Der Aufsichtsratschef sagt nicht, in welchem Umfang er und seine Kollegen an einer Eigentümergesellschaft des Finanzinvestors Capvis beteiligt sind.

Stuttgart - Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wird die Vorgänge bei der Aktiengesellschaft WMF überprüfen. Es geht um die Frage, ob vor dem Hintergrund der tatsächlichen Einbindung des Managements die gesetzliche Meldepflichten und die Erklärungen zum Corporate Governance Kodex korrekt abgegeben wurden. Die Bafin wurde von einem Kleinaktionär eingeschaltet.

 

Zur Erinnerung: der bisherige WMF-Mehrheitseigentümer – der Schweizer Finanzinvestor Capvis – hatte den Vorstand und auch den Aufsichtsrat des Geislinger Besteckherstellers umfangreich am Unternehmen beteiligt; im Geschäftsbericht wurde dies aber nicht kenntlich gemacht. Aufgekommen ist das Thema durch den jetzt geplanten Weiterverkauf der Anteile an den US-Finanzinvestor KKR. Der zweitgrößte WMF-Aktionär Andreas Weißenbacher fühlt sich übervorteilt. Der Österreicher, der 37 Prozent der WMF-Stammaktien hält, erhebt den Vorwurf, der Vorstand habe sich 2006 aus Eigeninteresse für Capvis als Mehrheitsaktionär starkgemacht und sei im Gegenzug an deren Eigentümergesellschaft beteiligt worden. Diese Beteiligung hat nun – je nach Lesart – einen Wert zwischen 15 und 40 Millionen Euro.

Feuerstein weist Vorwurf der Käuflichkeit zurück

Der WMF-Vorstandsvorsitzende Thorsten Klapproth hat die Beteiligung im Interview mit der Stuttgarter Zeitung vor zehn Tagen erstmals detailliert beziffert. Demnach ist der gesamte Vorstand mit insgesamt „knapp 15 Prozent“ an einer von Capvis geschaffenen Eigentümergesellschaft beteiligt, die wiederum 52 Prozent der WMF-Stammaktien hält. Der WMF-Aufsichtsratschef Stefan Feuerstein hingegen will sich bisher nicht dazu äußern, welche Aufsichtsratsmitglieder in welcher Höhe von Capvis an deren Eigentümergesellschaft beteiligt worden sind. Feuerstein verweist darauf, dass es für eine detaillierte Veröffentlichung aus seiner Sicht keine Verpflichtung gibt. Er sieht es auch nicht als problematisch an, dass Mitglieder des Kontrollgremiums am wirtschaftlichen Erfolg, den der Mehrheitsaktionär aus seinem WMF-Engagement zieht, direkt beteiligt werden. Interessenkonflikte gebe es nicht.

Den Anschuldigungen Weißenbachers, der den WMF-Vorstand in die Nähe der Käuflichkeit gerückt hat, will Feuerstein aber nicht nachgehen. „Die Anschuldigungen sind unserer Ansicht nach unbegründet“, so Feuerstein. Inwieweit der Aufsichtsratsvorsitzende die Meinung des gesamten Aufsichtsrates widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Schließlich sorgt die Einbindung einzelner Aufsichtsratsmitglieder innerhalb des Kontrollgremiums für Unruhe, weil viele Aufsichtsratsmitglieder nach eigener Aussage davon „aus der Zeitung erfahren haben“.

In zwei Wochen trifft sich der WMF-Aufsichtsrat

Die Tatsache sei für ihn völlig neu, sagte Bernd Rattay, Erster Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall Göppingen-Geislingen und langjähriges WMF-Aufsichtsratsmitglied. Zu keiner Zeit sei im Gremium in den vergangenen Jahren darüber gesprochen worden. Rattay beteuert, auch überhaupt nicht zu wissen, um welche Personen es sich handelt. Von der IG Metall sei niemand beteiligt, nur dafür will Rattay die Hand ins Feuer legen.

In zwei Wochen wird sich der WMF-Aufsichtsrat treffen, um über das Übernahmeangebot von KKR zu beraten. Die Frage der Beteiligung steht nicht auf der Tagesordnung. Dennoch will Rattay auf der Sitzung Klarheit haben, welche Personen in welchem Umfang wirtschaftlich mit dem jetzigen Verkäufer der WMF-Mehrheit verbunden sind. Bekommt er dort keine Antwort, könnte er sich auch an den WMF-Vorstand wenden. Die Vorstände wissen schließlich sehr genau, mit welchen Aufsichtsratsmitgliedern sie den Verkaufsgewinn teilen werden. Der Vorstand behält sein Wissen bisher aber für sich.

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