Vor der Obduktion der im Fellbacher Freizeitbad F3 verunglückten 39-jährigen Frau befragt die Polizei Zeugen des Badeunfalls. Noch immer ist unklar, ob ein Mann sie beim Sprung ins Becken getroffen hat.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren. Mehrere Badegäste haben sich gemeldet, die bei dem Unglück am Sonntagnachmittag im Fellbacher Familien- und Freizeitbad Beobachtungen gemacht haben wollen. „Wir ermitteln den Geschehensablauf. Die Zeugen sollen uns helfen, damit wir uns ein Bild von dem Vorfall machen können“, sagt Polizeisprecherin Simone Weiland.

 

Noch immer ist völlig unklar, warum die 39-jährige Stuttgarterin am Unglückstag bewusstlos auf dem Beckenboden lag, wo sie gegen 15.15 Uhr von einem Badegast entdeckt wurde. In erster Linie geht es der Polizei jetzt um die Frage, ob der Sprung eines jungen Mannes die Ursache dafür war, dass die Frau unterging. Ein Zeuge hatte angegeben, dass kurz vor dem Unglück im Freibad ein etwa 20 bis 30 Jahre alter Mann vom Beckenrand ins Wasser gesprungen war und die Frau dabei getroffen hat. „Wir ermitteln aber in alle Richtungen. Denn wir wissen nicht, was am Sonntag tatsächlich passiert ist. Die Frau könnte ja auch beispielsweise einen Herzinfarkt gehabt haben“, sagt Simone Weiland. In welche Richtung sich die Zeugenaussagen bewegen, will die Polizeisprecherin aber nicht sagen. Auch nicht wann mit Ergebnissen der Obduktion zu rechnen ist, die die Staatsanwaltschaft für den gestrigen Mittwoch angeordnet hatte. „Wir geben keine Wasserstandsmeldungen heraus.“

Der Ehemann der verunglückten 39-Jährigen glaubt nicht an einen plötzlichen Herztod

Leonard K., der Ehemann der ums Leben gekommenen 39-Jährigen, glaubt nicht an einen plötzlichen Herztod. „Sie hatte keinerlei Vorerkrankungen“, erklärt er. Der 47-Jährige betont, dass er die andauernden Ermittlungen der Polizei nicht gefährden möchte, und er daher der Presse gegenüber „erst mal keine weitere Stellungnahme gibt“.

Das Unglück im F3-Bad hat längst eine weitere Dimension bekommen. Leonard K. hatte schwere Vorwürfe gegen das Personal des F3-Bads erhoben. Er beklagt, dass Fehler bei der Ersten Hilfe gemacht worden seien. Erst ein DRK-Rettungssanitäter habe die notwendigen Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet.

Das bestreitet Christopher Probst, einer der beiden Geschäftsführer des F3-Bads, nach wie vor. Er betont, dass alle nötigen Reanimationsmaßnahmen durchgeführt worden seien. Mehr möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Wir warten ab, bis das Obduktionsergebnis vorliegt – im Interesse der Belegschaft und der betroffenen Familie.“

Das Rote Kreuz gibt keine Auskunft zum Badeunfall

Licht ins Dunkel könnten der Rettungssanitäter und der Notarzt bringen, die die 39-Jährige übernommen haben. Doch das Rote Kreuz – zu dem die Integrierte Leitstelle Rems-Murr gehört, die alle Einsätze des Rettungsdienstes koordiniert – hält sich bedeckt: „Ich bitte um Verständnis, dass wir zu dem Badeunfall keine Auskunft geben“, sagt Ralf Lochmann, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes.

Die Leserin Heidemarie Herold hat sich bei unserer Zeitung gemeldet, weil sie auf Missstände im F3-Bad aufmerksam machen möchte. Sie hat vor 29 Jahren ihren damals 15-jährigen Sohn bei einem Badeunfall im alten Fellbacher Freibad verloren. Sie ist sensibilisiert, was das Thema betrifft. „Mit unserem Enkelsohn sind wir öfters im F3. Sowohl mein Mann als auch ich haben schon öfters über das lasche Verhalten der Badeaufsicht gesprochen. Vom Rand springende Kinder und Jugendliche werden nicht energisch genug ermahnt oder verwiesen. Vielleicht ändert dieser tragische Tod jetzt das Verhalten des Badeaufsichtspersonals“, sagt sie.