Herkömmliche Fahrräder darf man nicht immer in Bussen und Bahnen mitnehmen. Das Faltrad bietet eine Alternative: Es gilt als Gepäckstück. Deshalb ist es der ideale Begleiter für die Tour de Region durch die Stuttgarter Innenstadt.

Stuttgart - Wald, Wiesen, Aussichtspunkte – diese Tour bietet alles, was von einer Strecke erwartet wird, die weit draußen in der Region verläuft, und doch sind wir in der Großstadt Stuttgart unterwegs. Vom Feuersee in Stuttgart-West über Botnang und Feuerbach zurück bis zum Hauptbahnhof führt die Etappe, die wir mit einem ungewöhnlichen Fortbewegungsmittel bewältigen: dem Faltrad. Oder genauer gesagt: mit Bus, Faltrad und Stadtbahn. Das nämlich ist der Vorteil des besonderen Zweirads: Da es zusammengeklappt werden kann, gilt es als Gepäckstück, für das es keine Beschränkungen bei der Mitnahme in Bussen und Bahnen gibt. Selbst im ICE hat es Gudrun Zühlke dabei, wenn die Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Deutschland unterwegs ist. „Das sind ideale Räder für eine kombinierte Nutzung“, sagt sie. Davon wollen sich die Mitradler überzeugen: Stuttgarts Bürgermeister Werner Wölfle (Grüne), der mehrmals in der Woche im Sattel sitzt, und vom Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) der Geschäftsführer Thomas Hachenberger, der sich als Hobbyradler bezeichnet.

 

In weniger als 30 Sekunden ist das Faltrad zusammengebaut

Die Tour startet mitten in der Stadt. An der Haltestelle Feuersee steigen wir in die Linie 92, das Faltrad heben wir ohne große Kraftanstrengung in den Bus, in dem es wie ein Koffer an der Tür oder neben dem Sitz abgestellt wird. Am Parkplatz Birkenkopf steigen wir aus und haben in weniger als einer halben Minute aus dem Gepäckstück ein Rad gemacht: Gabel aufklappen, Sitzhöhe einstellen, Lenker positionieren, Pedale ausklappen, Verschlüsse arretieren – vor allem Letzteres sollte sich als wichtig herausstellen, aber dazu später mehr.

Einen Überblick über alle Touren gibt die interaktive Karte:

Vom Parkplatz aus nehmen wir den abschnittsweise steilen Weg zum Birkenkopf hinauf, der sich dank der Sieben-Gang-Schaltung mit vertretbarem Aufwand bewältigen lässt. Abwärts biegen wir unten rechts ab in den Wald hinein in Richtung Botnang. Der Stadtteil lässt sich erreichen, indem man auf der Höhe bleibt und rechter Hand den Sand- und Gallenklingenweg benutzt oder sich geradeaus und leicht links hält und dann am Metzgerbach entlang nach Botnang kommt. So oder so erreicht man den Waldweg oberhalb der Tennisplätze. Auf dem Talwiesen- und dem Lina-Hähnle-Weg geht es durch das Feuerbacher Tal, das an diesem sonnigen Vormittag (ja, es gab auch solche Tage) wie eine Idylle wirkt. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Häuser von Feuerbach. Die Burgherrenstraße führt in den Stadtbezirk, den man durchquert, um an den Bahnhof zu kommen. Vorsicht ist am viel befahrenen B-295-Abschnitt der Stuttgarter Straße geboten: hier unbedingt den Radweg und die ampelgesteuerten Überwege benutzen.

Zwiespältige Eindrücke im Schlossgarten

Auf dem Platz vor dem Feuerbacher Bahnhof halten die Stadtbahnen der Linien U 6 und U 13, die uns und die gefalteten Räder zum Pragsattel bringen (was uns einige Höhenmeter spart). Von dort oben durchqueren wir den Leibfried’schen Garten hinunter zum Löwentor, radeln auf den Wegen durch die Wiesen des Rosensteinparks (links liegt die Wilhelma) zum gleichnamigen Schloss und von dort durch den Schloßgarten zurück zum Hauptbahnhof (S-Bahn- oder Regionalzuganschluss) und in die Innenstadt. Das ist eine Fahrt, die zwiespältige Eindrücke hinterlässt: hier Natur pur inmitten einer Großstadt, dort die unübersehbaren Wunden, die die Stuttgart-21-Arbeiten dem Park zufügen.

Vom Faltrad, das in einer gemeinsamen Aktion von VVS und ADFC zu einem Preis von 799 statt 849 Euro angeboten wird, sind wir angetan: Es hat sich als gut ausgestattetes, wendiges Stadtvelo mit hohem Spaß- und Nutzfaktor erwiesen. Aber: eine Ungeschicklichkeit des Fahrers und ein fehlender und nicht ersetzter Sicherungsbolzen beim Verschluss des Lenkers eines der viel benutzten Vorführräder führten zu einem Sturz. „Das ist uns bisher noch nie passiert“, versichert die Vielfahrerin Gudrun Zühlke. Und die Tour? „Einfach toll, sie bietet interessante und vielfältige Eindrücke“, sagt Wölfle. Wer sie mit einem normalen Fahrrad (und ohne die Fahrt in Bus oder Bahn) abstrampeln will, dem steht der VVS-Radroutenplaner zur Verfügung.