Genauso wie die eigenen Leute in Berlin wollten ihn die Kölner 1989 nicht zum Bischof haben. Wojtyla, nunmehr Johannes Paul II., drückte ihn durch. Damit begann nicht nur die 25-jährige Amtszeit Meisners in Deutschlands größter und reichster Diözese – sondern auch sein dauerndes, bewusstes und für alle unbequemes Schwimmen gegen den Strom.

 

In der Bischofskonferenz waren Meisner und seine Konservativen die Gegentruppe zum Vorsitzenden, dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Was Meisner in den Diskussionen nicht durchsetzte, erwirkte er im direkten, diskreten Gespräch mit dem Papst in Rom. Seine Darstellung der Dinge dort – nicht die Sicht der Bischofsmehrheit – hat etwa dazu geführt, dass die katholische Kirche in Deutschland aus dem staatlichen System der Schwangerschaftsberatung aussteigen musste.

Ungefiltert, aber nicht unbedacht

Und Meisner provozierte, indem er ungefiltert, aber nicht unbedacht aussprach, was er empfand – besonders radikal dann, wenn es um den „Schutz des Lebens“ ging. Abtreibung stellte er mit der Judenvernichtung durch die Nazis gleich. Gegen Homosexualität kämpfte er. Wo sich Kultur von Gottesverehrung abkoppele, „entarte“ sie, sagte er. Und ausgediente Kirchengebäude wollte er „lieber in eine gepflegte Kneipe“ umwandeln als in eine Moschee.

Er rede „Gott nach dem Munde“, sagte Meisner. Für ihn spricht gleichwohl, dass er in seinem Umfeld auch Leute wachsen ließ, die anders denken als er. Nicht wenige junge Bischöfe in Deutschland – zuvörderst sein Nachfolger in Köln, Rainer Maria Woelki – sind durch Meisner gefördert und in Rom empfohlen worden. Meisner, teilte die Erzdiözese Köln mit, sei am Mittwochmorgen „friedlich eingeschlafen“. Wenigstens das war ihm am Ende vergönnt.