Es gibt viele malerische Ecken in der Region Stuttgart, wobei eine der malerischsten ohne Zweifel die Gegend rund um die drei Kaiserberge im Kreis Göppingen ist. Eben dort spielt diese Etappe der Tour de Region, die auf Schusters Rappen von Lorch bis nach Hohenstaufen – und für trainierte Wandersleut’ – weiter bis nach Göppingen führt.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Göppingen/Lorch - Es gibt viele malerische Ecken in der Region Stuttgart, wobei eine der malerischsten ohne Zweifel die Gegend rund um die drei Kaiserberge im Kreis Göppingen ist. Eben dort spielt diese Etappe der Tour de Region, die auf Schusters Rappen von Lorch bis nach Hohenstaufen – und für trainierte Wandersleut’ – weiter bis nach Göppingen führt.

 

Mit dem Zug ist das zum Ostalbkreis zählende, aber tickettechnisch längst in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart integrierte Lorch gut zu erreichen. Vom Bahnhof sind es rund zehn Gehminuten hinauf zum gleichnamigen Kloster, das weithin sichtbar auf der Höhe über dem Remstal liegt. Eine Stippvisite dorthin lohnt sich zum Auftakt allemal, auch wenn der 1102 von den Staufern als Familiengrablege begründete Bau einen längere Aufenthalt wert ist. Zwar lag die Blütezeit des Benediktiner-Klosters im späten Mittelalter. Aber noch heute kann die reizvolle Anlage mit Kirche, Klausur, Wirtschaftsgebäuden und Klostergarten täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden (nähere Informationen unter www.kloster-lorch.de). Und das passt so recht, wenn man einen Hauch von Geschichte atmen und in eine besondere Atmosphäre eintauchen möchte.

Auf den Spuren der Staufer

Überhaupt macht das mit den Reiz speziell dieser Strecke aus: nämlich in wunderbarer, sehr abwechslungsreicher Landschaft auf den historischen Spuren des so bedeutsamen Staufer-Geschlechts und seines Kaisers Barbarossa zu wandeln. Dabei ist die Orientierung in diesem Fall in aller Regel nicht sonderlich schwer, führt die Etappe doch entlang eines bis auf wenige Ausnahmen nahezu perfekt ausgeschilderten Hauptwanderweges des Schwäbischen Albvereins – folgend einem roten Balken mit schwarzem Schriftzug HW 7.

So geht es vom Kloster wieder hinunter, durch Lorch hindurch und dann einem kräftigen Aufstieg gen Oberkirneck zu. Gut möglich, dass einem dort der eine oder andere Golfball um die Ohren fliegt, da der Weg mitten durch die Grünanlage mit ihren Sandbunkern führt. Doch dem Vernehmen nach ist noch kein Wanderer oder Radler zu schaden gekommen. An diesem Nachmittag Mitten in der Woche hält sich der Andrang auf dem Platz in Grenzen, so dass das fußläufige Tandem mit dem VVS-Chef Horst Stammler als kenntnisreichem Führer nach kurzer Frist schon den Wäscherhof samt Wäscherschloss erreicht (Hintergründe und Öffnungszeiten hier). Stimmt die Legende, hat der Kaiser Rotbart dort einer Wäscherin, die es ihm angetan hatte, eine Art Liebesdomizil erbaut. Sie gilt heute als ein Paradebeispiel einer „Stauferburg“ – mit einer gewaltigen, über einem Sechseck errichteten Mauer aus Buckelquaderwerk und einem wehrhaften Wohnhaus in der Mitte.

Herrlicher Blick vom Hohenstaufen

Von der Wäscherburg geht’s nun hinunter und durch das idyllische Tal des kleinen Beutenbachs, dann wieder hinauf nach Maitis und weiter gen Hohenstaufen. Der Aufstieg auf 684 Höhenmeter erfordert ein wenig Kondition – doch die formidable Aussicht bis hinüber zum Fernsehturm nach Stuttgart entschädigt allemal. Der markante, weithin sichtbare Kegel, ein vorgelagerter Zeugenberg der Schwäbischen Alb, der zusammen mit dem Rechberg und dem Stuifen die Drei-Kaiserberge bildet, hat von Ferne schon den Weg gewiesen. Jetzt stehen die Wanderer an der Ruine der Stammburg der Staufer, an der ehemaligen Burg Hohenstaufen – und genießen den Blick. Auf großen Bänken kann man Beine und Seele baumeln lassen. Und die renovierte Gaststätte lädt, wenn auch nicht an allen Tagen, zudem zur Rast ein. Wer vor verschlossenen Türen steht, findet unten im gleichnamigen Dorf ebenfalls gute Verpflegungsmöglichkeiten.

Im Örtchen Hohenstaufen, direkt am Abstieg vom Gipfel, steht denn auch die Barbarossakirche, die Ende des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Die Westfassade ist mit den Wappen der staufischen Herrschaftsgebiete, Ministerialengeschlechter und sieben Kurfürsten versehen. Hinter dem Altar befindet sich ein Fenster mit dem Bildnis des Imperators, wie es in der Fußnotte heißt: ausgestattet mit Königskrone, rotem Mantel und einem Schwert.

Vorsicht: nicht vom Weg abkommen

Gut zehn Kilometer Weges sind nun seit dem Start vor gut zwei Stunden absolviert – und wem die Sohlen brennen, der kann sich bequem mit dem Bus nach Göppingen bringen lassen. Wer aber Kräfte freisetzen mag und eine 20-Kilometer-Etappe nicht scheut, der folgt nun dem Jakobsweg und dem Glaubensweg nach Göppingen. Die Ausschilderung lässt hier bisweilen etwas zu wünschen übrig; vor allem bei der „ Wanne“ ist acht zu geben, um nicht plötzlich auf dem Weg gen Eislingen zu landen.

Denn Göppingen ist, keine Frage, ein lohnenswertes Ziel mit seiner schmucken Fußgängerzone – und der Oberhofenkirche am Alten Friedhof als ältestem Bauwerk der Stadt. Der Grundstein für die spätgotische Hallenkirche wurde 1436, damals noch außerhalb der schützenden Stadtmauern, gelegt, an einem Platz, der freilich schon viel früher besiedelt war. Ein Katzensprung ist’s dann noch bis zum Bahnhof – mit Anschluss nach Stuttgart, der einen wunderbaren Wandertag zu Ende gehen lässt. Wie sprach Barbarossa einst: „Der ist nie recht dankbar gewesen, der aufhört, dankbar zu sein“. In diesem Sinne . . .