Das Trauerpastorale Zentrum in Stuttgart-Degerloch ist auf dem Weg. Im Januar 2018 nehmen Projektgruppe und Arbeitskreise ihre Arbeit auf. Ob ein Kolumbarium kommt, ist indes noch offen...

Degerloch - Die Idee, in Degerloch ein Zentrum für Trauer- und Bestattungskultur einzurichten, nimmt konkrete Formen an. Wie konkret, zeigt die angestrebte Zeitschiene des Projekts, die Bernhard Bayer, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats von Mariä Himmelfahrt, am Dienstag im Rahmen einer Sitzung des Gremiums bekannt gab. So könnte nach einer Vorlaufzeit von sechs Monaten bereits im kommenden Jahr ein Ideenwettbewerb zur räumlichen Gestaltung des Zentrums ausgelobt werden. Laufe alles glatt, könnte es im Jahr 2020 fertig sein. Die parallel dazu angestrebte Renovierung der Kirche könnte zwei Jahre später, also 2022, abgeschlossen sein, so Bayer.

 

Auch wenn diese Daten dem Idealfall entsprechen und Verzögerungen wahrscheinlich sind, ist nun endgültig geklärt, dass das Trauerpastorale Zentrumin Degerloch kommt. Nach einem Treffen mit Vertretern von Stadtdekanat, Hospiz Sankt Martin und der Gemeinde im Oktober sei man dem Vorhaben einen großen Schritt nähergekommen, sagte Pfarrer Stefan Karbach, Bernhard Bayer sprach gar von einem „Aha-Erlebnis“. So ist das Zentrum als gemeinsame Einrichtung mit dem Hospiz Sankt Martin geplant und soll in den Räumen des ehemaligen Pfarrhauses an der Karl-Pfaff-Straße entstehen.

Die Hospizleiterin wird auch das Trauerpastorale Zentrum leiten

Doch was ist ein Trauerpastorales Zentrum überhaupt? Die inhaltliche Ausrichtung ist bislang absichtlich vage. Sie beschränkt sich auf die Formulierung, ein Ort zu sein, der in „herausgehobener Weise Zeugnis für den Glauben an die Auferstehung und einem Leben nach dem Tod“ ablegen soll. Die Aufgabe, diese Formulierung mit Inhalten zu füllen, liegt nun zu einem großen Teil in den Händen von Margit Gratz: Die neue Leiterin des Hospizes Sankt Martin wird künftig auch das Trauerpastorale Zentrum leiten, das schon bald einen anderen, zugänglicheren Namen erhalten soll: „Das ist eine der ersten Aufgaben“, so Bayer.

Als Projektleiterin erhält Gratz Unterstützung durch eine Projektgruppe des Stadtdekanats. Für die inhaltliche Konzeption und deren Umsetzung wird zudem ein Projektbeirat eingerichtet, und zwei Arbeitskreise kümmern sich um die Neugestaltung von Pfarrhaus und Kirche. Während das Konzept in den kommenden Monaten Gestalt annehmen soll, formulieren die Verantwortlichen schon jetzt einen hohen Anspruch: Degerloch soll eine Referenz in Sachen Trauerbegleitung und Bestattungskultur werden und über die Stadtgrenzen hinausstrahlen. „Die katholische Kirche kann hier eine Visitenkarte abgeben und zeigen, wie sie mit dem Thema umgeht“, sagte Stefan Karbach.

Für ein großflächiges Kolumbarium ist nicht genug Platz

Zwei Adressaten hat er dabei im Blick. Zum einen Menschen in Trauer: Diese sollen in der Einrichtung eine Anlaufstelle für alle Fragen haben, sollen Gehör und Resonanz finden. Zum anderen Menschen, die professionell in der Trauerarbeit beschäftigt sind. „Es soll eine Beratungs- und Anlaufstelle sein, wo man sich treffen, vernetzen und austauschen kann“, sagte Bernhard Bayer. So könnten zum Beispiel Konzepte der Trauer- und Gedenkliturgie weiterentwickelt werden.

Noch völlig offen ist die Zukunft des viel und kontrovers diskutierten Kolumbariums (wir berichteten), also eines Bauwerks, das zur Aufbewahrung von Urnen dient. „Ich weiß, dass das Thema viele bewegt“, sagte Stefan Karbach. Ein großflächiges Kolumbarium jedenfalls werde es dort nicht geben. Das lasse der Platz in der Kirche nicht zu. „Es geschieht nichts, was der Kirchengemeinderat nicht gutheißt“, sagte der Pfarrer. Ohnehin sei die Gemeinde als gleichberechtigter Partner an allen Schritten beteiligt, diese Zusage habe man vom Stadtdekanat bekommen, informierte Karbach.

Wenn das Bischöfliche Ordinariat den Plänen nächste Woche zustimmt, nehmen die Projektgruppe und die Arbeitskreise im Januar ihre Arbeit auf. Dann könnten den groben Vorgaben schnell konkrete Pläne folgen. Für die Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt jedenfalls werde 2018 ein intensives Jahr, sagte Bernhard Bayer.