Er soll kompetent sein und schnell einen Draht zur Mannschaft entwickeln. Dies sind die wichtigsten Anforderungen an den neuen VfB-Trainer. Diese Beschreibung erfüllen mehrere Trainer – ein Überblick über die Aspiranten.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Dass Michael Reschke in der Nacht auf den Sonntag sehr wenig geschlafen hat, das war dem VfB-Manager vor allem an seinen kleinen Augen anzusehen. Ein wenig geschafft sah der Rheinländer also nach der ersten Trainerentlassung seiner Karriere als Chef aus, einer Laufbahn, die er als Kaderplaner ja lange in der zweiten Reihe bestritten hat.

 

Tatsächlich aber gilt es für den 60-Jährigen, den Blick nun schnell nach vorne zu richten – denn Reschke hält aktuell die Fäden in den Händen. Und am Ende werden es das Können, das Geschick und das Matchglück des neuen Mannes auf dem Posten des Cheftrainers sein, die auch über das Schicksal des VfB-Managers entscheiden werden. Einen Flop kann sich Michael Reschke also nicht leisten – und er muss schnellstmöglich einen neuen Cheftrainer präsentieren.

„Wir befinden uns da in keinem Wettrennen“, sagt Michael Reschke zwar, doch das nächste Bundesliga-Spiel der Stuttgarter wird bereits am Samstag um 15.30 Uhr angepfiffen. Dann tritt der Aufsteiger beim VfL Wolfsburg an, einem Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib.

Ein direkter Draht zu den Spielern ist gefordert

„Wir befinden uns in vielversprechenden Gesprächen“, erklärt Reschke – und ergänzt: „Der Neue muss eine hohe fachliche Kompetenz besitzen und in der Lage sein, schnell einen persönlichen Zugang zu den Spielern zu finden.“ Gerne wolle man eine langfristige Bindung eingehen. „Es muss zunächst aber vor allem eine Lösung sein, die uns erfolgreich bis zum Ende der Saison trägt“, sagt Reschke: „Denn der Klassenerhalt steht über allem.“

Offiziell will der Verein seinen neuen Cheftrainer „in den nächsten Tagen“ vorstellen. Doch vieles spricht dafür, dass es schneller gehen wird. Schließlich ist durchgesickert, dass Reschke bereits vor einigen Wochen seine Fühler nach möglichen Optionen zu Hannes Wolf ausgestreckt hat. Aus Sicht des VfB-Managers gehört es zu seinem Job, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Bei diesen Sondierungen hat sich Markus Weinzierl als ein heißer Kandidat herauskristallisiert. Weinzierls Berater Jürgen Schwab hat zum VfB schon lange einen kurzen Draht, war er doch früher der Mann, der für Fredi Bobic die Verträge aushandelte. Aktuell berät Schwab unter anderem den VfB-Kapitän Christian Gentner.

So könnte die Wahl auf Weinzierl als Nachfolger von Hannes Wolf fallen. Der Bayer, der in Straubing geboren wurde, ist seit dem Sommer ohne Job. In der Vorsaison landete er als Chefcoach des FC Schalke am Ende lediglich auf dem zehnten Tabellenplatz und musste bereits nach zwölf Monaten Amtszeit vorzeitig gehen. Nach seiner ersten Trainerstation, dem SSV Jahn Regensburg, den er in der Saison 2011/12 in die Relegation zur zweiten Bundesliga führte, arbeitete Weinzierl von Sommer 2012 an vier Jahre erfolgreich für den FC Augsburg. Den FCA führte er in die Europa League.

Slaven Bilic ist ein weiterer Kandidat

Allerdings soll es auf Reschkes Liste noch Alternativkandidaten geben. Da wäre zum einen Slaven Bilic, dessen Name bereits nach Schlusspfiff des Schalke-Spiels rund um die Loge des Präsidenten Wolfgang Dietrich kursierte. Bilic kennt die Bundesliga aus seiner Zeit als Spieler des Karlsruher SC. Der 49-Jährige war von 2006 bis 2012 der Nationaltrainer seines Heimatlandes Kroatien. Im November wurde er als Coach des englischen Erstligisten West Ham United entlassen.

Als eine Option wird auch Jens Keller gehandelt, der Anfang Dezember überraschend beim Zweitligisten Union Berlin beurlaubt wurde. Seither haben die Eisernen nur einen Punkt geholt und sind von Rang vier auf acht abgerutscht. Keller ist gebürtige Stuttgarter, wurde 1992 als Spieler mit dem VfB deutscher Meister und ist vom Naturell her ein Typ, der sich Respekt verschafft. Keller war im Herbst 2010 bereits Cheftrainer des VfB, als er den Schweizer Christian Gross beerbte. Nach zwei Monaten musste er für Bruno Labbadia weichen, hat seither aber auf Schalke Champions-League-Luft geschnuppert und vor allem in Sachen Menschenführung einen großen Reifeprozess durchlaufen.