Tourismus-Auszeichnungen Abfuhr vom Land für die „Schwarzwald-Marie“

Lotsin per Smartphone: die „Schwarzwald-Marie“ Foto: Jens Großkreuz/Schwarzwald Tourismus

Noch hoffen die Schwarzwald-Werber auf den Deutschen Tourismuspreis. Doch bei einem Wettbewerb im Land ist ihre KI-Botschafterin schon gescheitert – trotz hoher Förderung.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Mit Künstlicher Intelligenz (KI) will die Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft bekanntlich den Deutschen Tourismuspreis gewinnen. Ihre „KI-Marie“ – eine digitale Markenbotschafterin – gelangte an allen Bewerbungen vorbei bereits in der zweiten Runde ins Finale. Doch dann kamen Zweifel auf, ob die Anwendung wirklich schon marktfähig ist und damit die Teilnahmebedingungen des Deutschen Tourismusverbandes erfüllt. Bis zum 20. Oktober, der nächsten Etappe, müssen die Freiburger nun nachweisen, dass der Dialog per „Chatbot“ funktioniert – was sie zu schaffen glauben.

 

Nun wird bekannt, dass die gleiche „KI-Marie“ bei einem anderen Wettbewerb bereits gescheitert ist.

Auch bei dem relativ jungen Innovationspreis Tourismus des Tourismusverbandes Baden-Württemberg hatten sich die Schwarzwälder beworben. Dort gibt es diesmal eine Kategorie „Smarte Technik“, bei der wegweisende Lösungen mit neuen Technologien ausgezeichnet werden. Ausdrücklich genannt werden Künstliche Intelligenz und Datenmanagement, zwei Grundlagen des Digitalangebots der Freiburger.

Nicht genug Stimmen für die Endauswahl

Doch in der Jury erreichten sie laut einem Sprecher der Tourismus-Marketinggesellschaft TMBW „nicht die erforderliche Mehrheit an Stimmen, um in die Endauswahl zu gelangen“. Offenbar gab es auch dort Zweifel, ob das Projekt bereits ausgereift genug sei. Bei der Verleihung im Januar 2026 auf der Tourismusmesse CMT gehen Geschäftsführer Hansjörg Mair und seine Kolleginnen somit leer aus. Die Landesjury ist hochrangig besetzt: Vorneweg gehören ihr der baden-württembergische Tourismus-Präsident und Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Rapp (CDU) sowie die TMBW-Geschäftsführerin Christine Schönhuber an, die aktuell auch in der Jury des Deutschen Tourismuspreises sitzt; dazu kommen Branchenvertreter aus Verbänden, Kammern und Hochschulen.

Die Abfuhr durch die Jury wiegt umso schwerer, als das Projekt „Schwarzwald-Marie“ in den vergangenen Jahren vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium mit etwa 800 000 Euro gefördert wurde. Laut einer Sprecherin des Ressorts von Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) wurden in diesem Zusammenhang drei Förderanträge des Schwarzwaldes bewilligt: im Jahr 2021 über 67 000 Euro für die Datengrundlage, später dann gut 445 600 Euro für eine „Multimodale Markenkampagne“ bis März 2026 sowie über 288 800 für die Internationalisierung der KI-Figur mit Blick auf die Märkte Großbritannien und Spanien; dieses Projekt laufe noch bis Jahresende. Die Gelder stammen der Ministeriumssprecherin zufolge aus Tourismusmitteln innerhalb der Digitalisierungsstrategie des Landes.

Keine Spur von Selbstzweifeln

Auf Landesebene wird die „Schwarzwald-Marie“ also aussortiert, auf Bundesebene aber will sie trotz Bedenken gewinnen – diese Konstellation dürfte in der Tourismus-Branche mit Spannung beobachtet werden.

Selbstzweifel hatte der Chefwerber Mair bisher nicht erkennen lassen: „Ja, wir machen es spannend“, hatte er gesagt, aber am Ende werde man die Bedingungen des Deutschen Tourismuspreises erfüllen.

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