Familie, Freunde und die Repräsentanten der Stadt haben von Rose Schnaufer Abschied genommen. „Sie hat sich über die Maßen verdient gemacht“, sagt Thilo Schreiber.

Weil der Stadt - Señora! Lehrer und Schüler wissen, wie man Rose Schnaufer anredet, wenn sie die Schule für behinderte Kinder im Hochland von Peru besucht. Vor zwei Jahren war er mit ihr dort, erzählt Hans Dieter Scheerer, ihr Nachfolger als Vorsitzender der Stiftung Unámonos, die die Schule betreibt: „Sie war anerkannt, sie hat den Laden zusammengehalten.“

 

Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass Rose Schnaufer ihre Schule besucht. In der vergangenen Woche ist sie verstorben, am Freitagvormittag nun hat Weil der Stadt, haben die Familie, Freunde und die Repräsentanten der Stadt Abschied genommen von der Señora, die in der Welt ebenso zu Hause war wie in jenem Städtle, das ihr zur Heimat geworden ist.

(Lesen Sie hier unseren Nachruf auf Rose Schnaufer.)

„Mit ihr ist ein großes Stück Weil der Stadt gegangen“, sagt der Bürgermeister Thilo Schreiber. Viele in der voll besetzten Stadtkirche Peter und Paul nicken. Jeder kannte sie, ob als Mitbürgerin, als Chefin der Wolldecke oder als Mit-Anpackerin in vielen Vereinen und Institutionen. „Sie hat sich über die Maßen verdient gemacht“, sagt Schreiber und nennt nur einige ihrer Spuren, die bleiben werden. Der Eine-Welt-Laden, das Kunstforum, die Nachbarschaftshilfe, die Kinder- und Jugendstiftung – überall war Rose Schnaufer von Anfang an als Mit-Initiatorin dabei. 24 Jahre auch im Gemeinderat, als zweite Frau überhaupt in der Weiler Geschichte. „Ihre mahnende und versöhnliche Stimme hatte immer Gewicht“, sagt der Bürgermeister. 2007 ernennt sie der Gemeinderat zur Ehrenbürgerin, die höchste Auszeichnung, die die Stadt zu vergeben hat.

Das Miteinander war ihr stets wichtig

Für das Miteinander in der Stadt stand sie ein, aber auch für den Zusammenhalt der Welt. „Wer sie kannte, der wusste, dass ihr dieses Miteinander wichtig war“, sagt der katholische Pfarrer Anton Gruber in seiner Predigt. Und zwar vor Ort, in ihrem immer gastfreundlichen Haus, in der Firma und den legendären Weihnachtsfeiern, aber auch weiter weg, in den benachteiligten Gegenden der Welt, vor allem in Peru. „Dieser Spagat“, erzählt Gruber, „zwischen Weil der Stadt und der weiten Welt – der ist ihr dabei manchmal auch nicht ganz einfach gefallen.“

Rose Schnaufer, die gebürtige Freiburgerin, die früh den Führerschein macht, als das für Frauen noch nicht selbstverständlich war, und später in Jura promovierte, als das noch viel wenig üblich gewesen ist, kam durch ihre Heirat mit dem Wolldecken-Fabrikanten Rolf Schnaufer nach Weil der Stadt – die Stadt, in der sie heimisch wurde. Das wissen sie nirgends besser als im Heimatverein, dem sie ebenfalls 23 Jahre vorstand. „Ihr Name ist fast zum Synonym des Heimatvereins geworden“, sagt ihre Nachfolgerin Katrin Fischer. „Sie brachte Ideen in den Verein und entfachte ein facettenreiches Vereinsleben.“ Das Stadtmuseum, das Kepler-Denkmal – überall in der Altstadt hinterließ sie ihre Spuren und wurde so zur Schrittmacherin der Wiederentdeckung der historischen Reichsstadt. Was habt ihr da doch für ein herrliches Erbe! Das führte sie, die selbst zugezogen war, den Weil der Städtern damit vor Augen.

„Macht alle weiter“

Vielleicht braucht man dafür den Blick von außen, den sie sich zeitlebens bewahrte. Etwa durch ihr Engagement in Peru, wo sie Vorfahren hat, und später mit ihrem Mann auf Einkaufstour für die Wolldecke unterwegs war. „Ich selbst durfte mich bei meinem Besuch in Arequipa im Frühjahr 2017 von ihrem segensreichen Wirken dort überzeugen“, berichtet der Bürgermeister Thilo Schreiber bei seinem Nachruf. Die Saat dort ist voll aufgegangen, stellt er fest. „Ihr Wunsch war es: Macht alle weiter“, sagt er und blickt dann in die vielen Augen der großen Trauergemeinde: „Das ist ihr Vermächtnis, das wir erfüllen werden.“