Der Tod eines Feuerwehrmanns und Familienvaters löst in Hildrizhausen große Betroffenheit, zugleich aber auch eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.
Ein Foto aus dem Bildarchiv unserer Zeitung zeigt Frank Holder, wie er die Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Hildrizhausen mit einem Mikro in der Hand kommentiert, ein anderes, wie er lächelnd Eis an Mitglieder der Jugendfeuerwehr verteilt. Aufnahmedatum ist der 14. Oktober 2023. Fast auf den Tag genau ein Jahr später, am 15. Oktober 2024, ist Frank Holder tot. Der stellvertretende Kommandant der Hausemer Wehr erlag einer schweren Krebserkrankung. Der 41-Jährige hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.
Der Tod des Feuerwehrmanns und Familienvaters löst weit über den Ort hinaus und insbesondere bei den Wehren im Kreis große Anteilnahme aus – sorgt zugleich aber auch für überwältigenden Beistand und Unterstützung. Wie stark diese Unterstützung ist, konnte Frank Holder in den letzten Tagen seines Lebens selbst noch erfahren: Über die Online-Plattform GoFundMe starteten Freunde mit Holders Zustimmung einen Spendenaufruf. Dort ist unter einem Foto von ihm und seiner Familie ein Text veröffentlicht, in dem sein schon gewonnen geglaubter Kampf gegen den Krebs und später dann die Aussichtslosigkeit seiner Situation wegen eines Rückfalls in großer Offenheit geschildert ist. Das Foto zeigt ihn im Bett liegend, neben ihm seine Frau und die beiden Söhne. Der Vater und die Jungs haben die Zunge herausgestreckt – wie zum Trotz gegen die unerbittliche Krankheit.
Trauermotive als Profilbild
Neben der finanziellen Unterstützung erfährt die Familie in diesen Tagen auch viel Anteilnahme und Hilfsbereitschaft von den Kameradinnen und Kameraden. Auf ihren Facebook-Seiten drücken die umliegenden Wehren mit Trauermotiven im Profilbild und in bewegenden Worten ihr Mitgefühl aus. „Wir verlieren damit einen geschätzten Kameraden und einen liebevollen Menschen“, schreiben beispielsweise die Ehninger Nachbarn. „Viel zu früh müssen wir von einem wunderbaren Menschen Abschied nehmen“, steht auf der Seite der Böblinger Feuerwehr.
Dort, in Böblingen, war Frank Holder mehrere Jahre lang ebenfalls für die Feuerwehr im Einsatz – zusätzlich zu Hildrizhausen, wo er seit 2001 im Dienst war und vier Jahre lang selbst das Amt des Kommandanten inne hatte. Holder hatte in Böblingen als Elektriker gearbeitet, weswegen er dort unter anderem tagsüber an Einsätzen teilgenommen hatte. „Die Doppelbelastung in zwei Feuerwehren nahm er gerne auf sich, da er mit Herz und Blut Feuerwehrmann war“, schreibt Kommandant Thomas Frech in einem Brief an die Böblinger Wehr. Er würdigt Holder als „einen sehr beliebten, kompetenten und engagierten Kameraden“.
„Wir alle stehen noch komplett neben uns und haben die letzten Tage einfach nur funktioniert“, beschreibt Kommandant Stefan Lambert die Gefühlslage bei der Feuerwehr Hildrizhausen. „Das ist etwas, das wir als Feuerwehrleute lernen, aber es ist sehr hart, damit umzugehen“, sagt er. Der Verlust seines Kameraden und Spindnachbarn mache ihn fassungslos – zumal Holder wohl nicht nur ein sehr fähiger, sondern auch ein sehr fitter Feuermann war. Erst letztes Jahr war er als einer der schnellsten seiner Altersklasse beim Towerrun in Rottenburg in voller Atemschutzmontur die mit 232 Metern höchste Aussichtsplattform Deutschlands hochgerannt.
Einen gewissen Trost zieht Feuerwehrkommandant Stefan Lambert aus der Solidarität der umliegenden Wehren aus dem Landkreis. „Es ist Wahnsinn, wie groß die Anteilnahme ist“, berichtet er von zahlreichen Anrufen und Hilfsangeboten, die ihn in den letzten Tagen erreicht hätten – darunter ein Shuttleservice zum Friedhof Hildrizhausen, den einige Kameraden anbieten wollen.
Schließlich werden es sicher sehr viele Menschen sein, die Frank Holder bei der Beisetzung am kommenden Donnerstag die letzte Ehre erweisen wollen.