Die Jakobswegetappe von Winnenden nach Weinstadt-Endersbach beginnt mit einem kulturellen Höhepunkt: dem Jakobsaltar in der Schlosskirche. Später erwartet die Wanderer ein weiter Ausblick auf das Remstal vom Korber und Kleinheppacher Kopf aus.

Winnenden/Weinstadt - Nach der Ankunft am Bahnhof in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) gilt es erst einmal, auf den Jakobsweg zu kommen, denn der Pilgerpfad streift nicht das Bahnhofsgelände. Das Muschelzeichen, das später den Weg weisen wird, sucht man dort also vergeblich. Doch den Einstieg zu finden ist nicht sonderlich schwer. Immer der Nase nach geht es über die Kornbeckstraße und über die ehemalige B 14 am Kronenplatz und dann stracks weiter die Marktstraße hinauf. Der vor einem aufragende Torturm gehört zu den Überresten der mittelalterlichen Stadtbefestigung und war einst der Haupteingang. Früher schmorten dort oben Tunichtgute in der Gefängniszelle, heute beherbergt er das Museum der Stadt und kann für Feiern gemietet werden.

 

Am Marktbrunnen, den eine Skulptur Karl Ulrich Nuss’ ziert, laden Cafés zum Verweilen ein. Das Werk des Weinstädter Künstlers stellt den Minnesänger Gottfried von Neuffen und das Winnender Mädle dar, das er in einem seiner Lieder besungen hat. Doch wir sind erst am Anfang unserer Tour. Daher wenden wir den Blick von dem bronzenen Liebespaar ab und biegen rechts in die Schlossstraße ein. Von nun an leitet uns das Muschelsymbol.

Das Winnender Schloss ist nicht zu verfehlen

Das mächtige, gelbe Gebäude des Winnender Schlosses, in dem eine psychiatrische Klinik untergebracht ist, wäre aber auch so nicht zu verfehlen. Ein Steindenkmal im Park erinnert an den treuen Mops des württembergischen Prinzen Karl Alexander, der, so die Überlieferung, nachdem er bei einer Schlacht gegen die Türken in den Jahren 1717/1718 vor Belgrad von seinem Herrn getrennt wurde, nach Winnenden in nur elf Tagen heimlief. Die Anlage ist öffentlich zugänglich. Doch Hunde aus Fleisch und Blut müssen draußen bleiben.

Unseren vierbeinigen Begleiter zieht es an diesem warmen Frühlingstag aber ohnehin mehr hinunter zum Zipfelbach, um ein kühles Bad zu nehmen. Doch der Hund muss sich gedulden, denn man sollte sich nicht den Jakobsaltar in der Schlosskirche entgehen lassen, den kulturellen Höhepunkt der Tour. Seine in Holz geschnitzten Reliefs zeigen Szenen aus der Legende des Heiligen. An der Klinikpforte bekommt, wer sich zuvor telefonisch angemeldet hat (0 71 95/58 92 97 2) und seinen Personalausweis hinterlegt, einen Schlüssel für die Schlosskirche. Wohl dem Wanderer mit Hund, der noch einen zweibeinigen Begleiter wie Frank Bodenhöfer vom Verkehrsverbund Stuttgart dabeihat, um den Schlüssel dort abzuholen

An der Jakobslinde vor der Winnender Schlosskirche ist ein Wegweiser angebracht der auch Entfernungen zu Städten entlang des Pilgerpfades angibt. Weinstadt-Endersbach mit seiner vergleichsweise popeligen Streckenlänge von zehn Kilometern ist nicht angegeben im Gegensatz zu den 858 Kilometern bis nach Le Puy und den 2345 Kilometern bis ans Ziel in Santiago de Compostella. Unsere Wanderstrecke kommt uns plötzlich wie ein Katzensprung vor.

Am Bachlauf entlang marschieren wir in Richtung Winnenden-Hanweiler. Unser hündischer Begleiter ist klar im Vorteil: Er kann sich im Wasser abkühlen, wir nicht. Es sei denn, wir hätten Badesachen eingepackt, dann böte das Wunnebad daneben eine Alternative. Aber es geht auch ohne, denn übermäßig schweißtreibend ist der weitgehend ebene Weg im Zipfelbachtal nicht, und den steilsten Anstieg der Etappe auf den Hanweiler Sattel hinauf legen wir auf schattigen, kühlen Waldwegen zurück.

Abstecher zum Korber Bibelgarten möglich

Am Parkplatz des Schützenhauses angekommen, bietet sich ein lohnenswerter Abstecher nach Korb in den Bibelgarten an – sofern man einen knapp halbstündigen Ab- und späteren Aufstieg nicht scheut. Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde haben ihn im Pfarrgarten nahe der Kirche mit Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden, angelegt und mit passenden Zitaten versehen. Auch hier sind Hunde allerdings verboten. Doch nach eigener Erfahrung stört sich niemand daran, wenn man sein Tier trotzdem mit hineinnimmt und am Eingangstor dann warten lässt. Davor gibt es keine Möglichkeit dazu.

Wieder auf dem Jakobsweg wandern wir durch Weinberge weiter. Weit reicht die Sicht über das Remstal. Über Kleinheppach geht es auf Endersbach zu. Dabei lohnt es sich auch einen Blick auf den Korber und Kleinheppacher Kopf zurückzuwerfen.