Will die US-Regierung bestimmte Ausdrücke in offiziellen Behördendokumenten verbieten? Offiziell gibt es dafür bislang keine Bestätigung. Solche Bestrebungen würden in die allgemeine Entwicklung passen.

New York - Berichte über ein von der US-Regierung geplantes Verbot bestimmter Wörter und Formulierungen in offiziellen Dokumenten der Gesundheitsbehörde CDC sorgen bei Wissenschaftlern für Unruhe. Laut einem Bericht der „Washington Post“ sollen die Ausdrücke „Transgender“, „verwundbar“, „Fötus“, „Diversität“, „Anspruchsberechtigung“, „auf wissenschaftlicher Grundlage“ und „auf der Grundlage von Beweisen“ von den Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) nicht mehr benutzt werden.

 

Laut dem Zeitungsbericht vom Freitag wurden entsprechende Pläne kürzlich bei einer CDC-Haushaltssitzung vorgelegt. Anschließend wurden sie demnach an Regierungsvertreter und den Kongress weitergeleitet und sollen im nächsten Haushaltsentwurf offiziell eingebracht werden.

Sprachgebrauch in Haushaltsentwürfen soll überdacht werden

Am Samstag betätigte eine CDC-Vertreterin, dass bei einem Treffen „Feedback“ von höheren Stellen der US-Regierung übermittelt worden sei, um einen bestimmten Sprachgebrauch in Haushaltsentwürfen zu überdenken. Sie wisse aber nichts von konkret geplanten Verboten der genannten sieben Ausdrücke, erklärte sie weiter. Ein Sprecher des US-Gesundheitsministeriums, das die Aufsicht über die CDC hat, erklärte, es sei eine falsche Darstellung, dass der CDC verboten worden sei, bestimmte Wörter zu verwenden. Nähere Angaben machte er nicht.

In einer E-Mail an die Angestellten vom Samstagabend schrieb die CDC-Direktorin Brenda Fitzgerald zu den Medienberichten: „Ich will Ihnen versichern, dass die CDC unserer Mission für die öffentliche Gesundheit als eine auf Wissenschaft und Beweisen basierende Institution verbunden bleibt.“ Für den Kampf gegen Bedrohungen der Gesundheit sei die Wissenschaft die Basis der Arbeit.

„Ein Wort, das wir noch verwenden dürfen: lächerlich“

Die CDC mit Sitz in Atlanta ist unter anderem dafür zuständig, gegen Seuchen wie Ebola oder Zika vorzugehen, ebenso wie gegen eine große Bandbreite von chronischen Krankheiten und anderen Gesundheitsproblemen. Seit Jahrzehnten haben die Zentren einen hervorragenden Ruf als Quelle für wissenschaftliche Informationen. Dass die Behörde jetzt womöglich bestimmte Redewendungen streichen muss, hat Aufruhr und Verärgerung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und bei Gesundheitsexperten ausgelöst.

„Hier ist ein Wort, das wir noch verwenden dürfen: lächerlich“, empörte sich etwa Rush Holt, Vorsitzender der American Association for the Advancement of Science AAAS, der weltweit größten wissenschaftlichen Gesellschaft. Sandro Galea, Dekan der School of Public Health an der Universität Boston, sagte, diese Dinge seien von Bedeutung; denn die Wörter, die man verwende, beschrieben, worum sich die Wissenschaftler kümmerten und was nach ihrer Meinung Priorität habe. „Wenn wir Wörter wie „Transgender“ oder „Diversität“ nicht mehr verwenden dürfen, bedeutet das, dass man diesen Themen keine Aufmerksamkeit mehr schenkt.“

CDC in einer schwierigen Lage

Die CDC-Vertreterin, die mit der Nachrichtenagentur AP sprach, erklärte, die Vorschläge zum Überdenken des Sprachgebrauchs seien „von höherer Stelle“ aus der Regierung gekommen - nicht von jemandem von den CDC. Seit US-Präsident Donald Trump im Amt ist, haben mehrere Bundesbehörden die Sammlung von Daten zu Themen wie Klimawandel, Obdachlosigkeit oder Homosexualität heruntergefahren und Informationen dazu von ihren Internetseiten genommen.

Die CDC sind in einer schwierigen Lage. Das Weiße Haus und einige republikanische Abgeordnete haben drastische Kürzungen des Budgets von rund sieben Milliarden Dollar vorgeschlagen. „Jeder im Sektor öffentliche Gesundheit sieht eine langsam wachsende Ängstlichkeit bei Kollegen, deren Budgets von der Bundesregierung abhängig sind. Ich habe da ein großes Verständnis für Kollegen, die sich in so einer Zwickmühle befinden“, erklärte Galea.

Keine schriftliche Anweisung vorliegend

Ein führender Gesundheitsvertreter, der eng mit den CDC zusammenarbeitet, sagte, eine Sprachzensur könne über Haushaltsdokumente hinausgehen. So seien CDC-Mitarbeiter auch schon angewiesen worden, den Ausdruck „Health Equity“ (deutsch: Gesundheitsgerechtigkeit) in Präsentationen oder öffentlichen Diskussionen nicht mehr zu verwenden. Der Ausdruck bezeichnet das Ziel, Armut oder rassistische Diskriminierung auszuräumen, um allen Menschen die gleiche Chance auf Gesundheit zu geben.

Eine schriftliche Anweisung, den Ausdruck nicht zu verwenden, gebe es nicht. Das werde alles nur mündlich kommuniziert, sagte der Gesundheitsexperte. „Was eindeutig passiert ist, dass diese Personen Angst haben, diese Wörter in irgendwelchen Gesprächen oder Dokumenten zu verwenden. Jeder hat gerade Angst, seine Arbeit zu tun.“ Bei den CDC hieß es, man wisse nichts von Anweisungen, wonach den Angestellten verboten sei, das Wort Gesundheitsgerechtigkeit zu verwenden.