Die Entwicklung der Mannschaft ging in die falsche Richtung, deshalb gab es bei den Stuttgarter Kickers nun Konsequenzen: Der Oberligist und Trainer Ramon Gehrmann gehen getrennte Wege, U-19-Coach Mustafa Ünal übernimmt.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Sein letztes „Auf die Blaue!“ am Ende des Interviews mit dem Kickers-TV nach der 0:1-Niederlage am Samstag beim 1. CfR Pforzheim kam nicht mehr überzeugend. Ramon Gehrmann fühlte sich nach dem deprimierenden Auftritt der Stuttgarter Kickers „wie abgestiegen“. Am Montag folgten die Konsequenzen: Der Fußball-Oberligist und der bisherige Cheftrainer der Blauen gehen getrennte Wege. U-19-Trainer Mustafa Ünal übernimmt das Amt. Der 38-Jährige wird bereits an diesem Mittwoch (19 Uhr) im Nachholspiel beim FC 08 Villingen auf der Bank sitzen.

 

„Nach der Niederlage in Pforzheim am Samstag haben wir eine grundsätzliche Analyse der ersten sechs Spiele gemacht“, sagt der sportliche Leiter Lutz Siebrecht „und kamen zum Schluss, dass wir einen neuen Impuls auf der Position des Cheftrainers brauchen“.

Weit weg vom Aufstieg

Die Kickers haben nach sechs Spielen zehn Punkte auf dem Konto, bei einem Torverhältnis von 5:3. Auch, wenn die Saison noch jung ist: So weit weg wie aktuell, waren die Blauen in ihrem vierten Oberligajahr noch nie vom Aufstieg. Schon früh in der Runde hatte sich aufgrund der Art und Weise der Auftritte die Kardinalfrage gestellt: Warum bringt das für Fünftligaverhältnisse mit individueller Klasse verstärkte Team, das zudem unter Profibedingungen trainiert, nicht die gewünschte Leistung aufs Feld? Von Oberligakonkurrenten wurden die besten Spieler weggeholt – vergangenen Runde Ruben Reisig und Niklas Kolbe, vor dieser Saison Toregarant Kevin Dicklhuber. Es gibt genügend routinierte Spieler mit höherklassiger Erfahrung wie Mijo Tunjic, Markus Obernosterer, Luigi Campagna und David Braig, im Sommer kam Julian Leist hinzu. „Im Vorjahr haben wir mit weniger Offensivpotenzial mehr Tore geschossen“, räumte Trainer Gehrmann offen ein. Es ehrt ihn, dass er nach der Partie in Villingen auf die coronabedingte Zwangspause seiner Mannschaft nicht eingehen wollte: „Das wäre eine Ausrede.“

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Nun also der Schlussstrich. Bei der Nachfolge entschieden sich die Kickers für eine interne Lösung. U-19-Bundesligacoach Mustafa Ünal, der gemeinsam mit U-17-Coach Yannick Dreyer auch als Gehrmanns Assistent fungierte, übernimmt. Der 38-Jährige hat im Nachwuchsbereich bei den Kickers, und auch davor beim SSV Ulm 1846, sehr gute Arbeit geleistet, allerdings fehlt ihm die Erfahrung als Chefcoach im Aktivenbereich. Ünal gilt als knallharter Typ, der sehr großen Wert auf Disziplin legt und bei Missachtung von Regeln konsequent durchgreift. Künftig muss er sich den Respekt aber nicht mehr von A-Jugendspielern, sondern von erfahrenen Spielern mit zum Teil nicht pflegeleichtem Charakter erarbeiten.