Seit Wochen ist die Bücherei Hemmingen nicht erreichbar. Schuld ist ein Anbieterwechsel – und ein Zuständigkeitshickhack, das darin gipfelt, dass der alte Provider den Anschluss einfach abgeschaltet hat.

Hemmingen - Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“ Das berühmte Zitat aus einem Lied von Georg Herwegh fällt eher im Zusammenhang mit Arbeitskämpfen, zugegeben. Geht es um die Hemminger Bibliothek, müsste es eher lauten: „Alle Leitungen bleiben still, wenn der Telefonanbieter es will.“ Seit Wochen ist die Bibliothek, zumindest telefonisch, von der Außenwelt abgeschnitten.

 

Der Gemeinde geht es wie vielen Privatkunden, die ihren Telefonanbieter wechseln und dabei feststellen, dass das Probleme mit sich bringen kann. Seit Ende Oktober ist die Leitung der Bücherei tot – und die Anschaltung durch den neuen Anbieter verzögert sich. Dem Bürgermeister Thomas Schäfer ist das Zuständigkeitswirrwarr vermutlich egal, er findet die Sache „alles in allem unglaublich“.

Schon im Frühjahr hatte die Gemeinde den Anbieterwechsel forciert, statt der Telekom sollte Vodafone Rathaus und Bibliothek versorgen. Ende Juli sollte der Wechsel vollzogen werden. Im Rathaus hat das laut dem Bürgermeister Thomas Schäfer auch mehr oder weniger problemlos geklappt. Und in der Bibliothek, dachte man bei der Gemeinde, auch. Bis man im Oktober bemerkte, dass die Telekom – der alte Anbieter – noch immer Rechnungen für die Bücherei stellte. Die Gemeinde hat daraufhin bei der Telekom nachgefragt, ob der Wechsel nicht wie geplant im Juli erfolgt sei. Am nächsten Tag, so Schäfer, habe die Telekom die Leitung ohne weitere Rücksprache einfach gekappt. „Die Bücherei hat uns informiert, dass plötzlich das Telefon nicht mehr funktionierte“, teilt Schäfer mit. „Wie gewünscht“, heißt es wiederum in einer Mail der Telekom an die Gemeinde, „haben wir den Anschluss abgeschaltet.“

„Sollte morgen wieder gehen“

Das ist der Ursprung des Problems, denn der neue Anbieter Vodafone teilte der Gemeinde mit, er werde die Leitung der Bibliothek erst zum 18. November anschalten. Ein Termin, der, wie sich inzwischen zeigt, nicht realistisch ist. Und obwohl auch die Telekom in einer Mail vom 27. Oktober verkündete, man werde den Anschluss wieder aktivieren („Sollte morgen wieder gehen“), tut sich: nichts.

Während die Telekom zu der Sache bislang offiziell nichts sagen kann („Die Prüfung läuft“, heißt es von einem Pressesprecher), schiebt das Telekommunikationsunternehmen in einer Mail an die Gemeinde die Schuld dem Rivalen Vodafone zu: „Wenn Sie zu einem anderen Anbieter wollen, hat der sich darum zu kümmern, wann der Anschluss bei uns abgeschaltet wird“, heißt es in Richtung der Gemeinde. Das habe „wohl nicht geklappt“.

Bei Vodafone ist man sich ebenfalls keiner Schuld bewusst – und schiebt den Ball zurück zur Telekom. Schon zum Mai sei der Wechsel der Bibliothek geplant gewesen, sagt der Pressesprecher Volker Petendorf. Dafür braucht Vodafone die Freigabe von Leitung und Nummer durch die Telekom. Die entsprechende Anfrage habe man an die Telekom gestellt – diese habe abgelehnt. Dafür, so Petendorf, sei keine Begründung nötig, über die Gründe könne man daher nur spekulieren.

Glaubt man dem Pressesprecher, hat Vodafone sieben Mal bei der Telekom nach dem Bibliotheksanschluss gefragt – und stets eine negative Antwort erhalten. Von der Abschaltung, so Petendorf, habe man zunächst nichts erfahren – nun aber die Telekom aufgefordert, „die Weiterversorgung wiederherzustellen“. Auch einen Eskalationsmanager habe man eingeschaltet. Dass die Leitung noch immer tot ist, kann Petendorf nicht verstehen: „Das ist innerhalb weniger Stunden machbar.“ Auch dass die Telekom die Leitung überhaupt abgeschaltet hat, findet er „rätselhaft“: „Warum sollte man das machen?“ Der kommunizierte Anschalttermin 18. November ist indes ebenfalls geplatzt. Nun ist der 25. November anvisiert – wenn alles klappt.