Die Volleyball-Frauen von Allianz MTV Stuttgart stehen zum dritten Mal in Folge im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Wir haben mit dem Trainer Guillermo Naranjo Hernández über die erfolgreichste Saison seit dem Aufstieg gesprochen.

Stuttgart - Nach dem deutlichen 3:0-Sieg (25:17, 25:19, 25:16) über den Dresdner SC stehen Stuttgarts Volleyball-Frauen zum dritten Mal in Folge im Finale um die Deutsche Meisterschaft und treffen dort auf den Liga-Primus SSC Palmberg Schwerin.

 

Seit drei Spielzeiten ist Guillermo Naranjo Hernández der hauptverantwortliche Trainer von Allianz MTV Stuttgart und hat nun das bislang siebte Titelfinale erreicht und bereits drei Titel an den Neckar geholt. Diese Saison ist die erfolgreichste seit dem Aufstieg in die Beletage im Frühjahr 2008. Denn nach dem Gewinn des DVV-Pokals Ende Januar und dem SuperCup zu Saisonbeginn ist nun sogar das Triple möglich.

Herr Hernández, die Dresdner haben am Samstagabend in der ausverkauften Scharrena mit einem eigenen Fehler für den Matchball gesorgt. Nach zwei so umkämpften und knappen Halbfinal-Partien hat ihr Team im entscheidenen Spiel den Double-Sieger der vergangenen Saison beherrscht. Eine wahre Dominanz der Macht, oder wie sehen Sie das?

Ich würde es eher eine Dominanz der mentalen Stärke nennen. Wir lagen im zweiten und im dritten Satz jeweils ein paar Punkte hinten, wie schon so oft in dieser Saison in vielen Spielen. Und wie so oft sah es so aus, als ob wir kurzzeitig die Konzentration verlieren. Doch beide Male haben wir uns in einer Auszeit wieder gesammelt, haben uns wieder auf die positiven Dinge fokussiert.

Und siehe da, wir haben wieder die richtigen Entscheidungen getroffen, die wichtigen Punkte geholt. Und wir haben die Schlüsselspielerinnen auf Dresdner Seite, Liz McMahon und Kadie Rolfzen, im Griff gehabt. Doch der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir viel weniger Fehler gemacht haben. Wir waren dabei mutiger, und wir haben uns am Ende dafür belohnt.

Doch nach dem Finaleinzug ist keine Zeit zum Feiern. Schon am Dienstag geht die Fahrt in den hohen Norden, wo sie am Mittwoch auf den Bundesliga-Spitzenreiter SSC Palmberg Schwerin treffen. Wie kann man da so schnell umschalten?

Klar können wir jetzt schon zufrieden sein, mit sieben Finaleinzügen hintereinander und drei Titelgewinnen, aber irgendwie gibt es auch noch das Gefühl, eine Rechnung offen zu haben. Schließlich waren wir in den beiden vergangenen Saison jeweils nur Zweiter. Jeder von uns will mehr, will Meister werden.

Wie gehen Sie diese schwere Aufgabe nun an?

Das Wichtigste ist nun, das richtige Level zu finden. Wir können jetzt nicht mehr an der Athletik arbeiten und nicht mehr an der Technik, wir müssen jetzt auf der Welle des positiven Flows reiten. Man darf dabei nicht vergessen, dass einige Spielerinnen schon seit längerem am Limit sind. Wir müssen die richtige Mischung finden aus Anspannung und Entspannung und Erholung. Keine Verletzungen, das ist jetzt das Wichtigste, da müssen wir sehr vorsichtig sein. Und gleichzeitig die richtigen Informationen über den Gegner parat haben und gemeinsam besprechen.

Die Schweriner sind ja in den vergangenen Spielzeiten bereits zweimal an Stuttgart gescheitert. Und diese Saison fehlten dem SSC nur drei Ballpunkte zum Pokalsieg, dann hat Ihr Team das Spiel vor über 10000 Zuschauern in der SAP-Arena in Mannheim noch gedreht und dem zehnfachen Meister und fünffachen Pokalsieger den nächsten Titel vor der Nase weggeschnappt. Die Schweriner haben doch so etwas wie ein Stuttgart-Trauma, oder nicht?

Das werden wir sehen. Aber erst einmal steht fest, dass Schwerin besser besetzt ist als in der vergangenen Saison. Und besser besetzt ist als Dresden. Und ich kann mich noch gut an das erste Play-off-Halbfinale in der vergangenen Saison erinnern. Da sind wir nach Schwerin gefahren und haben dort eine üble 0:3-Klatsche kassiert. Anschließend haben wir zweimal 3:0 gewonnen. Gut. Aber daran sieht man, es kommt nicht auf ein einzelnes Spiel an. Das Finale geht nach dem Modus „Best-of-Five“. Das ist ein langer Weg. Das ist vor allem ein anstrengender Weg. Beide Mannschaften sind im Prinzip gleich belastet, aber die Schweriner hatten zehn Tage zur Vorbereitung. Wir haben gerade mal zwei, dann sitzen wir schon wieder im Bus.

Was machen Sie am Abend des 3. Mai in Schwerin, wenn das maximal letztmögliche Play-off-Finalspiel vorbei ist?

Es ist sicherlich verlockend, daran zu denken, dass man dann auf dem Podest stehen könnte, bei der Siegerehrung, mit der Goldmedaille um den Hals. Aber nochmal, das ist ein langer Weg bis dorthin, auf dem noch viel passieren kann. Wir wissen das. Und werden uns entsprechend vorbereiten. Aber eines steht fest: Wir freuen uns nun auf diese Finalserie. Und wir werden alles geben.