Auf der Trasse des früheren Josefsbähnles kann man bequem auf dem Rad den Berg zwischen dem Fils- und dem Remstal überwinden. Es sei denn, man wählt den Weg über den Hohenstaufen, dann wird’s steiler.

Göppingen - Sie ist eine Tour der Berge, aber trotzdem keine Bergtour, die Strecke von Göppingen nach Lorch. Wenngleich sportlich ambitionierte Radler oder solche, denen eine grandiose Aussicht der Mühe wert ist, eine ordentliche Bergetappe einfügen können. Denn die Fahrt durch das Albvorland führt zu den drei Kaiserbergen: zum Hohenstaufen, zum Rechberg und zum Stuifen. Und während man die beiden letzteren der sogenannten Zeugenberge eher aus der Ferne und von unten bestaunt, geht es auf den Hohenstaufen ein beträchtliches Stück hinauf – so man will.

 

Man radelt aber auch hinein in die lokale Eisenbahngeschichte und schlägt gewissermaßen einen Bogen von der Vergangenheit bis in die Zukunft. Denn zurzeit verlässt man das Gebiet des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) noch, wenn man von der Landeshauptstadt aus mit der Regionalbahn – und eben noch nicht mit der S-Bahn – zum Startpunkt nach Göppingen-Faurndau fährt. Doch bald wird der Kreis Göppingen mehr oder weniger in den VVS integriert, und sogar der Endpunkt der Tour in Lorch, der im Ostalbkreis und damit außerhalb der Region Stuttgart liegt, soll bis zum kommenden Jahr ein bisschen in den VVS eingegliedert werden, was den Fahrkartenkauf erleichtern wird.

Einen Überblick über alle Touren gibt die interaktive Karte:

Immer auf dem Josefsbähnle entlang

Doch zunächst wird es historisch. Am Faurndauer Bahnhof ausgestiegen, wendet man sich nach rechts in die Unterführung und fährt danach wieder nach rechts an der  Brückenrampe entlang (die Radwegschilder einfach nicht beachten). Auf der Salamanderstraße führt der Weg zum alten Bahnhof Faurndau-Nord. Auch wenn der Name großstädtisch anmutet, er bezeichnet nur eine Station des Josefsbähnles oder Klepperles, wie der Volksmund die Hohenstaufenbahn zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd bezeichnete. Sie wurde vor fast 30 Jahren stillgelegt. Die Trasse wurde asphaltiert, und da Bahnen keine steilen Strecken vertragen, überwinden die Radler heute auf der alten Gleisstrecke bequem den Berg zwischen dem Fils- und dem Remstal.

Der Einstieg in diesen Josefsbähnle-Radweg: am alten Bahnhof links abbiegen und sich kurz darauf noch einmal nach links wenden. Das Ziel ist ein Weg, der am Bach entlangführt. Von jetzt an ist die sehr moderat ansteigende Strecke gut ausgeschildert. Schon Rechberghausen, der erste Ort auf dem Weg, lädt zu einer Rast ein. Nicht nur, weil dort ein Biergarten lockt, sondern auch, weil die Strecke das alte Gartenschaugelände streift, das sich in ein Seitental schmiegt. „Landschaftspark Grüne Mitte“ hat man das Areal etwas hochtrabend getauft, immerhin kann man dort an einem Teich, einem Bach oder einem Spielplatz picknicken und, als Abwechslung zum Radfahren, auf einem Rundweg auf einen Hügel spazieren. Dort bietet ein Turm einen weiten Blick über die Landschaft.

Das Gartenschaugelände lädt zur Rast ein

Der Weg führt weiter nach Birenbach. Das Ortsbild prägt eine barocke Wallfahrtskirche, erbaut von 1690 bis 1698. Es lohnt sich, dafür vom Radweg abzubiegen. Kurz darauf, am Ortseingang von Wäschenbeuren, schlägt die Stunde der Wahrheit: Hinauf auf den Hohenstaufen oder dran vorbei? Hier trifft die Stauferroute auf die Drei-Kaiserberg-Route, und man muss sich entscheiden: Wem der Berg zu anstrengend ist, der fährt geradeaus weiter. Wer sich aber von der Aussicht auf die Aussicht locken lässt, der wendet sich nach rechts und findet gleich hinter Wäschenbeuren zunächst die Chance für eine letzte Rast vor dem Aufstieg: einen Spiel- und Grillplatz, schön an einem Bach gelegen.

Die Stunde der Wahrheit

Dann wird es für Untrainierte happig. Um den Hohenstaufen zu erklimmen, sind die kleinen Gänge nötig. Dafür erreicht man oben Aussichtspunkte, die den Blick kilometerweit frei geben über das Filstal und das Voralbgebiet. Und wer trotz der Anstrengung noch Lust auf Kultur hat, der kann sich im Dorf Hohenstaufen im Staufermuseum, gewissermaßen am Ursprungsort der Dynastie, deren Aufstieg zu Macht und Ruhm ansehen.

Und dann geht es bergab. Wer dabei dem Drang zum Rasen widersteht, hat einen schönen Blick auf den Stuifen und den Rechberg. Auch das nächste Etappenziel erinnert an das Mittelalter: das Wäscherschloss in Wäschenbeuren aus der Stauferzeit. Im Hof kann man sitzen und etwas trinken, in dem Gemäuer selbst gibt es eine kleine Ausstellung über das Mittelalter.

In sanftem Gefälle rollen die Räder nun durch ein hübsches Seitental der Rems kilometerlang dem Flüsschen zu bis nach Lorch hinunter, wo den Besucher eine malerische Klosterkulisse empfängt. Gut 27 Kilometer hat der Radler dann schon in den Beinen, er sollte sich davon aber nicht abhalten lassen, noch die letzte kleine Steigung hinauf zu der von den Staufern gestifteten Benediktinerabtei aus dem 12. Jahrhundert oberhalb von Lorch zu erklimmen. Zumal in deren Innenhof ein Café dazu einlädt, die Tour gemütlich ausklingen zu lassen. Und man darf ja, schließlich hat das Radeln einige Kalorien gekostet.

Von nun an geht’s bergab