Rund 10.000 Besucher erlebten am Samstag in Möhringen wie sich 50 Straßenbahnfahrer durch einen Parcours aus Dummies und Bowling-Pins zum Titel „Tram-Europameister“ kämpften. Europas beste Straßenbahnfahrer kommen dieses Jahr aus Schweden.

Stuttgart - Straßenbahnfahrer aus ganz Europa kamen am Samstag auf das SSB-Betriebsgelände in Stuttgart-Möhringen. Grund war die siebte Straßenbahn-Europameisterschaft, bei der 25 Zweier-Teams aus 19 europäischen Ländern ihr Können unter Beweis stellten. Gegen 17 Uhr standen die Sieger dann fest: Sara Aspenström und Jonas Arvidsson aus der schwedischen Hauptstadt Stockholm gewannen mit 4440 Punkten knapp vor ihren Kollegen aus Frankfurt am Main. Auf dem dritten Platz landete mit 4390 Punkten das Team aus Bergen in Norwegen.

 

Der Weg aufs Siegertreppchen führte für die Fahrer aus ganz Europa in zwei Durchläufen durch einen Parcours aus insgesamt sechs Hindernissen. „Es geht heute um Geschick, Gefühl und auch ein wenig Glück“, fasst Moderator Jens Wolters zu Beginn der Veranstaltung zusammen.

Mehrere Disziplinen

Teil des Parcours waren dabei Disziplinen wie punktgenaues Bremsen und der Publikumsliebling Bowling. Dabei mussten die Fahrer einen Gummiball mit der Straßenbahn so anstoßen, dass er die am Ende der Strecke aufgestellte Pins umwirft. Eine Aufgabe vor der die Fahrerin des Stuttgarter Teams, Viola Diederichs, besonderen Respekt hat: „Vor dem Bowling hatte ich schon ein wenig Angst, schließlich fährt man im alltäglichen Betrieb normalerweise nicht absichtlich wo dagegen,“ so Diederichs, die seit rund zwei Jahren für die SSB im Einsatz ist und normalerweise vom Betriebshof Möhringen aus, beispielsweise auf den Linien der U6 und der U7 unterwegs ist.

Eine Herausforderung, der sich die Stuttgarter Diederichs und ihr Team-Kollege Kevin Holubar heute nicht stellen müssen, ist die Beherrschung eines nahezu unbekannten Fahrzeugs. Schließlich sind die beiden nahezu täglich mit dem „Wettbewerbs-Fahrzeug“ unterwegs. Ganz im Gegensatz zu ihren Kollegen, die teilweise einen ganz anderen Straßenbahn-Typ gewohnt sind: „Der Unterschied zu unserer Bahn ins schon sehr groß, dementsprechend hoch ist bei uns die Aufregung. Wir in Berlin fahren mit einer Tiefflurbahn, das ist ein ganz anderer Typ als die hier eingesetzte Hochflurbahn“, sagen die beiden Berliner-Teilnehmer Stefanie Weber und Mario Probst.

Tausende Zuschauer

Trotz des Heimvorteils, habe allerdings noch nie ein Gastgeber den Wettbewerb gewonnen, erzählt der Stuttgarter Kevin Holubar der seit immerhin zehn Jahren mit der Stuttgarter Straßenbahn unterwegs ist. Vor seinen Kollegen hat er großen Respekt: „Die dürften gerade mal zehn Minuten üben und liefern so tolle Ergebnisse, das ist wirklich erstaunlich“. Traurig, dass er am Ende die Siegerkrone nicht mit heimnehmen konnte, sondern mit Teamkollegin Diederichs den 21 Platz belegte, ist Holubar nicht, im Gegenteil: „Das Gewinnen ist heute zweitrangig. Ich sehe die anderen Teilnehmer als Freunde und nicht als Konkurrenten. Wir konnten uns alle schon beim Essen am Vorabend kennenlernen, es ist einfach schön mal Kollegen zu treffen. Und gefeiert wird heute Abend so oder so, denn wenn wir Straßenbahnfahrer eins können dann ist das feiern,“ so Holubar.

Gefeiert haben auch die rund 10.000 Besucher, die beim Event am Samstag mitfieberten und ihre Teams anfeuerten. „Selbstverständlich sind wir heute aus Zürich mitgekommen um unser Team zu unterstützen. Das ist auch nicht unsere erste Tram-EM, auch in Berlin waren wir schon dabei,“ erzählt Christian Ammann der den Tram-Betrieb in Zürich leitet.

Straßenbahnfahrer zeigen ihr Können

Aber auch die Stuttgarter haben viel Spaß an der Veranstaltung: „Ich fahre immer Bahn und heute sieht man mal was man mit der Bahn noch so machen kann “, sagt eine Besucherin aus Stuttgart. Besonders gefalle ihr, dass die Bahnfahrer heute ihr Können unter Beweis stellten dürfen: „Hier passieren ja so oft Unfälle und es heißt immer die Straßenbahnfahrer seien daran schuld. Deshalb finde ich es toll, dass sie heute zeigen dürfen, was sie können“.

Und ein anderer Besucher aus Stuttgart-Botnang ergänzt: „Wann sieht man sonst Straßenbahnen, die Bowling spielen, das ist so verrückt, das muss man sich einfach anschauen!“