Baden-Württemberg bleibt auf der Erfolgsspur. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 49 Millionen Übernachtungen gezählt. Der Tourismus hat sich in manchen Regionen zum Job-Motor entwickelt.

Stuttgart - Der Wahlkampf hat auch die Stuttgarter Tourismus- und Freizeitmesse CMT erreicht. Reisen bedeute, neugierig, offen und tolerant zu sein gegenüber anderen Menschen und Kulturen, sagte der Tourismusminister Alexander Bonde (Grüne) beim Tourismustag Baden-Württemberg. Deshalb gebe es im Südwesten keinen Platz für Rechtspopulisten, für Ausländerhass und „keinen Platz für rechtsradikale Parteien im Landtag“, betonte der Minister.

 

Mit Winfried Kretschmann (Grüne) sprach auch erstmals ein Ministerpräsident auf dieser traditionellen Veranstaltung. Kretschmann lobte den Tourismus als „Jobmotor“ und bedeutenden Wirtschaftsfaktor für das Land. Die mehr als 280 000 Arbeitsplätze in der Branche „sind nicht einfach ins Ausland verlegbar und damit von hoher regional- und strukturpolitischer Bedeutung, vor allem für den ländlichen Raum“, sagte der Regierungschef, der später die baden-württembergischen Aussteller besuchte – darunter den Heilbäderverband und die Großschutzgebiete wie den Nationalpark Schwarzwald und das Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Das Land bleibt in der Spitzengruppe

Mit erneut mehr als 49 Millionen Übernachtungen halte sich der Südwesten weiter in der Spitzengruppe in Deutschland, sagte Minister Bonde. Der Tourismus im Land steuere im fünften Jahr in Folge auf einen neuen Rekord zu. Von Januar bis November seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum die Gästeankünfte um 4,6 Prozent und die Übernachtungen um 3,5 Prozent gestiegen. Wachstumsmotor seien dabei weiterhin die ausländischen Gäste. Hier habe es bei den Ankünften (8,6 Prozent) und den Übernachtungen (7,8 Prozent) ein deutliches Plus gegeben. Laut dem Geschäftsführer der Marketinggesellschaft des Landes (TMBW), Andreas Braun, habe sich dabei der Anteil der Gäste aus China mit 50 Prozent überdurchschnittlich gesteigert. Ein deutliches Wachstum habe es auch bei Gästen aus den arabischen Golfstaaten und Israel gegeben, ebenso aus Italien und Spanien.

Der Markt ist hart umkämpft

Auf den Lorbeeren kann und will sich der Tourismus im Land nicht ausruhen, zumal der Markt weltweit hart umkämpft werde, sagte Minister Bonde. Es gelte, Trends rechtzeitig zu erkennen. Dazu zählten ein naturnaher, nachhaltiger Tourismus und eine umweltschonende Mobilität. Die Zertifizierung von Tourismusdestinationen als „Nachhaltiges Reiseziel Baden-Württemberg“ werde bundesweit aufmerksam beobachtet. Großes Steigerungspotenzial liegt Touristikern zufolge im Veranstaltungs- und Eventbereich. Dazu zählten Kultur- und Sportveranstaltungen, aber auch die „Chrysanthema“ in Lahr. Laut einer Studie liegt der Event-Tourismus im Südwesten bereits heute bei einem Bruttoumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Das „Nachfragevolumen“ betrage 35 Millionen Tages- und rund vier Millionen Übernachtungsgäste. Damit liege der Event-Tourismus nach Geschäftsreisen, Städte-, Shopping- und Gesundheitstourismus auf Rang fünf. Etwa jeder vierte Urlaubsgast habe während seines Aufenthalts Feste, Märkte, Konzerte, Sportveranstaltungen oder Kongresse besucht. In einer digitalisierten, entgrenzten Welt böten solche Veranstaltungen den Menschen dank gemeinsamer Erlebnisse Halt und Orientierung , sagte Harry Gatterer vom Zukunftsinstitut Wien. Events böten Emotionen und schafften bleibende Erinnerungen. Und bereiteten damit, so die Hoffnung der Touristiker, den Boden für eine Wiederkehr der Gäste.