Trotz der Wetterkapriolen können sich die Touristiker in Baden-Württemberg zum dritten Mal in Folge über Rekordwerte freuen. Der starke Zuwachs bei den ausländischen Gästen gleicht den Rückgang bei deutschen Urlaubern aus.

Stuttgart - Zwar haben ein langer Winter und ein verregnetes Frühjahr der Tourismusbranche im Südwesten 2013 einen denkbar schlechten Start verschafft. Doch die Sorge des Tourismusministers Alexander Bonde (Grüne), dass die mit 280 000 Arbeitsplätzen wichtige Branche vor allem im ländlichen Raum einen Einbruch erleiden könnte, erwies sich als unbegründet. Durch die Aufholjagd im zweiten Halbjahr konnte die Jahresbilanz deutlich verbessert werden, die Rekordmarke wurde zum dritten Mal in Folge geknackt. 18,7 Millionen Gästeankünfte verzeichnete das Statistische Landesamt, das ist ein leichtes Plus von 0,5 Prozent, die Zahl der Übernachtungen stieg um 84 000 auf 47,8 Millionen (plus 0,2 Prozent) gegenüber 2012.

 

„Wesentlichen Anteil am Wachstum haben unsere Gäste aus dem Ausland“, sagte der Minister. Ihr Anteil an den Übernachtungen liege inzwischen bei fast 21 Prozent. An der Spitze stünden die Urlauber aus der Schweiz mit gut einer Million Ankünften (plus sechs Prozent) und Frankreich mit rund 402 000 Ankünften (plus 5,6 Prozent). Zweistellige Zuwächse gebe es bei den Besuchern aus China und Hongkong (plus 18,5 Prozent, 113 000 Ankünfte), den Golfstaaten (plus 33,4 Prozent, gut 54 680 Ankünfte) und Israel (plus 25,2 Prozent, 53 800 Ankünfte). Auch russische Urlauber (plus neun Prozent, knapp 90 000 Ankünfte) interessieren sich für den Südwesten, während deutlich weniger Gäste (minus 8,6 Prozent, bei 240 000 Ankünften) aus den USA kamen.

Mehr ausländische, weniger deutsche Touristen

Insgesamt legten die Übernachtungszahlen der Auslandsgäste um fünf Prozent auf mehr als 9,9 Millionen zu. „Erstmals“, betonte die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Carmina Brenner, rücke damit die 10-Millionen-Grenze bei den Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland „in Reichweite“. Dieser Anstieg habe die Rückgänge bei den Gästen aus Deutschland „mehr als ausgeglichen“, sagte Brenner. 59 000 deutsche Gäste (minus 0,4 Prozent) buchten ein Quartier im Südwesten, die Zahl der Übernachtungen sank um 387 000 (minus ein Prozent).

Der deutliche Einbruch in der Reiseregion Bodensee-Oberschwaben (minus 1,7 Prozent) und Bodensee (minus 3,1 Prozent) ist laut dem Chef der Landestourismus Marketing GmbH (TMBW), Andreas Braun, „eindeutig auf den verregneten Saisonstart“ zurückzuführen. Darunter hätten auch die Campingplätze im Land gelitten. Sie mussten ein Minus von 4,5 Prozent im Vergleich zu Vorjahr hinnehmen.

Gründe für Schwankungen: Wetter, Konjunktur, Bettenzahl

Schwieriger hingegen sind die Erklärungsversuche in den regionalen Vergleichszahlen. Zwar sei der Städtetourismus ein weltweiter Trend, wie Andreas Braun erklärt, Kultur-Kurztrips in Großstädte boomen. Gerade das trifft beim „Ausreißer“ Mannheim mit einem Plus von 37,9 Prozent bei den Übernachtungen im Vergleich zum Jahr 2008 allerdings nicht zu. Der profane Grund: Hier wurde laut Brenner nachträglich ein großer Betrieb in die Statistik aufgenommen – die Bundeswehrakademie. Der Effekt ist allerdings verpufft – Mannheim verzeichnet ein Minus von 0,9 Prozent gegenüber 2012.

Zudem beschert die gute Wirtschaftslage dem Südwesten eine erkleckliche Zahl von Geschäftsreisenden, die in der Statistik allerdings nicht eigens ausgewiesen werden. Und im Landkreis Esslingen etwa stieg die Zahl der Übernachtungen schon allein dadurch, dass rund um die Messe auf den Fildern neue Hotelkapazitäten geschaffen wurden.