In Großbritannien ist Peaches Geldof vor allem die Tochter der Skandalnudel Paula Yates gewesen. Und mehr als die Hälfte ihrer 25 Lebensjahre hat die Öffentlichkeit geschielt, ob die Hübsche einmal so wie ihre Mutter endet.

London - Es gibt Familien, auf denen scheint ein Fluch zu liegen. Die Taten der Väter suchen ihre Kinder heim. Nur dass in diesem Fall der Schatten der Mutter über dem kurzen Leben von Peaches Honeyblossom (Pfirsich Honigblüte) Geldof lag. Hatte die junge Frau, die am Montag um 13.25 Uhr leblos in ihrem Haus in Kent bei London gefunden wurde, ein eigenes Profil oder war sie nur Prominentenspross? In Deutschland war sie vor allem als Tochter des Rockmusikers Bob Geldof bekannt. In Nachrufen wird sie Journalistin, Fernsehmoderatorin, DJ, Model, Mode-Ikone, zwei Mal verheiratete Mutter zweier Kinder genannt. In Großbritannien aber ist Peaches Geldof vor allem die Tochter der Skandalnudel Paula Yates gewesen. Und mehr als die Hälfte ihrer 25 Lebensjahre hat die Öffentlichkeit geschielt, ob die Hübsche einmal so wie ihre Mutter endet.

 

Noch ist zwar unklar, woran Peaches Geldof gestorben ist. Betrachtet man ihr Leben, das vollgestopft ist mit Fototerminen, Tweets und zweitklassigen Fernsehshows, dann schaut einen überall ein unglückliches Mädchen an, das viel zu schnell erwachsen werden musste.

Interviews in Negligee

Peaches wird 1989 als zweite Tochter ziemlich prominenter Eltern geboren. Ihr Vater, der Rockmusiker Bob Geldof, hatte sich da schon einen Ritterschlag durch die Queen verdient, weil er Mitte der achtziger Jahre die „Live-Aid“-Hilfskonzerte für Afrika organisiert hatte. Ihre Mutter Paula Yates – in Deutschland unbekannt – wird in Großbritannien in diesen Jahren eine feste Fernsehgröße. Die Frau mit dem wasserstoffblonden Bubikopf provozierte durch unverschämte Sexyness und eine große Klappe. In ihrer Frühstücksshow „In Bed with Paula“ interviewte sie die Gäste in Negligee und Spitzennachthemd und flirtete hemmungslos mit männlichen Promis.

Als Peaches sieben ist, trennen sich ihre Eltern. Paula Yates hatte ein Verhältnis mit dem Sänger der Band INXS, Michael Hutchence, angefangen, der zuvor mit Kylie Minogue und dem Model Helena Christensen liiert war. Peaches und ihre Schwestern Fifi Trixibelle (geboren 1983) und Pixi Frou-Frou (geboren 1990) leben im Haushalt der Mutter und bei einem Kindermädchen in London. 1997 stirbt Hutchence in Sydney unter mysteriösen Umständen – mit einem Gürtel erhängt. Suizid? Ein riskanter Masturbationsversuch, der schief ging? Yates, die Hutchence ein Jahr zuvor eine Tochter namens Tiger Lily geboren hatte, verkraftet das alles nicht und verfällt in Depressionen. Ihr selbstzerstörerischer Konsum von Drogen und Alkohol wird öffentlich diskutiert.

Medien lieben den hübschen Teenager

Als Paula Yates im September 2000 in London an einer Überdosis Heroin stirbt, ist Peaches elf Jahre alt. Bob Geldof nimmt seine drei leiblichen Töchter auf, kümmert sich auch um die kleine Tiger Lily, die er später adoptiert. Doch während ihre Schwestern es schaffen, ein einigermaßen ruhiges Leben zu führen, drängt es Peaches früh ins Rampenlicht. Sie schreibt Kolumnen für das Magazine „Elle Girl“ und Artikel für die Zeitungen „The Guardian“ und „The Telegraph“. Die Medien lieben den hübschen Teenager. Im Fernsehen bekommt das Mädchen eine Sendung. Die Tochter von Ritter Bob und der toten Paula wird ein VIP. Aber einer aus zweiter Hand.

Dass das Leben und Sterben von Paula Yates eine Last für sie war, hat die Heranwachsende in Interviews selbst thematisiert. Als Peaches im Mai 2002 dann selber von der Polizei beim Drogenkauf erwischt wird, kommt das Wort vom Wiederholungszwang auf. Die junge Frau versucht, sich in zweitklassigen Fernsehformaten aus dem Schatten ihrer Eltern herauszuarbeiten. Sie entwirft eine Mode-Kollektion und wirbt für Unterwäsche. In die sozialen Medien wirft sie sich mit Begeisterung. Mit ebensolcher Verve stürzt sie sich in die Beziehung zu dem drei Jahre jüngeren Musiker Thomas Cohen, den sie im September 2012 heiratet und mit dem sie in schneller Folge zwei Söhne bekommt. Ihre erste Ehe – im Alter von 19 ebenfalls mit einem Musiker geschlossen – hielt nur wenige Monate lang.

Hochzeit in derselben Kirche

Die Hochzeit mit Cohen fand in derselben Kirche statt, in der ihre Eltern geheiratet hatten und die Trauerfeier für ihre Mutter stattfand. Cohen (22) wiederum sieht dem jungen Bob Geldof ziemlich ähnlich. Schaut man sich Fotos der beiden an, erinnert das Paar auf gespenstische Weise an Bob und Paula in jungen Jahren.

In den letzten Monaten schien sich Peaches Geldof als Mutter wieder zu erfinden, in verschiedenen sozialen Netzwerken zeigte sie viele Fotos ihrer Familie. Das britische Magazin „Mother & Baby“ hatte sie gerade eben als Kolumnistin eingekauft. Hätte nun alles gut werden können? Der Schatten von Paula Yates folgte ihr bis zuletzt: Als letzten Tweet vor ihrem Tod hat Peaches Geldof ein Kinderbild von sich im Arm ihrer Mutter gepostet.

Behörden sprechen von ungeklärtem und plötzlichen Tod

Rätsel
Der Tod von Peaches Geldof (25) erregt in England großes Aufsehen. Die Nachricht kam den ganzen Montagabend im Fernsehen. Fast alle Zeitungen hatten gestern ein Foto auf der Titelseite.

Polizei
Britische Boulevardzeitungen berichteten am Dienstag, die Polizei habe keine harten Drogen, keine sichtbaren Verletzungen und keinen Abschiedsbrief gefunden.Die Polizei bestätigte nichts.

Obduktion
In den kommenden Tagen solle der Leichnam obduziert werden, teilte die Polizei mit. Eine Straftat schloss sie aus und sprachvon einem „ungeklärten und plötzlichen Tod“.