Im Weingut von Walter und Susanne Zimmer haben sich am Sonntag in Stetten kleine und große Treckerfans mit und ohne nostalgische Fahrzeuge versammelt.
Zwischen dem Heidenbach und dem Mühlenbach, wo Kernens Teilort Stetten besonders beschaulich ist, hat am Sonntag eine außergewöhnlich hohe Verkehrsdichte geherrscht. Beim 100. Schlepper hat Hausherr Walter Zimmer aufgehört zu zählen. Aus allen Richtungen sind Traktoren, kleine und große, und überwiegend historische, zum dritten „Remstal Schleppertreffen“ zum Weingut Zimmer gekommen.
Remstal Schleppertreffen: Ein feuerroter Porsche Diesel von 1959
Auf der Wiese hat sich eine stattliche Schlepperparade eingefunden. Ingrid Bayer von den Schlepperfreunden Deizisau und ihr Bruder Rainer Haas finden gerade noch ein Plätzchen für ihre Schätzchen. Eineinhalb Stunden mit Pause sind sie unterwegs gewesen. Er mit einem McGormick von 1962, sie auf ihrem feuerroten Porsche Diesel, Baujahr 1959. Der Trecker sei so alt wie sie und habe ihrem Opa gehört, der davor noch mit dem Kuhfuhrwerk gearbeitet habe, sagt Ingrid Bayer. „Als er später blind wurde, hat er immer, wenn er das Knattern des Traktors gehört hat, gesagt: Meine rote Kuh kommt.“ Mit 13 PS und einem luftgekühlten Zylinder gehört der Porsche zu den kleinen, schnuckeligen Traktoren, die aber ihren Wert haben. 5000 Mark habe der Opa für den Porsche-Traktor bezahlt, verrät Ingrid Bayer. „Heute ist er 13 000 Euro wert.“
Karin Weber aus Stetten wünscht sich genauso ein handliches landwirtschaftliches Gefährt. Ihr Partner Bernd Widmann besitzt einen 65 Jahre alten Fendt Farmer 1. Mit dem tuckern die beiden „bei schönem Wetter“ gerne mal durch die Weinberge von Strümpfelbach und Stetten. „Das ist fast wie Cabriofahren“, sagt Karin Weber, die beim Schleppertreffen am liebsten den kleinen roten Porsche-Diesel mitgenommen hätte, der für eine fünfstellige Summe zum Kauf angeboten wird. „Der ist heute Abend sicher weg.“
Schlepperfieber weit verbreitet
Das nostalgische Schlepperfieber ist weit verbreitet, und es grassiert auch in der jüngeren Generation. Auffällig häufig sitzen junge Männer am Steuer der alten Traktoren. Julian Kumpf aus Waldhausen hat seinen Großschlepper der Marke Schlüter, Baujahr 1971, mit 135 Pferdestärken nach Stetten gefahren. „Mein Opa hatte eine kleine Landwirtschaft, und ich bin als Bub auf dem Trecker mitgefahren“, so der 33-Jährige. Als Arbeitsfahrzeuge benutzt der Maschinenbauingenieur seine mittlerweile fünf Traktoren aber nicht. „Sie stehen in der Garage. Ich nehme sie nur für Sonntags- oder Feierabendausfahrten.“ Tom Blankenburg, 27, aus Baltmannsweiler besitzt ebenfalls einen kleinen Trecker-Fuhrpark – aber nicht nur fürs Vergnügen. Auch der Deutz aus dem Jahr 1952 müsse noch arbeiten, erklärt der Landwirt. „Mit dem fahre ich Grünzeug weg.“
Für Joe Weidinger aus Stetten ist der Hatz-Traktor, Baujahr 1956, ein ganz normales Gefährt. „Ich habe kein Auto, deshalb hat mein Traktor auch ein Autoradio.“ Günter Engelhard hat im vergangenen Jahr mit seinem 75 Jahre alten Hanomag sogar an der „22. Oldtimer Traktor Weltmeisterschaft“ auf dem Großglockner teilgenommen. „Und es war bestimmt nicht das letzte Mal“, sagt er. Nächste Woche werde der Hanomag aber erst einmal vor den Schäferwagen gespannt. „ Ich mache einen Kurzurlaub im Allgäu.“
Auch Ingrid Bayer und ihr Bruder sind wieder unterwegs – von Deizisau tuckern sie am Samstag mit 20 km/h zum Treffen des Trecker Team Weiler/Winterbach in Schorndorf-Weiler. „Beim Treckerfahren gilt: Der Weg ist das Ziel“, sagt sie.