Der Stürmer trifft mit seinem neuen Club Hertha BSC auf seinen Ex-Club VfB Stuttgart – und denkt nur an die Zukunft. Deshalb will er auch über seine am Ende enttäuschende Zeit in Stuttgart nicht mehr reden.

Berlin - Er weiß, dass er jetzt im Blickpunkt steht. Schließlich ist er der Neue, der erst seit Dienstag mit der Mannschaft von Hertha BSC trainiert. Das allein reicht eigentlich schon, um im Mittelpunkt zu sein. Aber bei Vedad Ibisevic kommt noch etwas dazu. Denn gleich in seinem ersten Spiel für seinen neuen Club trifft er auf seinen alten. Wenn Hertha BSC also den VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr) im Olympiastadion empfängt, ist klar, wer das Interesse auf sich ziehen wird: Ibisevic.

 

Deshalb gibt sich der Bosnier erst mal zurückhaltend. Bei der ersten Trainingseinheit joggte er beim Warmlaufen ganz hinten in der Spielergruppe. Und auch mit seinen Äußerungen prescht er nicht gleich nach vorne. Besonders, wenn er etwas zu seinem bisherigen Arbeitgeber sagen soll: „Die letzte Zeit dort war nicht einfach. In erster Linie möchte ich das zur Seite schieben.“ Mehr will er zu seinen drei Jahren in Stuttgart nicht sagen, von denen ja besonders das letzte so enttäuschend für ihn verlief. Nur 14 Einsätze, kein Tor, dann das klare Signal des VfB: Wir wollen dich hier nicht mehr. Und so redet Ibisevic viel lieber über seinen neuen Verein. „Ich freue mich auf den nächsten Schritt – und das ist hier bei Hertha BSC“, sagt er.

Gutes Geschäft

Auch die Berliner setzen bei Ibisevic vor allem auf die Zukunft. Dass dessen nahe Vergangenheit wenig berauschend war und sein letztes Bundesligator eineinhalb Jahre zurückliegt, stört sie nicht. „Er war mein absoluter Wunschstürmer. Er ist groß, torgefährlich, kopfballstark, aggressiv und erfahren“, sagt Herthas Trainer Pal Dardai. „Es liegt an mir, ihn wieder so hinzukriegen, dass er die Kiste trifft. Es ist meine Herausforderung und meine Aufgabe, ihn wieder top zu machen. Gelingt mir das nicht, ist es mein Fehler und ich trage dafür die Verantwortung.“

Überhaupt glauben die Club-Verantwortlichen, mit Ibisevic eine gute Verpflichtung gelandet zu haben – besonders aber ein gutes Geschäft. Die Berliner mussten für ihn keine Ablösesumme zahlen, und der VfB hat sogar noch einen Teil von Ibisevic‘ Gehalt übernommen – mindestens eine Million Euro.

Allerdings waren Dardai und der Manager Michael Preetz auch gezwungen, noch einen Stürmer wie Ibisevic zu holen. Hertha hat auf dieser Position erhebliche Probleme. Sami Allagui fällt nach einer Knieverletzung noch die gesamte Hinrunde aus. Und auch bei dem ehemaligen Stuttgarter Julian Schieber ist es vollkommen unsicher, wann er wieder fit ist. Bei beiden wurde ein Knorpelschaden diagnostiziert. So bleibt sonst nur Salomon Kalou – und allein auf den wechselhaften Ivorer wollte sich Dardai nicht verlassen. „Ich habe jetzt zwei absolute Topstürmer“, sagt der Ungar.

Ibisevic gibt sich zurückhaltend

Mit beiden in der Startaufstellung plant der Hertha-Trainer gegen den VfB jedoch noch nicht. „Vedad steht zwar voll im Saft“, betont Dardai. „Aber er kennt unsere Laufwege noch nicht, deshalb wird Kalou starten. Vedad hat die große Chance, etwas später ins Spiel zu kommen.“ Und so zurückhaltend, wie sich Ibisevic in seinen ersten Tagen in der Hauptstadt gibt, nimmt er seine Rolle erst einmal an. „Ich bin ein Stürmer, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Das Einzige, was mir noch ein bisschen fehlt, ist Spielpraxis“, sagt der 31-Jährige. Während der zurückliegenden EM-Qualifikationswoche war er für Bosnien-Herzegowina zweimal im Einsatz. Bei der 1:3-Niederlage in Belgien wurde er kurz vor Schluss eingewechselt. Beim 3:0-Sieg gegen Andorra spielte er erstmals seit langem wieder durch. Tore schoss er nicht.

Genau das fordert Dardai jedoch von Ibisevic. „Ich verlange von ihm, dass er Tore macht“, sagt der Hertha-Trainer bestimmt. Der freundliche Ibisevic möchte diesem Wunsch selbstverständlich so schnell wie möglich nachkommen: „Davor kann ich nicht weglaufen, Stürmer werden an Toren gemessen.“ Ebenso zuvorkommend äußert er sich über seinen Konkurrenten Kalou. „Dass Salomon ein guter Spieler ist, ist keine Frage“, betont Ibisevic. Aber schließlich legt er seine Zurückhaltung dann doch ab: „Ich möchte alles geben, damit ich es bin, der am Ende spielt.“