Wer kauft sein Dirndl oder seine Lederhose eigentlich in einem der Trachtenläden auf dem Cannstatter Wasen? Gar nicht so wenige. Manchmal helfen die Verkäuferinnen auch in Notfällen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Ein ruhiger Nachmittag im Albdorf auf dem Cannstatter Wasen: Vor dem Spiegel im Trachtenladen Amadeus dreht sich Natalie in einem Dirndl mit silberner Paillettenstickerei. „Mal was anderes“, sagt die junge Frau, „ich habe so viele Alltagsdirndl, etwas Festliches ist auch mal schön.“ Natalie ist selbst Schaustellerin, auf dem Volksfest verkauft sie Pizza. Einen freien Nachmittag nutzt sie jetzt zum Dirndlshopping.

 

So entspannt geht es bei Amadeus im Albdorf meist nur unter der Woche zu. Am Wochenende haben Claudia Ennemoser und Irene Gasser Großkampftage. „Dann kommen die Touristen und die wollen sich gezielt für ihren Wasenbesuch ganz neu einkleiden“, sagen die Verkäuferinnen. Vor allem bei Amerikanerinnen sitze das Geld dann sehr locker. „Die möchten für diesen einen Volksfestbesuch einfach besonders schön und landestypisch aussehen“, sagt Gasser.

Unterm Jahr arbeiten die Südtirolerinnen in den Amadeus-Filialen in Meran, Algund oder Eppan, aber für die zwei Wochen Volksfestzeit kommen sie nach Stuttgart, um dort Dirndl und Lederhosen unters Wasenvolk zu bringen. Beim Frühlingsfest sind sie auch wieder da.

Das günstigste Dirndl startet bei rund 120 Euro, die Einsteiger-Lederhose ist für 199 Euro zu haben. Sehr beliebt ist die Tracht, auf die das Baden-Württemberger Wappen gestickt ist: „Das mögen die Leute sehr, weil es eine gewisse Tradition verkörpert.“

Ein Verkaufshit: Dirndl mit Wappen Foto: StZN/Jovanna Imalski

Ennemoser und Gasser kommen gern nach Stuttgart, wo sie für gute zwei Wochen in einer Ferienwohnung leben, denn „das Albdorf ist wie eine Familie“. Da geht man unter der Woche, „wenn es ruhig ist, auch mal zusammen ins Bierzelt“. Der Trachtenladen hat so lange geöffnet wie das Volksfest: Unter der Woche bis 23, an den Wochenenden sogar bis 24 Uhr. Wenn die Leute nach ein paar Maß aus den Zelten kommen, „sorgt das meistens für lustige Situationen“, sagt Gasser. „Und sollte es mal unangenehm werden, ist ja ganz schnell die Security da.“

Die Alltagsklamotten bleiben im Laden

Janina Bergers Trachtenladen Allgäulilie steht auf dem Krämermarkt, wo die Stadtbahnen an der Haltestelle Mercedesstraße massenweise die Wasengänger ausspucken. Bei ihr kommt es häufig vor, dass jemand vorbeikommt, der noch auf den allerletzten Drücker eine Tracht erstehen will. „Meistens sind das die Männer“, sagt Berger, „Frauen kaufen eher vorausschauender.“ Bei 198 Euro fangen die Lederhosen an. Ihre Alltagsklamotten lassen die neu eingekleideten Männer dann auch gerne mal im Laden. „Sie sagen zu uns: Die könnt ihr einfach wegschmeißen.“

Janina Berger ist die Geschäftsführerin von Allgäulilie. Ihre feste Boutique ist in Rechberghausen im Landkreis Göppingen. Pop-up-Stores gibt es im Herbst sowohl in der Stuttgarter Innenstadt, als auch in München.

Vor allem Touristen aus dem englischsprachigen Ausland sei daran gelegen, im passenden Outfit zu feiern. „Amerikaner und Engländer kleiden sich von Kopf bis Fuß ein. Anderen reicht auch ein Hut.“ Manchmal, erzählt Berger, kommen auch Wasenbesucher, denen beim akrobatischen Balancieren auf der Bierbank die Lederhose gerissen ist. „Die brauchen dann ganz schnell eine Neue.“