Der VfB Stuttgart scheint zufrieden mit dem Verlauf des Trainingslagers in Südafrika. Nicht nur beim Manager Fredi Bobic nähren die Tage in Kapstadt die Hoffnung, dass der VfB gestärkt in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga geht.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Kapstadt - Michael Meusch hat zum Schluss noch einmal alle Hände voll zu tun gehabt. 45 Kisten für die Mannschaftsausrüstung im südafrikanischen Trainingscamp müssen ja auch erst gepackt und verpackt werden. Mit fast zwei Tonnen an Gepäck reist der VfB Stuttgart am Donnerstag aus Kapstadt zurück. Eine organisatorische und logistische Meisterleistung.

 

Und wenn die zweigeteilte Delegation des Fußball-Bundesligisten in ihre Flieger steigt, dann wird der Zeugwart streng überwachen, dass alles mit an Bord ist. Mit zurück nach Stuttgart geht aber auch eine Art blinder Passagier. Etwas, das nicht in Meuschs Kisten steckt, das überhaupt noch nie jemand gesehen hat – und das sich womöglich in ein paar Wochen als der gute Geist von Kapstadt zu erkennen gibt.

Am Belastungsmaximum

Die Stimmung beim VfB während der zehn Tage auf dem sommerlichen afrikanischen Kontinent war jedenfalls prächtig. „Jeder hatte ein Strahlen im Gesicht“, sagt der VfB-Manager Fredi Bobic, „selbst die Spieler nach harten Trainingseinheiten.“ Und trainiert wurde viel. Strandläufe an der Atlantikküste morgens um sieben, Sprintübungen und Spielformen vormittags wie nachmittags. Dazu Zweikämpfe, Krafteinheiten. Nicht zu vergessen die drei Testpartien abends. „Wir haben die Jungs ans Belastungsmaximum geführt“, sagt der Trainer Thomas Schneider.

Der Tabellenzehnte hat es nach einer durchwachsenen Vorrunde auch nötig, mag da mancher denken. Zudem trägt der Blick auf das Auftaktprogramm zur zweiten Saisonhälfte nicht bei jedem VfB-Verantwortlichen zur Beruhigung bei: Mainz, Bayern, Leverkusen. Ein Dreierpack, der es in sich hat. „Ich denke aber noch nicht so sehr an das Mainz-Spiel“, sagt Schneider. Er beschäftigt sich vielmehr damit, wie er den schwäbischen Fußball verbessern und verfeinern kann, um dann die notwendigen Resultate einzuspielen.

Zum Siegen verdammt

Entwicklung vor Ergebnis – so sieht es Schneider. Zunächst. Denn auch dem Trainer ist klar, dass sich um ihn herum die Auffassung zementiert, dass die Stuttgarter im Heimspiel gegen den FSV Mainz am 25. Januar fast schon zum Siegen verdammt sind. Ansonsten erhöht sich der Druck gleich immens. Zumal sich an der Vorgabe, möglichst in einen internationalen Wettbewerb einzuziehen, nichts geändert hat.

Mit welchem Personal der VfB dieses Ziel erreichen will und kann, ist ja gerade während einer Vorbereitungsphase immer ein schönes Spekulationsspiel. An dem sich gewöhnlich nicht nur die Öffentlichkeit beteiligt, sondern die Trainer ebenso dazu beitragen, weil sie viel probieren und bis zuletzt wenig verraten. Doch bei den Stuttgartern erhärtet sich bereits jetzt der Anfangsverdacht auf eine Anfangself. „Die Aufstellungen in den vergangenen Tests haben schon eine Aussagekraft“, sagt Schneider. Er hätte aber auch herunterbeten können: Tor Ulreich, Abwehr Sakai, Schwaab, Rüdiger, Rausch, Mittelfeld Harnik, Leitner, Gentner, Maxim, Angriff Ibisevic und Abdellaoue.

Abdellaoue setzt Werner unter Druck

Dass Timo Werner nicht aufgeführt wird, ist nun das eine. Der Stürmer musste zuletzt wegen Rückenproblemen pausieren – und Mohammed Abdellaoue nutzte diese Chance mit vier Toren in den ersten beiden Freundschaftsspielen des Jahres. „Er hat mit seiner guten Frühform eine neue Konkurrenzsituation ausgelöst“, sagt Schneider, der jedoch davon ausgeht, dass Werner umgehend wieder in das Mannschaftstraining einsteigt und am Dienstag gegen die SpVgg Greuther Fürth im letzten Testspiel vor dem ersten Rückrundenspiel mit von der Partie ist.

Dass Moritz Leitner und Martin Harnik als die weiteren besonders positiven Erscheinungen vom Trainer genannt werden, ist das andere. Leitner im zentralen defensiven Mittelfeld, wo er sich selbst am liebten sieht. Und Harnik scheint seine „Minikrise“ (Schneider), die für manche Fans aber schon eine halbe Ewigkeit dauert, überwunden zu haben. Abgehakt ist mit einer Geldspende an die Jugendabteilung von Ajax Cape Town auch Harniks Fehlverhalten beim 1:2 im Test gegen den südafrikanischen Gastgeber. Der Österreicher hatte aus Wut über den Schiedsrichter im Kabinentrakt gegen einen Tisch getreten.

Zu Bruch gegangen ist nichts, doch Schneider will seine Spieler „emotional stabil“ erleben, um sich auf dem Rasen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Welches das sein wird, ist wieder ein herrliches Spekulationsspiel. Zum Beispiel schickte der Trainer zuletzt immer zwei Stürmer auf den Platz. Eine Option sei das. Vielleicht aber auch mehr.