Das 1:1 im Topspiel der Zweiten Fußball-Bundesliga beim 1. FC Köln war für den Hamburger SV das vierte Spiel in Folge ohne Sieg – dennoch blickte Trainer Hannes Wolf nach dem Remis nicht mehr ganz so unzufrieden in die Zukunft. Der HSV scheint für den Aufstiegs-Endspurt doch gerüstet zu sein.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Ein wirklich wunderbares Geburtstagsgeschenk für Hannes Wolf hatten die Spieler des Hamburger SV nicht. Also zumindest keines, über das sich der Trainer gefreut hätte wie ein Kind über sein erstes Smartphone. „Endlich 38, und weiter geht’s“, sagte der Jubilar ironisch und ein wenig schnippisch, eine Geburtstagsparty sei ihm „ehrlich gesagt schnuppe“. Das 1:1 im Zweitliga-Topspiel seines HSV beim designierten Aufsteiger 1. FC Köln, dieser eine Punkt fühlte sich für den Coach nicht wie ein glücklich machendes Geschenk an, wenngleich das Remis erst in der 85. Minute durch das Tor des eingewechselten Manuel Wintzheimer möglich gemacht wurde. Man hätte sich darüber freuen können. Hätte. Denn für den aufstiegswilligen Hamburger SV war die Partie in der Kölner Arena die vierte in Folge, in der es am Ende keine drei Punkte für die Mannschaft von der Waterkant gab.

 

Das Kriselchen des HSV setzt sich fort – 15 Punkte in elf Spielen im Jahr 2019, das klingt nicht als hätten die Hamburger den Wiederaufstieg so fest im Visier wie Biathletin Laura Dahlmeier die schwarzen Scheiben. „Wir leben noch“, konstatierte Hannes Wolf nach dem 1:1. „Wir haben zuletzt nicht viele Punkte geholt, aber heute haben wir gezeigt, dass wir noch leben.“ Keine Widerrede, denn der einstige Bundesliga-Dino musste in Köln seine Stars Lewis Holtby (gesperrt), Aaron Hunt und Pierre-Michel Lasogga (beide verletzt) ersetzen. In Durchgang eins dominierten die Kölner, so dass es Wolf und den übrigen HSV-Sympathisanten Angst und Bange werden konnte, in der Pause jedoch fand offenbar die Wiedererweckung statt – in Durchganz zwei waren die Hanseaten am Drücker und übernahmen die Kontrolle auf dem Spielfeld. „Da haben wir guten, schnellen Fußball gespielt“, betonte Wolf.

Hannes Wolf kontert seine Kritiker

Dieses Lebenszeichen war auch wichtig für das Standing des Trainers. Denn in den vergangenen Wochen hatten ihm Kritiker vorgeworfen, er würde die falschen Spieler aufstellen oder auswechseln, zudem wurden dem einstigen Coach des VfB Stuttgart taktische Fehler vorgeworfen. Der HSV spiele gegen defensiv ausgerichtete Teams mit der gleichen Grundordnung wie gegen Mannschaften, die selbst die Initiative ergreifen. Rückschritt statt Fortschritt, knurrten diese Experten. Gegen Köln widerlegte Wolf die Schwarzseher. Erstens, weil seine Schützlinge nach der Pause im fremden Stadion wie die Hausherren agierten. Und zweitens, weil er Torschütze Manuel Wintzheimer in der 81. Minute eingewechselt hatte, vier Minuten später stand es 1:1. Wenn man trotzdem ein Haar in der Suppe finden wollte, könnte man kritteln, dass Wolf den Stürmer früher hätte bringen müssen. Intern ist Wolf unumstritten, Clubchef Bernd Hoffmann hatte ihn erst kürzlich einen Freifahrschein ausgestellt – gültig für die Bundesliga, aber auch für Liga zwei.

Fünf Spieltage vor Saisonschluss könnte es sein, dass der HSV in Köln die Kurve zu einem guten Saisonende gekriegt hat – gerade noch rechtzeitig für den Endspurt. Drei Punkte Vorsprung hat der Club als Zweiter auf den Relegationsplatz, auf dem Union Berlin in Schlagdistanz droht – und die Eisernen empfangen die Hamburger am 28. April. Showdown an der Alten Försterei. Am 12. Mai geht’s für Wolfs Rudel zum SC Paderborn; derzeit Vierter mit vier Zählern Rückstand. Die übrigen Gegner sind Aue (20. April), Ingolstadt (4. Mai) und am letzten Spieltag (19. Mai) der MSV Duisburg. „Es wird schwierig“, sagt der HSV-Trainer, „aber wir bleiben jetzt in diesem Modus – dann können wir uns im Juni entspannt zurücklehnen.“ Und das Leben als Bundesliga-Rückkehrer genießen.