Die malerische Rundstrecke von Kirchheim über die Limburg zum Neidlinger Wasserfall hat es in sich - Muskelkater inbegriffen.

Stuttgart - Der Statistiker bräuchte wenig Worte, um die Radtour von Kirchheim zu den Neidlinger Wasserfällen und zurück zu beschreiben: durchweg gut asphaltierte Wirtschaftswege, 32 Kilometer lang, tiefster Punkt 313 Meter über Meereshöhe, höchster Punkt, genau auf halber Strecke liegend, 509 Meter.

 

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Der Schöngeist müsste schon mehr Mühe darauf verwenden, ein treffendes Bild von dem Radausflug unter den Reußenstein zu malen: Er müsste mit verschlafenen Kirchheimer Vororten beginnen, dann wogende Felder und grüne Wiesen auf die Leinwand zaubern, den Weg schließlich mit Vulkankegeln, wie sie vulkankegeliger nicht sein könnten, säumen und letztlich die ganze, in wechselndes Licht getauchte Szenerie mit der feingliedrigen Burg Teck und deren trutzigem Gegenüber, der Burgruine Reußenstein, krönen.

Und doch wäre seine Komposition unvollständig, hätte er die tapferen Radler vergessen, wie sie sich zu Füßen ebendieser Burgruine um die Grillstelle versammeln und ihre mitgebrachten roten Würstchen über die Glut halten - Matteo (12), Yannic (13), Jürgen (12), Tobias (12), Julian (9) und Paul (10).

"Muskelkater, fertig"

Und noch eine Sichtweise gibt es: die Rückmeldung aus dem eigenen Körper, die Innensicht. Und die fasst Jürgen, wie seine mitradelnden Kumpel als Mitglied der Tischtennis-Schülermannschaft der TG Nürtingen nicht gerade untrainiert, nach überstandener Tour kurz und knapp zusammen: "Muskelkater, fertig."

Nun, bei dem stark verkürzten Fazit dürfte auch ein gewisser Stolz über die zuvor erstrampelte Leistung mitschwingen. Schließlich sind 32 hügelige Radkilometer zu Füßen der Schwäbischen Alb selbst für bewegungshungrige Zehn- bis Zwölfjährige kein Pappenstiel.

Sicher ist aber auch: ohne die Aussicht auf eine zünftige Grillpause am Umkehrpunkt der Tour hätten die Jungs sicherlich nicht so engagiert in die Pedale getreten. Dass die ersten 16 Kilometer durch eine nicht nur optisch, sondern auch topografisch überaus abwechslungsreiche Landschaft führen, mag das Auge des erwachsenen Radfahrers erfreuen. Der Streckenverlauf drängt den Nachwuchs aber angesichts der fünften, wenn auch leidlich sanften Steigung zur wiederholten Frage, wann denn nun endlich die versprochene Grillstelle komme.

Noch eine weitere Sicht auf die Radtour

Sie kommt. Und mit ihr kommen auch die Lebensgeister wieder. Yannic hat sogar noch so viel Kraft, das Rad für den Fotografen in Siegerpose hochzustemmen - wohlgemerkt, bevor die Grillwürstchen fertig sind. Danach geht alles wie von selbst. Aus der spontanen Abstimmung, entweder die 250 Meter über dem Grillplatz drohende Burgruine oder die zehn Kilometer talwärts lockende Eisdiele in Weilheim zu stürmen, gehen Erdbeerbecher, Banana-Split, Milchshake und Co. als Sieger hervor.

Und plötzlich rollt es auch wie von selbst. Auf sanftem Gefälle surren die Reifen an der Lindach entlang hinein nach Kirchheim. Durch die Kirchheimer Vororte schlängelt sich der Weg zwar durch beruhigte Wohngebiete, doch der verwinkelte Streckenverlauf erfordert viel Aufmerksamkeit.

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Nach 32 flotten Radkilometern in den Beinen, zwei roten Würstchen und einem leckeren Eis im Magen sowie mit vielen spannenden Eindrücken im Kopf gibt es noch eine weitere Sicht auf die Radtour. Die Gesamtsicht. Hier ist sie: Matteo: "Witzig, sehr interessant." Yannic: "Sehr gut." Tobias: "Bergab war Spaß." Julian: "Hat Spaß gemacht." Paul: "Aua, Füße." Das ist die schwäbische Variante dessen, was Jürgen auch schon gesagt hat.

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Paradiesische Zustände

Selbstbewusstsein: Die Starthöhe des Rundkurses liegt laut VVS-Tourenplan auf 313 Meter, die Zielhöhe auf 314 Meter. Mit anderen Worten: man gewinnt einen Meter. Das muss am gestiegenen Selbstbewusstein liegen.

Kirschenparadies: Die Tour führt mitten durch das schwäbische Kirschparadies. Rund um Neidlingen wachsen 20.000 Kirschbäume.