Lothar Späth war ein Menschenfreund, ein Visionär und ein bedeutender Ministerpräsident; wir werden ihn mit Respekt und Zuneigung in Erinnerung behalten,“ sagt Winfried Kretschmann. Er habe „das zufriedene und bescheidene Baden-Württemberg auf die kommenden Wettbewerbe vorbereitet“, auf das erweiterte Europa, auf eine globalisierte Welt ohne Grenzen. „Bevor andere ,Wurst‘ gesagt haben, müssen wir sie schon gegessen haben“ – das sei Späths Devise gewesen. Er habe die Mentalität verbreitet, „die wir bis heute dankbar und bewusst kultivieren“. Die nämlich, dass das Vermeiden von Fehlern nicht reicht. Vielmehr müsste honoriert werden, wer Risiken übernimmt, „denn wer alle Risiken meidet, gibt zugleich die Chancen auf“, zitiert Kretschmann Späth.

 

Er streift dezent kritischere Seiten. Späths Luftballons seien mit Getöse aufgestiegen, aber leise geplatzt, hat sein damaliger Gegenspieler, der SPD-Oppositionsführer Erhard Eppler gesagt – auch er ist unter den Trauergästen. „Manche seiner Ideen kamen zu früh, manche waren auch zu anspruchsvoll“, so formuliert es Kretschmann. Aber „gerade Niederlagen können Auslöser eines produktiven Neubeginns sein“. Spielt er auf die Gegenwart an? Späths Popularität habe wegen seiner Niederlagen jedenfalls nicht gelitten.

„Er ist auch für uns Grüne ein Lehrmeister gewesen“, sagt Kretschmann. „Es ist ein schönes Paradox, dass der realpolitische Kurs der baden-württembergischen Grünen von einem politischen Gegner mitgeprägt wurde.“ Kretschmann scheint wieder in der Tagesaktualität zu sein. „Wie gerne wüsste ich seine Meinung darüber, wie wir das Land künftig zusammen am besten vorwärts bringen können.“ Indes: „Wir müssen heute Abschied nehmen.“

Seine Mitarbeiter treffen sich noch heute regelmäßig

Auch Günther Oettinger war Ministerpräsident in Baden-Württemberg, Nach-Nachfolger Späths. Der EU-Kommissar hat seinen Sohn Alexander mitgebracht und spricht als Freund der Familie. Man kennt sich nicht nur aus der Politik, sondern auch vom Skatspielen („Er war ein guter Skatspieler, aber ein schlechter Verlierer“), etwa mit Späths Sprecher Matthias Kleinert als Drittem im Bunde. Aus seiner Zeit in der Villa Reitzenstein weiß Oettinger, dass Späths Mitarbeiter sich noch heute immer wieder treffen, so geprägt habe er sie. „Er hat seine Mitarbeiter unglaublich motiviert“, sagt Oettinger. Ein „hohes Arbeitstempo, eine schnelle Auffassungsgabe und ein rasanter Lebensstil“ haben ihm dazu verholfen, dass er „der Zeit einige Jahre voraus war“: Späth strebte die Fusion der Sender SDR und SWF an. Erst unter seinem Nachfolger Erwin Teufel – auch er natürlich in der Kirche, genauso wie Oettingers Nachfolger Stefan Mappus – gelang der Coup. Späth wollte auch eine respektable Landesbank für Baden-Württemberg. Wieder konnten die Verantwortlichen erst unter Teufel über ihre Schatten springen – die LBBW entstand. Ein Mann der Überraschungen sei Späth gewesen, etwa als er Gerhard Mayer-Vorfelder als Kultusminister präsentierte, so Oettinger. Für ihn war Späth „ein Vorbild und Freund“.

Das sagt so auch der Unternehmer Martin Herrenknecht. Die Begegnung mit Späth „war ein absoluter Glücksfall für mich“. „Was für ein Lebenswerk hat er uns hinterlassen“, so Herrenknecht, der seine Betroffenheit nicht verbergen kann.

Natürlich sind auch einige von Späths politischen Weggefährten da. Erwin Vetter, der erste Umweltminister des Landes, zu dem ihn Späth nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl gemacht hatte; Roman Herzog, der zuerst Kultus- dann Innenminister in Stuttgart war, bevor er Verfassungsrichter und dann Bundespräsident wurde. Viele von Späths Ministerinnen und Ministern leben freilich schon nicht mehr.

Der Landesbischof erzählt nicht nur von Späths Konfirmationsspruch, sondern auch davon, dass der junge Lothar fromm erzogen wurde und in der Kinderkirche engagiert war. „Er hat seinen Denkspruch nicht beiseitegelegt“, so July. Vielmehr habe er „überlegt, Missionar zu werden“. Es scheint fast, als bedauere July, dass er es nicht geworden ist. Wie viel hätte Späth „mit seiner äußeren und inneren Bereitschaft, neugierig zu sein und Impulse zu geben“, auf diesem Feld bewegen können? Es ist anders gekommen, doch die Verbindung zu den frühen Erfahrungen mit der Kirche blieben bis zuletzt. „In den letzten Jahren ist Lothar Späth ins Land des Vergessens geführt worden, aber nicht in das des Vergessenwerdens“, sagt July – Späth war an Demenz erkrankt und lebte zuletzt in einem Pflegeheim. „Am Ende der Erinnerung sang er die geistlichen Lieder seiner Jugend“, so July.

Auch die kritischeren Seiten werden dezent benannt

„Lothar Späth war ein Menschenfreund, ein Visionär und ein bedeutender Ministerpräsident; wir werden ihn mit Respekt und Zuneigung in Erinnerung behalten,“ sagt Winfried Kretschmann. Er habe „das zufriedene und bescheidene Baden-Württemberg auf die kommenden Wettbewerbe vorbereitet“, auf das erweiterte Europa, auf eine globalisierte Welt ohne Grenzen. „Bevor andere ,Wurst‘ gesagt haben, müssen wir sie schon gegessen haben“ – das sei Späths Devise gewesen. Er habe die Mentalität verbreitet, „die wir bis heute dankbar und bewusst kultivieren“. Die nämlich, dass das Vermeiden von Fehlern nicht reicht. Vielmehr müsste honoriert werden, wer Risiken übernimmt, „denn wer alle Risiken meidet, gibt zugleich die Chancen auf“, zitiert Kretschmann Späth.

Er streift dezent kritischere Seiten. Späths Luftballons seien mit Getöse aufgestiegen, aber leise geplatzt, hat sein damaliger Gegenspieler, der SPD-Oppositionsführer Erhard Eppler gesagt – auch er ist unter den Trauergästen. „Manche seiner Ideen kamen zu früh, manche waren auch zu anspruchsvoll“, so formuliert es Kretschmann. Aber „gerade Niederlagen können Auslöser eines produktiven Neubeginns sein“. Spielt er auf die Gegenwart an? Späths Popularität habe wegen seiner Niederlagen jedenfalls nicht gelitten.

„Er ist auch für uns Grüne ein Lehrmeister gewesen“, sagt Kretschmann. „Es ist ein schönes Paradox, dass der realpolitische Kurs der baden-württembergischen Grünen von einem politischen Gegner mitgeprägt wurde.“ Kretschmann scheint wieder in der Tagesaktualität zu sein. „Wie gerne wüsste ich seine Meinung darüber, wie wir das Land künftig zusammen am besten vorwärts bringen können.“ Indes: „Wir müssen heute Abschied nehmen.“

Seine Mitarbeiter treffen sich noch heute regelmäßig

Auch Günther Oettinger war Ministerpräsident in Baden-Württemberg, Nach-Nachfolger Späths. Der EU-Kommissar hat seinen Sohn Alexander mitgebracht und spricht als Freund der Familie. Man kennt sich nicht nur aus der Politik, sondern auch vom Skatspielen („Er war ein guter Skatspieler, aber ein schlechter Verlierer“), etwa mit Späths Sprecher Matthias Kleinert als Drittem im Bunde. Aus seiner Zeit in der Villa Reitzenstein weiß Oettinger, dass Späths Mitarbeiter sich noch heute immer wieder treffen, so geprägt habe er sie. „Er hat seine Mitarbeiter unglaublich motiviert“, sagt Oettinger. Ein „hohes Arbeitstempo, eine schnelle Auffassungsgabe und ein rasanter Lebensstil“ haben ihm dazu verholfen, dass er „der Zeit einige Jahre voraus war“: Späth strebte die Fusion der Sender SDR und SWF an. Erst unter seinem Nachfolger Erwin Teufel – auch er natürlich in der Kirche, genauso wie Oettingers Nachfolger Stefan Mappus – gelang der Coup. Späth wollte auch eine respektable Landesbank für Baden-Württemberg. Wieder konnten die Verantwortlichen erst unter Teufel über ihre Schatten springen – die LBBW entstand. Ein Mann der Überraschungen sei Späth gewesen, etwa als er Gerhard Mayer-Vorfelder als Kultusminister präsentierte, so Oettinger. Für ihn war Späth „ein Vorbild und Freund“.

Das sagt so auch der Unternehmer Martin Herrenknecht. Die Begegnung mit Späth „war ein absoluter Glücksfall für mich“. „Was für ein Lebenswerk hat er uns hinterlassen“, so Herrenknecht, der seine Betroffenheit nicht verbergen kann.

Beerdigt wird Späth im engsten Kreise seiner Familie. Seine zwei Enkelinnen und seine zwei Enkel haben in der Fürbitte für den Opa in der Stiftskirche zuvor noch gebeten, „dass es ihm gut geht, wo er jetzt ist“. Derweil sind die Ehrengäste zum Empfang ins Neue Schloss und haben bei Linsen und Spätzle womöglich die neuen politischen Wendungen im Land erörtert.