Das Landratsamt hat den „sanften Tourismus“ im Kreis im Blick. Schwerpunkte liegen unter anderem auf Wandern und Radfahren. Bis in zwei Jahren soll ein qualifiziertes digitales Portal für Tourismusangebote entwickelt werden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Spanien vor Italien, danach mit einigem Abstand Österreich und die Türkei – so lauten die aktuell liebsten Auslandsreiseziele der Deutschen. Doch nicht nur wegen der Temperaturen in diesem Sommer gilt ganz besonders für den Rems-Murr-Kreis: „Warum in die Ferne schweifen...?“, denn das Adäquate liegt dort doch so nah.

 

Kaum jemand dürfte das so gut beurteilen können wie Daniela Callenius. Sie teilt sich beim Waiblinger Landratsamt mit Birgit Orner die Stelle der Tourismusbeauftragten und sagt: „Wir haben hier im Landkreis viel zu bieten: Natur pur im Schwäbischen Wald, Spitzenweine und jede Menge Attraktionen im Remstal“ – so viel zu erleben und entdecken, dass ein Urlaub dafür bei weitem nicht ausreiche.

Natürlich gebe es Möglichkeiten, mehrere Wochen mit Übernachtungen in Hotels oder Ferienwohnungen im Rems-Murr-Kreis zu verbringen, doch der klare Fokus der Bemühungen sei auf Tagestouristen und „sanften Tourismus“ gerichtet, räumt Daniela Callenius ein. Zudem setze man auf Kooperationen mit den Nachbarkreisen, um den Naherholungssuchenden die Region auch über die Kreisgrenzen hinaus zu erschließen.

Schwerpunkte sind Wander- und Radtouren

Schwerpunkte dabei sind Wander- und Radtouren. Allein 600 Kilometer Wanderwege seien im Zuge der Remstal-Gartenschau überarbeitet und neu beschildert worden, sechs Routen sind als sogenannte Qualitätswanderwege zertifiziert und für unterschiedliche Zielgruppen zusammengestellt worden. So gibt es etwa Touren auf naturnahen Wegen für geübte Wanderer, aber auch welche, die mit der ganzen Familie samt Kinderwagen zu bewältigen sind. Im Schwäbischen Wald hat das Thema Wandern ohnehin Tradition.

Ähnliches gilt für das Radwegenetz. Auch hier hat die Gartenschau dem Remstal zusätzliche Infrastruktur beschert. Der Remstal-Radweg wurde auf insgesamt 106 Kilometern erweitert und ausgebaut und ist nach dem Stromberg-Murrtal-Radweg jetzt die zweite zertifizierte Strecke. Er führt von Weinstadt-Endersbach zur Remsmündung nach Remseck am Neckar und von dort entlang der Rems nach Essingen und Aalen – flankiert von zahlreichen attraktiven Rastmöglichkeiten.

Viel getan habe sich auch im Rahmen des Projekts E-Bike-Region Stuttgart. Allein im Rems-Murr-Kreis sei – auch dank ausgewiesener Ladestationen – eine Tour mit dem Pedelec von Winterbach bis in den Schwäbischen Wald über rund 120 Kilometer möglich.

Der Norden des Kreises wiederum warte mit verschiedensten Attraktionen auf: Römerwelt in Welzheim, historische Mühlen, Schwäbische Waldbahn, Naturerlebnispfade, Erfahrungsfeld der Sinne, Schwabenpark oder Waldseen. Es dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein, meint Daniela Callenius. Und im Remstal habe man in diesem Jahr ohnehin die Qual der Wahl.

Alle Ziele digital erfasst und bewertet

Um diese Vielzahl der Angebote noch genauer und digital an die Interessenten zu bringen, hat der Rems-Murr-Kreis im Übrigen ein Pilot-Projekt gestartet. „Q-vadis – zielsicher unterwegs im Schwäbischen Wald und im Rems-Murr-Kreis“ soll gemeinsam vom Landratsamt und der Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald entwickelt und dann möglicherweise landesweit ausgerollt werden.

Das Ziel ist, bis zum Jahr 2021 alle Sehenswürdigkeiten, Angebote und Attraktionen nicht nur digital zu erfassen und die Daten bisheriger Portale zu übernehmen, sondern diese auch zu verifizieren. Zwar gebe es durchaus bereits verschiedene Plattformen im Internet, auf denen Angebote für Freizeitaktivitäten dargestellt würden, sagt Daniela Callenius, doch für deren Richtigkeit gebe es keine Gewähr. „Für das Ostkastell in Welzheim beispielsweise findet man mindestens fünf voneinander abweichende Datensätze, das Gleiche gilt etwa für Wandertouren“, sagt die Tourismusbeauftragte. Bei „Q-vadis“ hingegen soll sichergestellt sein, dass alles überprüft und auf dem aktuellen Stand gehalten wird, außerdem soll die Plattform redaktionell betreut werden.

Ihren persönlichen Lieblingsort muss die Tourismusbeauftragte über die neue digitale Plattform indes wohl nicht mehr suchen. „Die Luitenbächer Höhe bei Großheppach“, kommt die Antwort auf die Frage danach wie aus der Pistole geschossen. „Da kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad hin, toll sitzen, den Sonnenuntergang über dem Remstal beobachten oder bei einem der zahlreichen Events Spaß haben – ein einfach nur herrlicher Ort!“

Jeden Tag einen Tipp für die ganze Familie

Eine gute Woche gehen die Sommerferien noch in Baden-Württemberg. Wie kann man die letzten Tage möglichst erlebnisreich gestalten? Wir haben die beiden heimischen Tourismusvereine, die Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbischer Wald und die Remstalroute gebeten, uns jeweils drei abwechslungsreiche Tagestouren für Familien in ihrem Zuständigkeitsbereich zusammenzustellen. Wir werden in einer kleinen Serie während der letzten Ferienwoche täglich einen neuen Tipp veröffentlichen.