Unter dem Eindruck der Gräueltaten hatte der Landtag 2014 beschlossen, traumatisierte Frauen und Kinder aus dem Nordirak nach Baden-Württemberg zu holen, um ihnen Schutz und Therapie zu bieten. 2015 kamen 920 Jesidinnen mit 180 Angehörigen, sie leben verteilt auf 20 Kommunen. Hilfe benötigen aber auch die Flüchtlinge im Nordirak. Um ihre Situation vor Ort zu verbessern und ihnen ein Bleiben zu ermöglichen, fördert das Land die Ausbildung von Psychologen in der Region. Ausgearbeitet wurde der Studiengang von der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen und der Universität Tübingen. 15 bis 20 Dozenten vor allem aus Baden-Württemberg, einige aus anderen Bundesländern und europäischen Ländern, werden mehrmals für einige Wochen nach Dohuk fliegen, um zu lehren.

 

Die Studierenden können die Lerninhalte aber auch auf elektronischem Weg abrufen. Die entsprechenden Module haben Mitarbeiter von Kizilhan an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen entwickelt. Die Lehrsprache ist überwiegend Englisch, dazu steht auch ein Auffrischungskurs auf dem Lehrplan. Etwa 20 Prozent der Teilnehmer werden auf Kurdisch unterrichtet, der Muttersprache der meisten Teilnehmer und wohl auch ihrer künftigen Patienten.

Stipendien für die angehenden Traumatologen

Einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren die angehenden Traumatologen auch in Deutschland. Zweimal pro Jahr kommen alle 30 Studierenden für je zwei Wochen in den Südwesten. Hier sollen sie die deutsche Psychiatrie und Psychotherapie in Kliniken und Ambulanzen kennenlernen. Außerdem werden sie unterrichtet und erhalten Supervision und Selbsterfahrungsseminare.

Unterstützt wird der Aufbau des Instituts mit etwa einer Million Euro vom Wissenschaftsministerium des Landes, weitere 320 000 Euro hat das Staatsministerium für Stipendien bereitgestellt. Denn um das Studium zu absolvieren, müssen die Teilnehmer ihre bisherige Tätigkeit reduzieren. Die meisten haben Familien und benötigten diese Unterstützung dringend. Mit den Landesmitteln sind die ersten 18 Monate der Stipendien abgesichert, weitere 400 000 Euro werden noch gebraucht – auch, um die Grundlage dafür zu schaffen, dass das Projekt nicht nach Abschluss des ersten Jahrgangs endet. Ziel ist, danach jedes Jahr 30 Studierende aufzunehmen, sagt Kizilhan. „Ich hoffe, dass auch die Universitäten in Erbil, Kirkuk, Suleimania und anderen Städten nachziehen.“