Das war eine bittere Überraschung für die Bäckereifamilie Blankenhorn in Stuttgart-Degerloch: Vor dem Traditionsgeschäft hat die Stadt zig Poller auf dem Gehweg aufgestellt. Die Poller haben Auswirkungen auf die Kundschaft.

Stuttgart-Degerloch - Das Poller-Heer sorgt weiter für Misstöne. Kurz nach den Osterferien hatte die Stadt auf dem Bürgersteig vor der Degerlocher Traditionsbäckerei Blankenhorn an der Albstraße einige neue Stahlpoller aufstellen lassen. Mit der Maßnahme sichere man den Schulweg, ließ die Verwaltung wissen. Doch für die Kunden einer der letzten Handwerksbäckereien weit und breit gleicht die Maßnahme eher einer Schikane. Denn weil es im Umkreis kaum Parkplätze gibt, sahen und sehen sich die Kunden gezwungen, kurz auf dem Gehweg zu parken, um ihre Brötchen zu holen.

 

„Die Kunden sind sehr verärgert“, sagt Andreas Blankenhorn. Nur auf einem schmalen Abschnitt stehen noch keine Poller, denn er führt zum offiziellen Parkplatz hinter dem Gebäude. Diesen Abschnitt nutzen Kunden noch als Kurzparkplatz. Außerdem gibt der Bäcker seinen Kunden den Tipp, auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu parken, zwischen Zigarettenautomat und Glascontainer. Doch zu Stoßzeiten reicht der Platz hinten und vorne nicht. Kunden behelfen sich anders, stellen sich auf die Parkplätze der Anwohner, worüber die sich wiederum ärgerten, berichtet der Bäcker.

Mit der Stadt sind die Blankenhorns in Kontakt

„Es gibt einfach keine Dauerparkplätze hier“, so Blankenhorn. Schon zwei Kurzparkplätze an der angrenzenden Wurmlinger Straße würden ihm weiterhelfen: „Die würden die Lage entschärfen.“ Doch ob sich etwas tut, ist zweifelhaft. Mit der Stadt sei man im Kontakt, sagt Andrea Blankenhorn, die im Verkauf arbeitet. „Eine Frau hat sich gemeldet und gesagt, man sei mit dem Bauamt im Gespräch“, sagt sie. Was das konkret bedeute, wisse sie auch nicht.

Das Tiefbauamt sagte im Mai auf Anfrage, dass Kurzzeitparkplätze Teil langfristiger Überlegungen seien, ein gremienabgestimmter Plan allerdings noch nicht vorliege. Der Abschnitt ist auch Teil des Degerlocher Verkehrskonzepts. Der Bezirksbeirat will von der Verwaltung prüfen lassen, ob eine Öffnung der Albstraße bergaufwärts sinnvoll ist. Bislang ist Autos, die Richtung B 27 unterwegs sind, ab Höhe Wurmlinger Straße die Durchfahrt verwehrt. Andreas Blankenhorn weiß, dass die Stadt die Kreuzung neugestalten will. Pläne gebe es schon seit Jahren, sagt er.

Das Chaos ist größer geworden durch die Poller

„Es geht mir nicht nur um mich, sondern darum, eine vernünftige Lösung für die ganze Ecke zu finden“, so der 57-jährige. Diese Lösung müsste jedenfalls mehr Parkplätze beinhalten und, wenn es nach dem Bäcker geht, am liebsten einen Kreisverkehr. „Dann würden die Busse hier auch nicht so schnell durchbrettern.“

Die Gesamtsituation sei durch die Poller jedenfalls noch chaotischer geworden als vorher, davon sind die Blankenhorns überzeugt. Und eine Befürchtung ist bereits eingetroffen: Erste Stammkundinnen kämen schon nicht mehr, sagt Andreas Blankenhorn. Vor allem ältere Damen aus anderen Ortschaften blieben jetzt weg. Denn die seien eben aufs Auto und den kurzen Weg angewiesen, schon fünfzig Meter zu Fuß machten ihnen Probleme. Seine Frau pflichtet ihm bei: „Man kann von 80-jährigen Frauen ja nicht erwarten, dass sie sich jetzt plötzlich auf ein Elektro-Fahrrad setzen, um zum Bäcker zu kommen.“