1914 hat Bosch den ersten elektrischen Anlasser präsentiert. Nun verkauft der Technologiekonzern das Geschäft an ein chinesisches Konsortium. Voraussetzung war, dass Mitarbeiter zustimmen.

Stuttgart - Der Verkauf des traditionsreichen Startergeschäfts von Bosch an ein chinesisches Konsortium, bestehend aus dem Industriekonzern ZMJ und dem Finanzinvestor CRCI, kann wie geplant vollzogen werden. Die betroffenen Bosch-Mitarbeiter haben mit überwältigender Mehrheit für die Transaktion gestimmt. Die Vertreter der Arbeitnehmer hatten mit der Bosch-Geschäftsleitung ausgehandelt, dass die betroffenen 1300 Beschäftigten an den deutschen Standorten Schwieberdingen und Hildesheim bei einem kompletten Verkauf gefragt werden. Rund 95 Prozent von ihnen haben dem Verkauf zugestimmt, bestätigte eine Bosch-Sprecherin. Nur rund 65 Beschäftigte haben Widerspruch eingelegt. Im Dialog mit den Arbeitnehmervertretern soll für sie nun ein anderer Job innerhalb des Bosch-Konzerns gesucht werden, sagte die Bosch-Sprecherin. Die Mitarbeiter sollten sich zudem bei den konzerninternen Stellenbörsen, die jeder Standort für sich pflege, informieren.

 

Bosch hatte vor rund zwei Jahren angekündigt, sich vom Anlassergeschäft ganz oder teilweise trennen zu wollen. Damals hatte der Betriebsrat durchgesetzt, dass bei der anstehenden Ausgründung in die Bosch-Tochter Robert Bosch Starter Motors Generators Holding (SG) jeder Mitarbeiter seinem neuen Anstellungsvertrag zustimmen muss. Bei einem kompletten Verkauf – und so wird es kommen – sollten die Beschäftigten dann noch ein zweites Mal nach ihrer Meinung befragt werden. Diese Befragung ist nun abgeschlossen. Trotz des positiven Ergebnisses ist der Verkauf damit aber immer noch nicht in trockenen Tüchern, denn die kartellrechtlichen und weitere behördliche Genehmigungen stehen noch aus. Wann die Übernahme vollzogen werden kann, konnte eine Bosch-Sprecherin nicht sagen.

Ein europalastiges Geschäft

Bosch hat vor mehr als 100 Jahren den ersten elektrischen Anlasser präsentiert. Nun trennt sich der Konzern von seinem Traditionsbereich, weil ein ausreichendes Differenzierungspotenzial gegenüber Konkurrenzprodukten fehle, begründete der Zulieferer die Verkaufspläne zu einem früheren Zeitpunkt. Zudem sei das Geschäft europalastig, die Wachstumsmärkte lägen jedoch in den USA und in Asien, hieß es bei Bosch. Der künftige chinesische Eigentümer ZMJ sieht deutliches Wachstumspotenzial in dem Geschäft.

Weltweit knapp 7000 Mitarbeiter – besagte 1300 davon in Deutschland – dürften damit ihren Arbeitgeber wechseln. Den Beschäftigten an ausländischen Standorten war kein Mitspracherecht eingeräumt worden. Der chinesische Zulieferer ZMJ hatte sich im Vorfeld der Transaktion sehr um die Bosch-Beschäftigten bemüht. „Wir hoffen, dass das Management-Kernteam, Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung sowie dem Marketing im Unternehmen bleiben und auch künftig für SG tätig sind. Sie sind das Fundament für die langfristige Entwicklung von SG“, hatte ZMJ-Chef Chengyao Jiao im Interview mit dieser Zeitung gesagt. Aktuell wollte sich das Unternehmen nicht zum Ergebnis äußern. Das chinesische Unternehmen hatte sich zudem verpflichtet, alle geltenden Tarifbestimmungen einzuhalten.