Rolf Brack über den siebten Feldspieler im Handball, den möglichen Ausstieg des Bundestrainers und den Reiz, dem VfB Stuttgart als innovativer Berater im Sportmanagement zu unterstützen.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Mit innovativen Projekten kann man Rolf Brack begeistern. Bei den Rimparer Wölfen sieht sich der Handball-Fachmann als Berater, Mentor und Unterstützer einer Vision. Verhilft er dem nächsten kleinen Zweitligaclub zum großen Sprung in die deutsche Spitze?

 
Herr Brack, sind Sie bereit, als deutscher Bundestrainer zu übernehmen?
(lacht) Dafür bin ich zu alt.
Was sagen Sie denn zu den Gerüchten, dass Dagur Sigurdsson im Sommer 2017 aufhört?
Was kann es denn besseres geben, als deutscher Nationaltrainer zu sein? Aber vielleicht fehlt ihm die Rolle als Entwickler durch die tägliche Arbeit. Und er fühlt sich mit seinen 43 Jahren noch zu jung, bis 2020 Bundestrainer zu sein.
Wie hart würde sein Ausstieg den deutschen Handball treffen?
Sehr hart. Dagur ist guter Typ. Ein Mann mit Charisma. Er hat herausragende Coachingqualitäten, er kann eine Mannschaft führen – und er bringt eine hohe Risikobereitschaft mit.
Als einer der ersten hat er auch auf das neue Überzahlspiel mit einem siebten Feldspieler anstelle des Torwarts gesetzt. Ist die Regelreform Fluch oder Segen für die Sportart?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Experten wie Stefan Kretzschmar prophezeien durch den Einsatz des siebten Feldspielers ja schon den Tod des Handballs.
Hat er von der Tendenz her recht?
Die Gefahr eines Attraktivitätsverlustes gibt es. Das Eins gegen Eins, die Härte und die Dynamik in den Zweikämpfen – genau diese Körperlichkeit macht bestimmte Sportarten wie Eishockey, Football aber eben auch Handball doch so attraktiv.
Und diese fehlt, wenn das angreifende Team ständig einen Mann mehr auf dem Feld hat?
Es wird körperlos hin- und hergespielt, bis die Lücke da ist. Der Handball wird auf Pass und Torwurf reduziert. Kreative Elemente wie das Kleingruppenspiel genialer Spielmacher wie Ivano Balic oder Andy Schmid könnten so verschwinden und den Handball zu einer mechanischen Sportart, zu einem taktikorientierten Schachspiel mutieren lassen.
Gibt es auch positive Aspekte?
Schon. Die Attraktivität einer Sportart lebt ja auch von der Spannung und von überraschenden Spielausgängen. Wenn Kiel oder Flensburg in der Bundesliga daheim gegen einen Club spielen, der nicht unter den ersten Fünf steht, geht es doch nur um die Höhe des Ergebnisses. Mit einem taktisch klugen Überzahlspiel hat ein Außenseiter eher die Chance, einen Favoriten zu besiegen.