Die Buchungen für den Sommer laufen gut – plus fünf Prozent. Das sorgt im Vorfeld der ITB für Optimismus. Ein weiteres Messethema: Der Internetboom flaut ab.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Auf der weltgrößten Reisemesse, der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin, präsentieren vom 4. bis 8 März mehr als 10 000 Aussteller aus rund 190 Ländern ihre Angebote. In wenigen Jahrzehnten ist der Tourismus rund um den Globus zu einem der wichtigsten Wirtschaftszeige geworden. Im Folgenden ein Überblick über wesentliche Trends.

 

Der Reisemarkt wächst

Trotz aller Krisen und Terrorwarnungen lassen sich die Bundesbürger die Urlaubslaune nicht vermiesen. Die Buchungen für den Sommerurlaub laufen erfreulich, Ende Januar lag das Umsatzplus in den hiesigen Reisebüros bei fünf Prozent. Der Deutsche Reiseverband (DRV) erwartet weiteres Wachstum auf hohem Niveau und wieder ein Rekordjahr. Bereits im abgelaufenen Touristikjahr, das am 31. Oktober endete, machten die deutschen Veranstalter mehr als 26 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von rund vier Prozent. Alle Prognosen sagen der Branche weltweit bis 2020 ein strammes Wachstum voraus.

Die Markenvielfalt täuscht

Markenvielfalt täuscht

Die Vielfalt der Angebote wirkt unüberschaubar. Doch viele Marken gehören zu nur wenigen Konzernen, die den Reisemarkt dominieren. In Deutschland geben Tui, Thomas Cook und Rewe Touristik den Ton an. Weitere kleinere Anbieter sind Alltours und FTI Reisen, daneben gibt es eine Vielzahl manchmal winziger Veranstalter, die sich auf Länder, Regionen oder bestimmte Urlaubsarten wie Kreuzfahrten, Tauch-, Wander- oder Radreisen spezialisiert haben. Unternehmen wie Tui und Thomas Cook sind in allen wichtigen Urlaubsregionen vertreten, haben viele eigene Hotels, Flieger und Reisebüros. Durch die Fusion mit führenden britischen Veranstaltern und zahlreiche Zukäufe haben die Konzerne ihre Marktposition noch ausgebaut. So übernahm Thomas Cook den Konkurrenten Öger.

Pauschalreise im Wandel

Zwei Wochen Badeurlaub mit Flug und Verpflegung: Die schlichte Pauschalreise hat in Zeiten des Internets und der Globalisierung an Attraktivität verloren. Per Mausklick kann heute jeder Reisende selbst Billigflieger, Hotels und Mietwagen buchen. Die Veranstalter sind trotzdem nicht überflüssig geworden und haben sich den Kundenwünschen angepasst. Alternativ zu den weiterhin üblichen Reisekatalogen kann sich der Kunde eigene Kombinationen aus vielen Bausteinen zusammenstellen lassen, die er dann aus einer Hand erhält. Zudem bieten vor allem Tui und Thomas Cook immer mehr Hotels an, die auf besondere Kundenwünsche – Familien, Paare oder Naturliebhaber – genau zugeschnitten und nur dort zu buchen sind. Die Strategien haben Erfolg, voriges Jahr wuchs die Kundenzahl aller deutschen Veranstalter immerhin um 2,5 Prozent.

Bei 70 Prozent scheint die Grenze erreicht zu sein

Beratung ist gefragt

Die Zahl der deutschen Reisebüros ist in den letzten zwanzig Jahren von einst mehr als 17 000 auf unter 10 000 gesunken. Viele Vermittler mussten aufgeben, weil Kunden immer stärker das Internet und mobile Geräte zur Buchung nutzen. Zudem strichen Airlines ihre einst üppigen Provisionen für die Agenturen und verkaufen die Tickets den Kunden direkt. Doch inzwischen scheint guter Rat von Experten bei Reisenden wieder mehr gefragt zu sein. Erstmals seit langem sind die Umsätze der Reisebüros wieder gestiegen und die Schließungswelle ist abgeebbt. Die Beratung hat sich verbessert, wie kürzlich auch eine Studie der Stiftung Warentest gezeigt hat. Zudem setzen Veranstalter wieder mehr auf den stationären Vertrieb und investieren in moderne Geschäfte.

Online nicht billiger

Das Internet hat auch die Reisebranche revolutioniert. Voriges Jahr wurden zwei Drittel aller Reisen weltweit online gebucht, wie der World Travel Monitor ermittelt hat. Experten meinen allerdings, dass der Anteil in Zukunft nicht mehr viel wachsen wird und bei rund 70 Prozent Buchungsanteil eine Grenze erreicht werden könne. So hat sich herumgesprochen, dass die Buchung im Reisebüro meist nicht teurer ist, weil die Vermittler auf die gleichen Datenbanken der Anbieter zugreifen können wie die Internetagenturen.

Ziele in der Karibik haben um 14 Prozent zugelegt

Städtereisen boomen

Strandurlaub bleibt mit einem Anteil von 28 Prozent weltweit die beliebteste Urlaubsform, wie Zahlen des World Travel Monitor zeigen. Die größeren Wachstumsmärkte aber sind Rundreisen, die besonders bei der steigendenden Zahl von Touristen aus Asien beliebt sind, und noch mehr Städtereisen, deren Zahl allein in den letzten fünf Jahren um 58 Prozent zulegte. Vor allem Billigflieger und günstige Hotels machen den Besuch in großen Metropolen bezahlbar. Weltweit vorne liegt Paris, gefolgt von New York, London und Bangkok.

Trend zu Fernreisen

Die Deutschen machen gerne Urlaub im eigenen Land. Heimische Ferienregionen sind das beliebteste Ziel, gefolgt von Spanien, der Türkei und Griechenland. Die Lust auf Fern- und Luxusreisen aber wächst, auch wegen gesunkener Flugpreise und des Werberummels der Veranstalter, die an solchen Reisen am meisten verdienen . So legten Ziele in der Karibik bei den Reisebuchungen allein voriges Jahr um fast 14 Prozent zu. Die Veranstalter hoffen, dass der Boom anhält, denn ihre Komplettpakete wurden bereits vor der Euro-Schwäche eingekauft und sichern den Kunden noch relativ günstige Preise. Manche Reiselustigen lassen sich von ein paar hundert Euro mehr ohnehin nicht abschrecken. Wer für einen Luxusurlaub im Nobel-Resort auf den Malediven oder einer Karibikinsel mal schnell 5000 Euro und mehr pro Person ausgibt, gehört zu einer betuchten Klientel, die Veranstalter gerne hofieren – und mit vielen Extras rundum verwöhnen.