Freunde und Weggefährten haben in der Domkirche St. Eberhard Abschied von Gerhard Mayer-Vorfelder genommen. Ministerpräsident Kretschmann würdigt den ehemaligen Landesminister und Fußballfunktionär als „starke Persönlichkeit“.

Stuttgart - Familien, Freunde, Weggefährten und Repräsentanten aus Politik, Sport und Gesellschaft haben am Donnerstag in der Domkirche St. Eberhard Abschied von Gerhard Mayer-Vorfelder genommen. Er war vor einer Woche im Alter von 82 Jahren an Herzversagen gestorben. Rund 400 Gäste waren gekommen, neben aktuellen und ehemaligen Kabinettsmitgliedern wie Dieter Spöri und Peter Hauk, auch Unternehmer wie Wolfgang Grupp und Horst Bülow. Zahlreiche ehemalige VfB-Helden, Nationalspieler, Weltmeister und Delegationen der nationalen und internationalen Fußballverbände waren zur Trauerfeier für den langjährigen Landesminister, Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des VfB Stuttgart zusammen gekommen, die Bischof Gebhard Fürst zelebrierte. In den Nachrufen wurde Mayer-Vorfelder von allen für seine Geradlinigkeit gewürdigt. Er sei streitbar, humorvoll und gesellig gewesen – und ein wahrer Demokrat, der mit seiner direkten Rhetorik dem politischen Gegner weh zu tun vermochte, aber abweichende Meinungen stets respektiert habe.

 

Bischof würdigt die „vielfältige Lebensleistung“

Fürst erinnerte in seiner Predigt an die „lebensbejahende Art“ und die „vielfältige Lebensleistung“ des Verstorbenen, der in der Grundüberzeugung eines katholischen Christens sein Leben gelebt und aus dem Glauben die Kraft dafür gezogen habe. Mayer-Vorfelder habe einen großen Beitrag für das Gemeinwesen geleistet, der Fußball verdanke ihm viel, sagte Fürst: „Er hat viele Talente erkannt, gefördert und begleitet.“

Während des Pontifikalrequiems stand der mit weißen Blumen geschmückte Sarg vor dem Altar. Einige Trauergäste verbeugten sich vor dem Sarg, der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) kniete auch nieder. Ihm oblag es, den Platz neben seinem politischen Ziehsohn Stefan Mappus einzunehmen, der spürbar von seinen ehemaligen politischen Weggefährten gemieden wurde und lange Zeit alleine in Reihe zwei saß.

Bewegende Musikstücke

Eine Osterkerze brannte als Zeichen der Auferstehungshoffnung, ein Porträt von „MV“ zeigte ihn als lebenslustigen, energiegeladenen Menschen. Die Feier hatte mit einem Lieblingslied Mayer-Vorfelders begonnen: Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Der Trauergottesdienst endete mit einer bewegenden Saxophon-Interpretation von „My Way“, das Mayer-Vorfelds Handlungsmaxime unterstrich: Auch er tat es in der Regel „auf meine Art“.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat Mayer-Vorfelder als „konservativ, geradlinig und kämpferisch“ beschrieben, als einen Mann, der austeilen, aber auch einstecken konnte und nie einem politischen Streit aus dem Weg gegangen sei. „Wir Grünen wussten, woran wir an ihm waren.“ MV sei ein „Gesicht der konservativen Landespolitik“ gewesen, die er über zwei Jahrzehnte geprägt habe, eine starke Persönlichkeit mit „sportlicher Haltung“ im politischen Streit und mit persönlichem Charme. Nach dem Ende seiner politischen Laufbahn seien sie Freunde geworden – und das obwohl der CDU-Kultusminister den Umstand, dass der Lehrer Kretschmann nun Abgeordneter sei mit dem Hinweis kommentiert hatte, so könne der Grüne wenigstens in der Schule nichts mehr anrichten.

Zahlreiche Fußballprofis in den Kirchenbänken

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) würdigte den Verstorbenen als einen von Werten geprägten „Spielgestalter der CDU“. Der Streit, dem er aus dem Weg gegangen sei, müsse noch erfunden werden. EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, ein Freund der Familie, sagte über den gebürtigen Mannheimer. „Er war ein feiner Mensch.“ Und gerichtet an Mayer-Vorfeldes Frau Margit: „Sie hat ihn erzogen und angezogen. Und beides stand ihm gut.“ VfB-Präsident Bernd Wahler erinnerte an die Leistungen von Mayer-Vorfelder als Präsident des VfB – nach dem Abstieg erst zwei Jahre in Liga zwei, danach als Chef eines zweifachen Deutschen Meisters und Pokalsiegers. Viele Spieler seien ihm immer noch freundschaftlich verbunden, sagte Wahler. In der Kirche sah man Cacau, Karl Allgöwer, Hansi Müller, Karl-Heinz-Förster, Krasimir Balakov, Marco Haber, Timo Hildebrand, Jens Lehmann, Fredi Bobic, dazu Vertreter des aktuellen Mannschaftsrats wie Christian Gentner und Martin Harnik. Toni Schumacher war da, Guido Buchwald und der Ex-Trainer Christoph Daum. Im Beisein des UEFA-Präsidenten Michel Platini, der vor der Champions-League-Auslosung in Monaco am Nachmittag MV die letzte Ehre erwies, von Bundestrainer Joachim Löw, Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, drückte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus und sprach von „seinen geliebten fünf Ms“: Frau Margit sowie die Kinder Marion, Marc, Michael und Miriam. Niersbach erinnerte nicht als einziger an die wahre Bedeutung des Kürzels MV: Es stand für „mit Verspätung“. Der Vielbeschäftigte galt als notorischer Zuspätkommer.

Während in der Domkirche der Politiker und Funktionär MV gewürdigt wurde, erinnerte im Anschluss die Familie bei einer privaten Feier in der Untertürkheimer Stadionkurve an den Familienmenschen, der zwar meist spät heimgekommen sei, dann aber für die Familie dagewesen sei. Die Gäste stießen mit seinem Lieblingsgetränk Champagner auf den Verstorbenen an, der am Freitag im Familienkreis zu Grabe getragen wird.