Baden-Württemberg ist als Reiseziel beliebter denn je – vor allem bei Gästen aus Deutschland.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Andreas Braun, der Geschäftsführer der vom Land getragenen Tourismus Marketing GmbH, macht am Ende des Jahres ein zufriedenes Gesicht. „In Baden-Württemberg blicken wir auf ein sehr erfolgreiches Tourismusjahr zurück“, sagt er gegenüber dieser Zeitung. „Wir können optimistisch sein, dass wir zum wiederholten Mal mit einem neuen Rekordergebnis abschließen.“

 

Zwar liegen im Moment offiziell lediglich die Zahlen bis Ende Oktober vor. Da aber allein bis dahin 45 Millionen Übernachtungen gebucht worden sind, ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber Vorjahr, rechnen die Verantwortlichen fest damit, dass Ende Dezember erstmals in der Geschichte des Landes bei den Übernachtungen die 51-Millionen-Marke geknackt wird. Und es werden wohl auch deutlich mehr Gäste als im vergangenen Jahr in den Hotels und Pensionen abgestiegen sein: Da Ende Oktober ein Plus von 3,0 Prozent registriert wurde, dürfte die Zahl über die 21-Millionen-Marke klettern – gegenüber 20,4 Millionen noch im vergangenen Jahr.

Die Renner: der Bodensee und die Schwäbische Alb

Was Andreas Braun besonders freut: „Von dieser positiven Entwicklung konnten alle Regionen profitieren“, sagt er, wobei vor allem die Ferienregionen Bodensee/Oberschwaben, aber auch die Schwäbische Alb überdurchschnittlich stark zulegt haben. Möglicherweise profitiert Baden-Württemberg dabei auch von den vielen Unruhe- und Krisenherden in der Welt. Denn ganz offenbar haben die Deutschen im zu Ende gehenden Jahr „besonders gerne Urlaub im eigenen Land verbracht“, konstatiert der oberste Touristiker im Land. Gerade aus dem Inland werde ein höheres Wachstum beobachtet. Allerdings kommen laut Braun auch aus dem Ausland immer noch mehr Gäste nach Baden-Württemberg, wenngleich sich dieser Trend offenbar „deutlich abgeschwächt“ hat.

Vor allem Schweizer, aber auch Niederländer und Franzosen erkunden gerne den Schwarzwald und andere Gegenden im Südwesten. Auch die Region Stuttgart und der nördliche Teil des Landes locken Urlauber aus Nah und Fern. Auffällig ist, dass Hotels oder Vorsorge- und Reha-Kliniken nach Erkenntnissen des Statistischen Landesamtes speziell in den Sommermonaten kaum zugelegt haben – aber die vor allem in städtischen Umfeldern angesiedelten Frühstückspensionen ihren Vormarsch fortgesetzt haben, wie es heißt.

Krisen in der Welt: Deutsche urlauben auch wieder zuhause

Bei früherer Gelegenheit ist bereits betont worden, dass Baden-Württemberg ein klassisches Ziel für Kurzreisen ist, um ein paar Tage auszuspannen in der Natur oder auch die kulturellen Angebote in Stuttgart, Mannheim oder Karlsruhe zu nutzen. Wer seinen Haupturlaub in Deutschland verbringe, reise eher an Nord- oder Ostsee, räumt auch Andreas Braun ein. Tatsächlich ersetzen Stippvisiten im Land in aller Regel nicht einen Haupturlaub in Portugal oder Spanien – Destinationen, auf die ausgewichen wird, wenn die Türkei oder Ägypten als Ziele für Reisende nicht mehr oder zumindest weniger in Frage kommen.

Fest steht allerdings: Mit der Zunahme an Übernachtungs- und Gästezahlen gewinnt das Gastgewerbe auch als Arbeitgeber an Bedeutung. Fast 300 000 Menschen waren 2014 in Gasthöfen, Hotels, Pensionen und Restaurants beschäftigt, bei einem Umsatz von fast zehn Milliarden Euro. Geht es nach der Tourismus BW und den lokalen Tourismusgesellschaften, spricht nichts dagegen, dass der positive Trend anhält. Allerdings ist der Wettbewerb auch innerhalb der Republik hart: Fast alle anderen Länder haben bei den Übernachtungs- und Gästezahlen zugelegt. Wo genau sich der Südwesten da in diesem Jahr einzuordnen hat, wird sich wohl Mitte Februar weisen. Dann liegen die Zahlen im Detail vor.