffe und der genauen Todesursache wollte sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. „Wir haben mehr als 120 Spuren bearbeitet und warten zum Teil noch auf Ergebnisse, dazu kommen über 70 Hinweise aus der Bevölkerung, denen wir natürlich auch nachgegangen sind beziehungsweise nachgehen“, sagt Silbe. Er bestätigt auf Nachfrage, dass es im Laufe der Woche mindestens eine Hausdurchsuchung in Schwaikheim gegeben hat. Weiter wollte er sich dazu nicht äußern.
Verbindung zu Serientäter?
Noch immer in Untersuchungshaft befindet sich ein 24-jähriger Mann aus Waiblingen, dem mehrere Gartenhauseinbrüche, auch in Schwaikheim, vorgeworfen werden. Er wurde am 2. Oktober von Spezialkräften festgenommen. „Die Untersuchungshaft wurde wegen der Einbruchsserie und nicht wegen des Tötungsdeliktes angeordnet“, stellt Silbe klar. Allerdings werde der Mann auf mögliche Zusammenhänge mit der Tat überprüft. „Wir sind aber noch nicht zu einem Ergebnis gekommen, das ihn in Betracht ziehen oder ausschließen könnte“, so Silbe weiter. „Wir hoffen, dass wir bis Anfang kommender Woche zu einer abschließenden Beurteilung kommen.“
3D-Modell für bessere Ermittlungsansätze
Bislang gebe es aber auch aus dieser Richtung noch keine heiße Spur. „Ausschließen wollen wir ihn nach derzeitigem Sachstand auch noch nicht.“ Die kriminaltechnische Sichtung aller Spuren im Labor des Landeskriminalamtes sei noch nicht abgeschlossen. „Es stehen noch Ergebnisse aus, und wir hoffen, dass der Jackpot dabei ist.“ Ein Grund für die Verzögerung ist, dass die Kriminalbehörden aktuell auch in einem Mordfall in Göppingen ermitteln, bei dem ein 29-Jähriger in einer Bar erschossen wurde.
Die Kriminalpolizei arbeitet mit einem Team von durchschnittlich 40 Personen an dem Fall, zeitweise waren bis zu 140 Einsatzkräfte beteiligt. Am Mittwoch erstellten Mitarbeitende des Landeskriminalamtes ein dreidimensionales Abbild des Tatorts. Dieses 3D-Modell vermittelt den Ermittlern ein besseres Verständnis der räumlichen Gegebenheiten und ermöglicht es, das Geschehen am Tatort zu rekonstruieren und verschiedene Szenarien nachzustellen, erklärt Silbe.
Hinweise an die Polizei erbeten
Bislang wurden mehr als 30 Zeugen vernommen. Potenzielle weitere Zeugen, die sich noch nicht bei der Polizei gemeldet haben, sollten auf ihr Bauchgefühl hören: „Die Tat liegt zwar schon einige Zeit zurück, aber wenn jemandem etwas komisch vorkommt, sollte er sich besser einmal mehr an die Polizei wenden, als einmal zu wenig“, sagt Silbe. „Wir sind dankbar für jeden brauchbaren Tipp, auch wenn er vielleicht nicht zur heißen Spur führt“, betont der Polizeisprecher. „Jeder Hinweis ist eine Chance.“ Hinweise erbittet die Polizei unter der Telefonnummer 0 71 51 / 9 50-3 33.
Das Gewaltverbrechen hatte sich am Dienstag, 24. September, zwischen 14 und 19.30 Uhr ereignet. Das Grundstück, auf dem die Frau entdeckt wurde, liegt an einem Spazierweg, der in Verlängerung der Frauenstraße in Schwaikheim in Richtung Winnenden führt. Im Hinblick auf die Beerdigung der Verstorbenen hat die Gemeinde Schwaikheim eine Allgemeinverfügung erlassen, die es Medienvertretern während der Trauerfeier untersagt, den Schwaikheimer Friedhof sowie die dazugehörenden Parkplätze zu betreten, um „in Bild und Ton zu berichten“. Um mögliche Drohnenaufnahmen zu unterbinden, wurde auch der Luftraum in diesem Bereich in der genannten Zeit gesperrt. „Wir bitten Sie höflich, den ausdrücklichen Wunsch der Familie zu respektieren und von einer Berichterstattung zu diesem Anlass abzusehen“, hieß es in einem Schreiben der Verwaltung an die Medien.