An diesem Sonntag, 21. Juli, endet die Tour de France erstmals nicht in Paris, sondern in Nizza – und Stuttgart ist dabei. Der Verleger Markus Hartmann und der Fotograf Niels Schubert erarbeiteten in Nizza eine Schau mit den schönsten Rennrädern.

Der Maler Walter Stöhrer, 1937 geborener Mitbegründer der Neuen Figuration in Deutschland und Anfang der 1980er Jahre neu entdeckt als Vater der Neuen Wilden, hatte sein Bianchi-Rennrad immer dabei, wenn er von Berlin aus in die Toscana aufbrach. Rahmen und alle Komponenten waren einzeln ausgesucht – das ideale Rad brauchte aus Stöhrers Sicht nicht nur einen idealen Zug, sondern auch einen idealen Ton. „Jedes Rad klingt anders“, war der im Jahr 2000 gestorbene Maler überzeugt. Und bestens hätte er sich mit dem Sammler Karl Heinrich austauschen können über jene Details, die ein Rennrad unverwechselbar machen und sie eine eigene Magie entwickeln lässt.

 

Rennräder sind auch Kunst – im Neo art&culture lab in Nizza Foto: Neo art&culture lab/Niels Schubert

Dieser Magie spürt der Stuttgarter Verleger, Fotospezialist und Kurator Markus Hartmann nun nach einer Premiere im Dezember 2023 mit der Schau „Che bellezza – Die schönsten Rennräder kommen aus Italien!?“ zum zweiten Mal nach. Nicht in Stuttgart dieses Mal, sondern in Nizza, dieses Jahr Zielort der Tour de France. An diesem Sonntag, 21. Juli, endet die Tour erstmals nicht in Paris, sondern in Nizza – und Stuttgart ist dabei. Wie das? Die Galerie VogelART aus München hat am Dienstag ihren neuen Raum in Nizza eröffnet – mit der Ausstellung „Tour de Cyclistes“ und als Koproduktion mit Hartmann Projects und dem Fotografen Niels Schubert (beide Stuttgart) sowie der K.S. Fischer Stiftung aus Hamburg.

Rennrad-Schönheiten unter sich Foto: Neo art&culture lab /Niels Schubert

Die Schau, sagt Markus Hartmann, lade ein, „in die glorreiche Ära des Radsports von den 1930er Jahren bis zu den frühen 2000er Jahren einzutauchen“ – mit einer Sammlung von 27 historischen Rennrädern aus Frankreich und Italien. Die Namen und Marken sind legendär: Alan, Bianchi, Gios Torino, Cinelli, Basso, Peugeot, Gitane, Bertin, Look, Mercier, Motobécane, Poulidor und andere. „Es geht um die Leichtigkeit, aber ebenso um die Schönheit dieser Räder“, sagt Hartmann.

Walter Stöhrer stellte sich seine Rennräder selbst zusammen Foto: Stöhrer-Stiftung/Stöhrer-Stiftung

Möglich wird die Schau durch die Sammlung Karl Heinrich in Reichenbach, aber auch durch Sammlungen in Stuttgart. Die Ausstellung endet wie die Tour an diesem Sonntag. Passend liegt das gerade eröffnete neo art & culture lab von Sebastian und Simon Vogel fast unmittelbar an der Strecke der Schlussetappe der diesjährigen Tour de France und in direkter Nähe zum Alten Hafen von Nizza. Walter Stöhrer hätte das gefallen. An diesem Freitag, 17. Juli, eröffnet die Galerie Schlichtenmaier in Stuttgart (Kleiner Schlossplatz 11) eine Schau mit einem Werkquerschnitt des Malers, für den früh feststand: Es gibt kein „oder“ im Umgang mit einem Rad von Bianchi, Colnago oder den feinen Cinelli-Linien, nur ein „und“. Die Schau „Tour de Cyclistes“ in Nizza unterstreicht es – und Stuttgart macht es wesentlich mit möglich.