Alexander Zorniger hat keine Bundesligaerfahrung, doch der VfB Stuttgart verspricht sich durch ihn wieder eine Fußballidentität. Zorniger schweigt noch zu seiner sportlichen Zukunft, weil der neue VfB-Coach seinen Dienst erst am 29. Juni antritt.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - In letzter Zeit ist viel über ihn geredet worden. Ralf Rangnick hat schon vor Wochen Alexander Zorniger zum VfB-Trainer gemacht. Zuletzt plauderte Hansi Müller aus, dass der 47-jährige Fußballlehrer die Stuttgarter übernimmt. Beide übrigens beim gleichen österreichischen Fernsehsender, und die Nachricht verursachte ja auch gleich ein paar Schlagzeilen. Zum einen, weil Rangnick Sportdirektor bei RB Leipzig ist, wo Zorniger bis Februar tätig war. Zum anderen, weil Müller Aufsichtsrat beim VfB war, wo Zorniger künftig tätig sein wird. Müller musste sein Mandat im Kontrollgremium dann niederlegen, da absolutes Stillschweigen vereinbart war.

 

Auch Zorniger schweigt weitgehend zu seiner sportlichen Zukunft. Was in einer geschwätzigen Branche unüblich ist, aber nicht bedeutet, dass er nichts zu sagen hätte. Doch der neue VfB-Coach macht das aus Prinzip, weil er seinen Dienst erst am 29. Juni antritt. Er macht es auch aus Respekt gegenüber seinem Trainerkollegen Huub Stevens, der eine heikle Rettungsmission zu erfüllen hatte. Und vermutlich hat er es auch aus strategischer Vorsicht gemacht, weil im Falle eines Abstiegs nicht klar gewesen wäre, wer von den jetzt handelnden Personen beim VfB noch was zu sagen gehabt hätte.

Leidenschaftlich soll der neue Stil sein

Nun aber ist Zorniger Bundesligacoach – und damit auf der vorläufig höchsten Stufe seiner Trainerkarriere angekommen. Eine Laufbahn, die 2002 beim Verbandsligisten 1. FC Normannia Gmünd begann, ihn über die Co-Trainerstationen 2009 beim VfB unter Markus Babbel und die SG Sonnenhof Großaspach bis zu RB Leipzig führte. Vier Stationen, vier Aufstiege – und nun die Aussicht, die Stuttgarter fußballerisch neu auszurichten, eine Mannschaft umzubauen, um dann parallel mit ihr eine Entwicklung zu nehmen: nach oben.

Das ist die Vorstellung von Sportvorstand Robin Dutt. „Mit seiner persönlichen Spielidee ist Alexander Zorniger ganz nah an der Spielkonzeption dran, die wir mit dem VfB verbinden“, sagt Dutt. Eigenhändig unterschrieben ist der Dreijahresvertrag zwar noch nicht, doch mit dem Bundesliganovizen wagt der VfB einen Neustart. So soll das Duo Dutt/Zorniger, das durch die schwäbische Trainerschule geprägt ist, dem VfB wieder zu einer Fußballidentität verhelfen. Leidenschaftlich soll der neue Stil sein. Temporeich, taktisch flexibel und vom Teamgedanken geprägt. Zornigers Arbeit zeichnet aber auch aus, dass er sehr zielgerichtet vorgeht – und das verlangt er auch von den Spielern. „Ich freue mich sehr auf die Herausforderung“, wird Zorniger auf der Club-Homepage zitiert. Mehr will der selbstbewusste Trainer erst sagen, wenn er das Team vor sich hat.