Ein Ofen wird repariert, ein weiteres Backhaus bekommt einen kompletten Neuaufbau des Feuerraums.

Heimsheim - Die alten Backhäusle im Altkreis Leonberg sind ein echtes Kulturgut. In Heimsheim gibt es sogar drei davon. Um dieses Kulturgut zu erhalten und dort Vereinen und anderen weiter das Backen zu ermöglichen, lässt die Stadt Heimsheim nun zwei der Backhäuser wieder herrichten. Das dritte wurde bereits vor kurzer Zeit saniert.

 

Während im Backhaus Pforzheimer Straße/Amselweg eine einfache Reparatur wohl ausreichend ist, ist im Backhaus am Schlosshof ein kompletter Neuaufbau des Feuerraums erforderlich. Die Gesamtkosten für beide Häuschen liegen bei rund 28 000 Euro.

Arbeiten können frühestens im April 2022 beginnen

Eigentlich hatte die Stadt für beide Öfen eine Sanierung ausgeschrieben. Nach Einschätzung der Firma Brombacher Keramik-Werkstätte für Kachelöfen und Architekturkeramik aus Merklingen benötigt das Backhaus an der Pforzheimer Straße aber keinen Neuaufbau des Feuerraums. Lediglich die schadhafte Ofendecke muss repariert und der Schieber instandgesetzt werden.

Das kostet knapp mehr als 3000 Euro, die Arbeiten am Schlosshof etwa 25 000 Euro. Wegen Materialengpässen und vollen Auftragsbüchern kann die Firma die Arbeiten allerdings erst im April 2022 ausführen.

Altes Wissen an die junge Generation weitergeben

Über den Bedarf war sich der Gemeinderat fraktionsübergreifend einig. Der Beschluss fiel einstimmig. Gaby Wulff von den Bürgern für Heimsheim, die zu den örtlichen Landfrauen gehört, freute sich besonders über die Anregung der Stadt zu der notwendigen Sanierung. Die Landfrauen nutzen die Backhäuser, wie auch andere Vereine, regelmäßig für Backkurse und andere Events wie Ferienprogramme. „Das ist jedes Mal ein Renner bei der jüngeren Generation, wir investieren also nicht in luftleeren Raum.“

Ursula Kastl, die Vorsitzende der Landfrauen in Heimsheim, kann das nur bestätigen. Erst Anfang August hatte der Verein eine Gruppe Schüler zu Gast, die gemeinsam mit den Landfrauen ihr eigenes Brot und ihren eigenen Streuselkuchen ganz traditionell gebacken haben. „Viele sind da ganz erstaunt, wie einfach das mit dem Streuselkuchen geht“, erzählt Ursula Kastl. „Und dass man das alles auch mit der Hand machen kann. Da hieß es schon mal: ,Bei uns daheim macht das der Thermomix.‘“ Ihr ist es wichtig, die traditionsreichen Backhäuser für die zukünftigen Generationen zu erhalten, ganz nach dem Motto der Landfrauen: Altes bewahren, Neues entdecken, und sie jungen Menschen nahezubringen. „Und wir merken: Dieses Alte wird auch für Jüngere immer interessanter, die Angebote in den Ferien werden immer sehr gerne angenommen.“

Landfrauen verwenden noch Reisigbüschel

In den Heimsheimer Backhäusern wird jedoch nicht nur die reine Backtradition am Leben gehalten. „Wir verwenden sogar noch Reisigbüschel zum Anheizen“, erklärt Ursula Kastl. Früher nahm man zum Heizen des Ofens statt kostbarem Holz das Schnittgut von Obstbäumen. So waren die Wiesen aufgeräumt, und man bekam günstiges Heizmaterial.

„Früher war das Gang und Gebe, heute wird das kaum noch gemacht“, sagt Ursula Kastl. Bei den Heimsheimer Landfrauen schon. Wie früher schneiden sie das Schnittgut in 50 bis 60 Zentimeter lange Stücke und binden diese dann zu Bündeln zusammen.

Wegen der veralteten Öfen ist das Backen derzeit nur eingeschränkt möglich. Sie können nicht voll befüllt werden, da die Böden zum Teil kaputt sind. „Wir sind deshalb alle sehr dankbar, dass die Stadt und der Gemeinderat geschlossen hinter der Entscheidung stehen.“