Die Trainerfindungskommission von Frisch Auf Göppingen hat ihre Entscheidung getroffen – und alles deutet auf Hartmut Mayerhoffer als neuen Mann auf der Kommandobrücke des Handball-Bundesligisten hin. Nun muss der Aufsichtsrat die Personalie noch formal beschließen.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Christian Schöne hält sich noch bedeckt: „Wir sind auf der Zielgeraden, aber wir können erst etwas bestätigen, wenn es so weit ist“, sagt der Sportliche Leiter des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen. Nach Recherchen unserer Zeitung ist die Entscheidung in der Trainerfrage aber inzwischen gefallen: Hartmut Mayerhoffer soll den Neustart durchführen und die Grün-Weißen nach zwei enttäuschenden Spielzeiten in der Bundesliga (jeweils Platz zehn) in den kommenden zwei Jahren wieder weiter nach oben führen. Der Aufsichtsrat des Traditionsclub muss die Personalie noch formal beschließen.

 

Sveinsson zuletzt im Rennen

Nach der Trennung von Trainer Rolf Brack am 7. Juni führten Schöne, Geschäftsführer Gerd Hofele und auch Mitglieder des Aufsichtsrats viele Gespräche mit Nachfolgekandidaten. Manche Kontaktaufnahme hatte sich relativ schnell erledigt: Bei Islands Nationalmannschaftstrainer Gudmundur Gudmundsson gab die Familie kein grünes Licht, sein Landsmann Patrekur Johannesson war an den österreichischen Handballverband als Nationaltrainer fest gebunden, der Norweger Glen Solberg musste ebenfalls abwinken, da er bereits für eine neue Aufgabe im Kompetenzteam des deutschen Meisters SG Flensburg-Handewitt zugesagt hatte. Blieben am Ende auf der langen Liste weitere Kandidaten mit internationalem Renommee wie der polnische Nationaltrainer Piotr Przybecki oder der Isländer Geir Sveinsson (2014/15 Trainer des SC Magdeburg und danach bis zu Gudmundssons Übernahme isländischer Nationaltrainer).

Am Überzeugendsten präsentierte sich aber offenbar Hartmut Mayerhoffer. Ein Mann, der in der Handballszene zwar keinen solch klangvollen Namen hat wie die internationalen Kandidaten, der aber mit hoher fachlicher Kompetenz bewiesen hat, aus überschaubaren Mitteln viel machen zu können. 2013 führte der 48-Jährige den TSV Friedberg zur Drittliga-Meisterschaft (der Club verzichtete damals aus finanziellen Gründen auf den Zweitliga-Aufstieg). Mit der SG BBM Bietigheim gelang Mayerhoffer 2014 und 2018 der Bundesliga-Aufstieg. In der abgelaufenen Runde wurde er zum „Zweitliga-Trainer des Jahres“ gewählt.

Kombinationsreicher Tempohandball

Mayerhoffer legt großen Wert auf kombinationsreichen Tempohandball verbunden mit hoher Aggressivität und Leidenschaft in Abwehr und Angriff. Disziplin ist ihm wichtig, die Spieler nimmt er dabei mit, was seine Spielidee betrifft, ist er bereit, sie dem Team anzupassen. Das wird bei Frisch Auf auch nötig sein, denn auf die Zusammensetzung des Kaders für die kommende Saison hat er keinen Einfluss mehr. Die Personalplangen sind vor dem Trainingsstart am 10. Juli längst abgeschlossen. Schöne sieht darin grundsätzlich kein Problem: „Jeder Trainerkandidat kannte den Kader, wenn einer kein Potenzial darin sieht, wäre er nicht in der engeren Wahl gewesen.“

Für Mayerhoffer, der mit seiner Frau und seinen zwei Kindern (17 und 11) seinen Lebensmittelpunkt in Augsburg hat, wäre Frisch Auf eine große Chance,aber eine mit Risiko: Er steht beim Traditionsclub ganz anders unter Druck als in seinen vorigen Stationen. Dazu Schöne ganz allgemein: „Jeder von uns steht unter Druck, nicht nur der künftige Trainer. Wir wollen nach vorne kommen.“