Seit zehn Jahren direkt auf dem Friedhof beheimatet, steht das Begegnungscafé allen Trauernden offen. Nun wird das Angebot erweitert.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Wenn das gesamte Umfeld schon nichts mehr von dem Verlust hören möchte, wenn die Traurigkeit am Grab übermächtig wird oder wenn eine Schulter zum Weinen fehlt, dann ist das Begegnungscafé auf dem Friedhof in Kornwestheim eine Anlaufstelle – mittlerweile seit zehn Jahren. Zum runden Geburtstag wird das Angebot sogar ausgebaut.

 

Im Jahr 2011 kam die Idee auf, einen Ort zum Reden direkt am Friedhof zu schaffen. „Viele Menschen wissen nicht, wohin in ihrer Trauer“, sagt Monika Sailer, die nicht nur das Begegnungscafé, sondern seit 2005 auch die ökumenische Hospizgruppe in Kornwestheim hauptamtlich leitet. Die Initiative zu dem Begegnungscafé ging allerdings von der damaligen katholischen Gemeindereferentin Claudia Ebert aus. Sie hatte beobachtet, dass das Abschiedszimmer im Friedhofsgebäude fast nie genutzt wird, obwohl der Bedarf nach einem Ort für die Trauer durchaus vorhanden war. Bei der Stadt kam die Anregung, das Abschiedszimmer in ein offenes Begegnungscafé umzuwandeln, gleich gut an, erinnert sich Sailer. Bis dahin hatte es nur geschlossene Trauergruppen in Kornwestheim gegeben.

Ein Geschenk zum zehnten Geburtstag

Seit dem Sommer 2012 hat das Begegnungscafé an festen Tagen geöffnet. In einem kleinen Raum sind Tische und Stühle aufgestellt. Es gibt Kuchen, der zum Teil von den Ehrenamtlichen selbst gebacken wird, Kaffee, Tee und andere Getränke. Serviert wird auf Geschirr, das Claudia Ebert selbst getöpfert hat. Für Wohlfühlatmosphäre sorgen auch die wechselnden Ausstellungen mit Fotos und Kunstwerken.

Die Kosten für die Räume und einen Putzdienst übernimmt die Stadt. Sie hat zum zehnten Geburtstag des Begegnungscafés einen kleinen Außenbereich mit Sitzgelegenheiten nahe des Gebäudes gesponsert, der von der Stadtgärtnerei gestaltet und nun offiziell übergeben wurde. Die katholische und die evangelische Kirchengemeinde bestreiten die übrigen Kosten.

Ehrenamtliche Kräfte bilden das Fundament

Getragen wird das Projekt aber nicht zuletzt vom Team mit 13 ehrenamtlichen Kräften. Sie wurden vor ihrem Einsatz im Begegnungscafé ein Jahr lang in der Trauerarbeit geschult. „Es ist schließlich nicht damit gedient, nur Kaffee auszuschenken“, sagt Monika Sailer. Von den Ehrenamtlichen wird viel Fingerspitzengefühl verlangt. Wer möchte sich seine Trauer von der Seele reden? Wer braucht gerade einen Moment der Stille? „Sobald sie über die Schwelle treten, sind die Trauernden meistens sehr offen für Gespräche“, weiß Sailer.  Vor allem Menschen im Seniorenalter nutzen das Angebot. Zum Teil wollen sich die Besucher einmal kräftig ausweinen, zum Teil haben sie großen Redebedarf. Für die Ehrenamtlichen gilt es vor allem zuzuhören. „Nach drei Stunden klingeln ihnen manchmal die Ohren“, sagt Monika Sailer. Sie weiß aber auch, dass dieser Austausch und allein das Zuhören den Trauernden sehr hilft. Viele Besucher kommen immer wieder vorbei. So sind schon mehrfach neue Kontakte zwischen den Trauernden entstanden.

Trauerweg soll angelegt werden

Noch in diesem Jahr soll es außerdem ein weiteres Angebot im Bereich der Trauerbegleitung geben. Auf dem Kornwestheimer Friedhof soll ein Trauerweg angelegt werden, also ein barrierefreier Rundgang mit verschiedenen Stationen, der zu inneren Einkehr anregt. Jörg Raff, Leiter der Stadtgärtnerei, und Monika Sailer arbeiten gerade an den Details.

Geöffnet hat das Begegnungscafé jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr, neuerdings zu diesen Zeiten auch jeden ersten Sonntag im Monat. Weitere Infos sind auf der Internetseite der Evangelischen Kirche zu finden: https://www.ev-kirche-kornwestheim.de