Exklusiv Nach der Absage von Christian Gross soll Marcel Koller neuer Trainer des 1. FC Nürnberg werden. Momentan betreut er noch die österreichische Nationalelf.

Stuttgart - Es sind aufregende Zeiten für Martin Bader. Seit der Entlassung von Michael Wiesinger am Montag sucht der Manager des 1. FC Nürnberg einen neuen Trainer, wobei er sich am Dienstag fast schon am Ziel gesehen hat. Die finale Einigung mit Christian Gross (59) schien nur noch Formsache. Doch das Blatt wendete sich. Der frühere Coach des VfB Stuttgart sagte Bader ab, weil die finanziellen Vorstellungen zu weit auseinanderklafften. Gut, dass der Manager einen Plan B in der Schublade hatte – mit Marcel Koller (52). Nach StZ-Informationen soll er jetzt den Zuschlag erhalten. „Grundsätzlich kommentiere ich keine Namen“, sagt Bader.

 

Momentan betreut Koller noch die österreichische Nationalmannschaft, mit der er am Freitag in Schweden antritt. Wenn er die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien verpasst, steht er ohne Vertrag da. Dann wäre der Weg nach Nürnberg frei – aber auch sonst dürfte der Wechsel kaum mehr platzen. Entsprechend äußerte sich Koller auf der Pressekonferenz vor dem Duell in Schweden. Dass sein Name in Nürnberg gehandelt werde, sei „auf der einen Seite schön, beschäftigt mich aber nicht, weil jetzt das Nationalteam da ist“, sagte er. Alles andere sei „im Moment nicht wichtig.“ Ein Dementi hört sich anders an.

Koller hat schon bewiesen, dass er in Deutschland erfolgreich arbeiten kann – vor allem beim VfL Bochum, mit dem er 2006 in die Bundesliga aufgestiegen ist. 2011 übernahm Koller die österreichische Nationalelf, bei der er Akzente setzte, indem er beispielsweise Talente wie David Alaba (FC Bayern) förderte und einbaute.

In Nürnberg würde eine schwierige Aufgabe auf Koller warten. Der Club hat in dieser Saison noch kein einziges Spiel gewonnen und liegt auf Rang 16 – Tendenz sinkend. Der Kollaps passierte am Sonntag bei der 0:5-Pleite gegen den Hamburger SV, die Wiesinger letztlich den Job kostete.

Die Mannschaft folgte ihm nicht mehr. Sie ist in zwei Gruppen gespalten – hier die Jungen, dort die Älteren um den Torwart Raphael Schäfer und den von Wiesinger noch ausgemusterten Hanno Balitsch. Diese Fraktionen müsste Koller wieder zusammenführen und vereinen. Das Ziel ist der Klassenverbleib – ein Kraftakt mit einem Kader, der in der Vergangenheit mehr und mehr an Substanz verloren hat. Spieler wie Ilkay Gündogan (Dortmund), Mehmet Ekici (Bremen), Philipp Wollscheid (Leverkusen) und Timm Klose (Wolfsburg) brachten zwar einiges Geld in die Kasse, konnten aber sportlich nicht gleichwertig ersetzt werden. Deshalb dürften die Zeiten für Bader aufregend bleiben – auch wenn er nun einen Trainer gefunden hat.