Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der A 8 läuft, mit der sogenannten E-Trasse als einzigem Vorschlag für den neuen Albaufstieg. Für den Kompromissvorschlag, die K-Trasse, macht sich aber inzwischen nicht nur die Bürgerinitiative Dracki stark.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Einen Punkt stellen Edgar Kastner und Peter Schäfer von der Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang, kurz Dracki, sofort klar. „Wir sind für den sechspurigen Ausbau des Albaufstiegs und möchten diesen weder verhindern noch verzögern, schon gar nicht, wenn jetzt das Geld dafür zur Verfügung steht.“ Das große Aber folgt allerdings direkt: „Wir lehnen die 8,3 Kilometer lange Zwei-Brücken-Trasse, die sogenannte E-Trasse, die vom Land als einzige im Planfeststellungsverfahren verfolgt wird, weiterhin ab.“

 

Vielmehr macht sich die Bürgerinitiative seit vielen Jahren für eine mehrfach überarbeitete Kompromisstrasse (K-Trasse) stark, die mit nur einer Brücke und einem Tunnel auskommt, während die 600 Millionen Euro teure E-Trasse jeweils deren zwei braucht. Aus Dracki-Sicht bietet die Variante gleich zwei entscheidende Vorteile: Obwohl die K-Trasse 3,8 Kilometer länger sei, koste sie zwischen 80 und 100 Millionen Euro weniger. Außerdem sei sie wesentlich umweltverträglicher, stellen Kastner und Schäfer klar.

Regierungspräsidium hält ökologischen Ausgleich für machbar

Fachkundige Unterstützung, zumindest was den zweiten Punkt angeht, haben die Drackis erst dieser Tage von gleich zwei Seiten erhalten. Der Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu) wie auch der Landesnaturschutzverband (LNV) stellen der E-Trasse miserable Noten aus und beziehen sich dabei auf ein Gutachten, das den Planfeststellungsunterlagen zugrunde liegt. So kommt der LNV zu dem Fazit, „dass die E-Trasse hinsichtlich Umweltverträglichkeit und Ökologie die höchsten Risikowirkungen aufweist“. Der Nabu wiederum beklagt, „dass die ökologisch nachteiligste Trassenalternative ins Planfeststellungsverfahren eingebracht wurde“.

Was den Umweltaspekt angeht, bestreitet das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) diese Einschätzung nicht. „Insgesamt weist die E-Trasse aber deutliche Vorteile aus entwurfstechnischer, sicherheitstechnischer, baubetrieblicher und wirtschaftlicher Sicht auf. Das schlechtere Abschneiden hinsichtlich der Umweltverträglichkeit kann durch einen entsprechenden ökologischen Ausgleich kompensiert werden“, teilt die Behörde mit.

Drackis widersprechen den Kritikpunkten an der K-Trasse

Das RP führt einige weitere Punkte ins Feld, die aus seiner Sicht gegen die K-Trasse sprechen. Zum einen sei das die längere Fahrzeit wegen der längeren Strecke sowie der Umstand, dass der bereits fertig gestellte Ausbauabschnitt vor Mühlhausen um einen Kilometer zurückgebaut werden müsste. Zudem würde die K-Trasse einen geologisch besonders schwierigen Bereich mit Rutschhängen am Rufstein durchfahren und obendrein mit dem EU-Schutzgebiet Filsalb kollidieren.

Was den ersten Punkt angeht, kann Edgar Kastner von den Drackis nicht widersprechen. „Geringere Belastungen und ein geringer Landschaftsverbrauch sollten uns diese im Maximalfall drei Minuten aber wert sein.“ Die anderen Kritikpunkte weist er hingegen zurück. „Nach unseren neuesten Entwürfen für die K-Trasse ist vor Mühlhausen nur noch ein Rückbau von 300 Metern notwendig“, sagt er. Und was die Rutschhänge am Rufstein angehe, so seien diese lange nicht so steil wie die im Gosbachtal, wo die Brücke der E-Trasse hinkommen soll. „Das steht ebenfalls im Gutachten des RP“, ergänzt er.

Peter Schäfer rollt derweil einen Plan mit den EU-Schutzgebieten aus und zeigt auf, „dass wir mit der K-Trasse die Filsalb-Kulisse nicht mal tangieren“. Das wiederum sei im Falle der Gosbachtalbrücke ganz anders. Diese führe in einem Bogen über ein solches Gebiet hinweg, das zudem als Frischluftschneise dient. „Der Dreck aus den Tunnelmündern und von der Brücke landet also mittendrin.“ Weshalb das RP zu ganz anderen Erkenntnissen kommt, können Schäfer und Kastner indes erklären.

Edgar Kastner: Wir haben natürlich nicht 13 Jahre geschlafen

Der herangezogene Vergleich der beiden Varianten stamme aus dem ehemaligen Planfeststellungsverfahren von 2005. „Wir haben aber natürlich nicht 13 Jahre geschlafen, sondern unseren Vorschlag verbessert, auch wenn das eigentlich die Aufgabe der Planer gewesen wäre“, betont Schäfer. Für Kastner hat das Beharren seitens des RP auf die E-Trasse einen ganz anderen Grund: „Das ist deren Vorschlag, in den etliche Millionen Euro gesteckt worden sind. Und dann kommt da eine Bürgerinitiative an. Das geht natürlich nicht. Da geht es wohl auch um Stolz“, vermutet er.

Den Vorwurf der Baubehörde, dass die Filstalbrücke für die K-Trasse doppelt so hoch werden müsste wie die für die E-Trasse, räumen die Dracki-Leute hingegen ein. „Wir verstehen, dass sich da mancher schwer tut. Die Brücke würde dadurch aber eher aus dem Blickfeld verschwinden“, sagt Kastner und verweist auf das Bauwerk für die Schnellbahntrasse. Die zuletzt aufgekommenen Befürchtungen, dass eine Umplanung den Bau des Albaufstiegs um zehn Jahre verzögert, teilt er hingegen nicht. „Zwei Jahre halte ich für realistisch, vorausgesetzt man will.“ Dass dieser Wille vorhanden ist, zweifeln die Drackis jedoch an – und sind darüber verwundert. „Mir ist unverständlich, warum ein grüner Verkehrsminister und ein grüner Regierungspräsident eine Trasse bauen wollen, die am wenigsten umweltverträglich und auch teurer ist“, fragt sich Kastner.