Trauer in Ludwigsburg Der Über-Vater der Rockfabrik ist tot
Jahrzehntelang hat Johannes „Otto“ Rossbacher Stars in die Rockfabrik nach Ludwigsburg geholt und Jugendliche auf den richtigen Weg geführt.
Jahrzehntelang hat Johannes „Otto“ Rossbacher Stars in die Rockfabrik nach Ludwigsburg geholt und Jugendliche auf den richtigen Weg geführt.
Trauer und Bestürzung um eine Legende der Ludwigsburger Rockfabrik. Mit Johannes „Otto“ Rossbacher ist der Über-Vater des weit in die Region hinein bekannten, einstigen Musikpalasts im Alter von 71 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Für viele war er der Inbegriff einer rockig-wilden, aber sozialen und menschlich fairen Lebensphilosophie, die von der beliebten Diskothek mit ihren nicht immer einfachen Einzelschicksalen ausging.
Zum letzten Mal krachen lassen hatten es die Macher der Rockfabrik in der Nacht zum 1. Januar 2020. Bis dahin genoss die Community 33 Jahre lang das Zusammensein um die Macher Johannes Rossbacher, Chris Albrecht, Wolfgang Hagemann und Roland Bock. Ein Blick auf die immer noch gepflegte Facebook-Seite der Rockfabrik zeigt: Der Tod von Johannes Rossbacher bewegt die Herzen. In den Beileidsworten schwingen Anerkennung und Dankbarkeit mit.
Johannes Rossbacher war vielen Chef, Freund und Mentor. „Er hat nicht nur Tausenden von Leuten für ihre Freizeit ein Zuhause gegeben, sondern auch orientierungslose Jugendliche auf den richtigen Weg gebracht“, heißt es auf der Facebook-Seite. Superstars wie Lemmy Kilmister von Motörhead oder die Scorpions hingen ab. Immer schätzten die Rockmusiker auch die Beziehung zu dem Mann, der selbst nie zum Alkohol griff und die Geschäftsführung mit kühlem Kopf organisierte, berichtet Chris Albrecht, der eher für die Abende in der Diskothek zuständig war, während Rossbacher tagsüber im Büro mit Hagemann und Bock agiert habe.
Viel verdankt auch Chris Albrecht dem Freund und Geschäftspartner. „Wenn ich keinen Vater gehabt hätte, wäre Otto meiner gewesen.“ Den Namen Otto habe Rossbacher übrigens erlangt, weil er in jungen Jahren mit seinen dünnen, langen Haaren dem Komiker Otto Waalkes glich. Der gebürtige Österreicher aus Leoben bei Graz wollte eigentlich Lehrer werden, büxte aber vor dem zweiten Staatsexamen nach Stuttgart aus und hielt sich mit Jobs über Wasser, indem er etwa in Spielhallen in der Altstadt bediente, erzählt Albrecht. „Er konnte gut mit jungen Leuten, er wollte ja Lehrer werden.“
Die Rockfabrik durchlief zwischendurch schwierige Zeiten, als einer der Partner wegen Steuerhinterziehung eine Haftstrafe verbüßte. Der Neustart in den 1990er Jahren mit veränderten Räumlichkeiten sei auch deshalb gelungen, weil Johannes Rossbacher gut verhandeln konnte, so Albrecht. „Er konnte außerdem sehr gut koordinieren.“
Im Team habe der Chef auch schroff und knurrig sein können, so Albrecht. Jungen Leuten gegenüber habe er den richtigen Ton angeschlagen, um sie vor Fehlern oder gar der schiefen Bahn zu bewahren – wenn sie etwa mit Drogen experimentieren wollten. „Er hat oft Gegenfragen gestellt: Sie haben dann schnell die richtigen Schlüsse gezogen und wurden vernünftig.“ Wichtig seien auch Fußballturniere mit den jungen Leuten gewesen. „Otto war eine Art ruhender Pol.“
Der Fußball faszinierte Johannes Rossbacher auch sonst. Er fungierte beim TV Pflugfelden als Trainer für die Jugend, Abteilungsleiter und Mäzen. Der Verein hat ihm sicherlich einiges zu verdanken.