Der Bezirksbeirat will, dass die Grundschule, das Jugendhaus und die Jugendfarm enger zusammenarbeiten. Möglich wäre dies, indem sich die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft auf die Trägerschaft der Ganztagsgrundschule bewerben würde. Doch die Gesellschaft lehnt dies ab.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stammheim - Die Grund- und Werkrealschule Stammheim (GWRS) befindet sich auf dem Weg zur Ganztagesgrundschule. Der Zeitplan steht: Bis 1. Oktober dieses Jahres muss Schulleiterin Claudia Neulinger beim Land den Antrag um Aufnahme stellen. Wenn das Land zustimmt, beginnt die Suche nach einem geeigneten freien Träger, über den die Betreuung der Kinder während der schulfreien Zeit gewährleistet wird.

 

Ginge es nach Claudia Neulinger, dann wäre ein Wunschkandidat für die Trägerschaft sicherlich die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft. Schon jetzt besteht eine enge Kooperation zwischen der Schule und dem örtlichen Kinder- und Jugendhaus sowie der Jugendfarm. Die Bedeutung der bereits bestehenden Zusammenarbeit machte die Rektorin in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates deutlich. „Es gibt regelmäßig stattfindende Aktionen und Projekte wie das Planspiel zur Berufsorientierung, soziale Kompetenztrainings und Projektwochen.“ Auch besondere Aktionen wie Sporttage, Mitmachtheater oder die Betreuung der Schüler durch Mitarbeiter des Jugendhauses während einer Lehrer-Fortbildung gehörten dazu.

Eine weitere Säule der Jugendarbeit stelle auch die Schulsozialarbeit dar, die Einzelfallhilfe leiste, beziehungsweise Projekte im Jugendhaus und auf der Jugendfarm begleite und koordiniere. „Wir definieren uns als Stadtteilschule und sehen uns als Bestandteil des Bezirks“, betonte Neulinger. Deutlich werde dies unter anderem durch die zahlreichen Kooperationen mit außerschulischen Partnern. „Wir wünschen uns eine Fortführung und einen Ausbau dieser Kooperationen.“ Und selbst wenn es einen anderen freien Träger als die Jugendhausgesellschaft geben sollte, sei ihre Bitte, dass „bestehende Kooperationen nicht gekappt werden“.

„Ich finde gut, was Sie auf den Weg gebracht haben“

Die Bezirksbeiräte unterstützten Neulingers Ansinnen. „Ich finde gut, was Sie auf den Weg gebracht haben“, sagte SPD-Bezirksbeirat Peter Dietz-Vowinkel. Auch CDU-Sprecher Stefan Kulle war der Meinung, dass „was gewachsen ist, erhalten werden soll“. Auch die stellvertretende Grünen-Beirätin Elke Härig-Audretsch wollte sich dem anschließen: „Ich bin absolut auf Ihrer Seite.“ Das Rahmenkonzept zur Ganztagessschule sehe unter anderem vor, dass die außerschulischen Angebote mit einem freien Träger gestemmt werden, erklärte die Rektorin. Hierfür sei zusätzliches Personal nötig. „Die Leitung der Kooperation ist an der Schule ansässig“, erklärte Neulinger. Die Trägerschaft werde öffentlich ausgeschrieben, das Schulverwaltungsamt habe ein Vorschlagsrecht, allerdings entscheide der Stuttgarter Gemeinderat, wer den Zuschlag erhält.

Einstimmig bei einer Enthaltung beschloss der Bezirksbeirat, dass „im Vertrag mit dem zukünftigen freien Träger der Ganztagesgrundschule festgelegt sein muss, dass die bestehende räumliche und personelle Kooperation mit dem Kinder- und Jugendhaus sowie der Jugendfarm beibehalten und qualitativ fortentwickelt wird.“

STJG fehlt personall für mögliche Trägerschaft

So wie es momentan aussieht, wird sich die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft (STJG) nicht auf die Trägerschaft bewerben. Das macht der STJG-Geschäftsführer Sieghard Kelle auf Nachfrage der Nord-Rundschau deutlich: „ Wir haben darüber diskutiert und uns entschieden, uns nicht für Stammheim zu bewerben“, sagt Kelle. Die Gründe seien einfach und lägen im bestehenden Engagement der Gesellschaft und in der schwierigen Personalsituation: „Wir haben bereits zwölf Trägerschaften an Schulen übernommen, fünf weiter kommen hinzu“, sagte Kelle. Hierfür müsste zusätzliches Personal akquiriert werden. Zudem sei die Situation auf dem Stellenmarkt nicht einfacher geworden. „Wir wollen unsere Planung danach ausrichten, was gut machbar ist und haben den Willen, gute Qualität zu liefern.“

Kelle sieht für die bestehenden Kooperationen zwischen Kinder- und Jugendhaus und Schule keine Probleme, wenn ein anderer freier Träger die Aufgabe übernehme. „Man muss offen miteinander sprechen, ich bin unbesorgt, dass man Lösungen findet.“