Den Winterfußballzirkus unter türkischer Sonne hat Ex-Torwart Dieter Burdenski gemeinsam mit einem türkischen Hotelier erschaffen. Nicht nur der VfB Stuttgart schätzt in der Winterpause die Vorzüge an der türkischen Riviera.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Belek - Am Montagabend hat sich auch der Empfangschef im Calista Luxury Hotel zu Belek in freudiger Erwartung die Krawatte seines grau-weißen Dienstanzuges zurechtgezupft. Zwar verfügt man in dem modernen Fünfsternehotel an der türkischen Riviera über reichlich Erfahrung im Umgang mit Fußballstars aus aller Herren Länder: Jetzt aber fahren die Gelb-Roten von Galatasaray Istanbul vor. Und wenn sich die Stars des 18-fachen türkischen Meisters, des Tabellenersten der Süper Lig mit dem Trainerguru Fatih Terim, den Stürmerstars Burak Yilmaz und Umut Bulut sowie mit Hamit Altintop die Ehre geben, dann buhlen gar die Zimmermädchen um ein Autogramm.

 

Der große türkische Fußballbasar hat also auch in dieser Wintertransferperiode wieder seine Pforten geöffnet. Allein mit den Männern, die allabendlich im großen Whirlpool des Calista-Hotels ihre müden Kickerwaden entspannen, mit den Stars von Galatasaray, den Wolfsburgern um das Trio Diego, Naldo und Josué, den Profis vom belgischen Tabellenführer RSC Anderlecht mit Milan Jovanovic und Dieumerci Mbokani sowie den Profis des türkischen Erstligisten Gazientepspor, könnte man auf der internationalen Fußballbühne eine gute Rolle spielen.

„Unsere Kunden schätzen das Wetter, die Sonne, den Luxus der Hotels, die gepflegten Plätze in unmittelbarer Nähe sowie die große Auswahl an Testspielgegnern“, sagt Dieter Burdenski, der in den 80er Jahren eine Institution im Tor von Werder Bremen war – und anschließend den richtigen Riecher hatte. Gemeinsam mit dem türkischen Hotelier Mustafa Tontu hat Burdenski den Winterfußballzirkus unter türkischer Sonne erschaffen. Burdenski, der früh mit Sportbekleidung handelte, einst Hallenturniere in Norddeutschland organisierte und schon damals ein kleines Reiseunternehmen besaß, nutzte seine Kontakte in der deutschen Fußballszene, während der türkische Partner Tontu die Hotellbetten bereitstellte.

Allein fünf deutsche Erstligateams in Belek

1994 waren Borussia Dortmund und der FC Schalke die Ersten, die der Südtürkei in der Winterpause einen Besuch abstatteten. Damals gab es in Belek wenig Hotels – und nur zwei Fußballplätze. Inzwischen sind es 80, fast alle topgepflegt und mit Flutlichtanlage ausgerüstet.

Die Nachfrage können die Macher von Burdenski Events und des türkischen Partners Bluebird aber kaum bedienen. „Es wäre momentan nicht möglich, ein zusätzliches Team für eine Woche unterzubringen, denn die Plätze sind fast alle ständig belegt“, sagt Veli Pala, der Marketingmanager von Bluebird. Kein Wunder: mit dem VfB Stuttgart, dem VfL Wolfsburg, Werder Bremen, der SpVgg Greuther Fürth und dem FC Augsburg bereiten sich momentan allein fünf deutsche Erstligateams in Belek auf die Rückrunde vor. Auch der Drittligist Stuttgarter Kickers ist vor Ort, andere Teams wie der Zweitligist Eintracht Braunschweig befinden sich im Anflug. Dazu gesellt sich die Kundschaft aus dem Inland, aus Holland, Belgien und sogar aus Korea und Aserbaidschan.

Ein gutes Geschäft

Gemeinsam mit zwei weiteren Burdenski-Mitarbeitern betreut Veli Pala im Kempinski-Hotel The Dome den VfB. Dabei gibt es viel zu tun: Pala, der im Rheinland aufgewachsen ist, muss die An- und Abreise des Teams sowie des Trainingsmaterials organisieren und stets zwischen dem Club, den Platzwarten oder dem Hotelpersonal vermitteln. Was steht auf dem Speiseplan? Wer fährt den Trainer Bruno Labbadia zu seinen Testspielbeobachtungen? Und was sind die Inhalte des Stuttgarter Mannschaftsabends? „Wir versuchen, möglichst alle Wünsche zu erfüllen“, sagt Pala. Den VfB-Profis, so ist zu hören, stünde der Sinn nach Eiscreme.

Umsonst ist dieser Service für den rund 45-köpfigen Stuttgarter Tross bestehend aus Mannschaft, Trainerstab, Management, Ärzteteam, Zeugwarten und Physios natürlich nicht. Etwa 80 000 Euro überweist der VfB an die Organisatoren des Trainingslagers – Burdenski und Co. machen also ein gutes Geschäft.