Treffen Trump und Xi Deeskalation, aber kein großer Deal
Xi Jinping und Donald Trump haben im südkoreanischen Busan den Druck aus dem Handelskrieg zwischen den USA und China genommen. Viel mehr jedoch haben sie nicht erreicht.
Xi Jinping und Donald Trump haben im südkoreanischen Busan den Druck aus dem Handelskrieg zwischen den USA und China genommen. Viel mehr jedoch haben sie nicht erreicht.
Als die Air Force One vom Luftwaffenstützpunkt Gimhae abhob, konnten selbst die schweren Turbulenzen im südkoreanischen Luftraum der guten Laune des US-Präsidenten nichts anhaben. Das Treffen mit Xi Jinping sei ein voller Erfolg gewesen, sagte Donald Trump euphorisch, während er im ruckelnden Flugzeug nur mit Mühe und Not das Gleichgewicht halten konnte: „Auf einer Skala von null bis zehn, wobei zehn der beste Wert ist, würde ich sagen, das Treffen war eine Zwölf.“
Journalistisch betrachtet handelt es sich dabei eindeutig um eine maßlose Übertreibung. Das lang ersehnte Treffen Trumps mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping brachte zwar sehr wohl eine Deeskalation zwischen den zwei Weltmächten, doch mehr als eine vorübergehende Waffenruhe lässt sich bislang noch nicht ablesen. Um Trumps Skala aufzugreifen: maximal sechs, vielleicht auch nur fünf von zehn Punkten.
Denn insbesondere die chinesische Seite sträubte sich in ihrer offiziellen Aussendung, konkrete Punkte der gemeinsamen Vereinbarung zu benennen. Und so bleiben vor allem Ungewissheiten: Der Großteil des Deals wurde schließlich von Donald Trump höchstpersönlich in die Weltöffentlichkeit hinausposaunt – und sollte daher mit einer gehörigen Portion Vorsicht genossen werden.
Was bislang bekannt ist: Der US-Präsident wird seine Strafzölle gegen chinesische Importe um zehn Prozent absenken, nachdem Peking zugestimmt hat, beim Kampf gegen chemische Vorprodukte für das Opiat Fentanyl zusammenzuarbeiten. Das ist eine wichtige, längst überfällige Maßnahme, um die derzeit tödlichste Drogen-Epidemie in den Vereinigten Staaten zumindest etwas einzudämmen.
Ebenso wird die Volksrepublik China ihre Exportkontrollen auf seltene Erden für ein Minium von einem Jahr absenken. Ebenfalls sollen die Chinesen künftig wieder mehr Sojabohnen aus den USA einkaufen.
Viele große Streitthemen bleiben im Vagen. Wie es etwa um den Verkauf der Video-Plattform Tiktok steht? Ob die Vereinigten Staaten künftig auch führende Chip-Exporte, etwa die Produkte von Nvidia, nach China genehmigen werden? Keine Auskunft.
Über den Taiwan-Konflikt hat Trump mit seinem Amtskollegen Xi überhaupt gar nicht erst gesprochen. Gut so, möchte man zynisch anmerken. Schließlich sorgt man sich in Taipeh zurecht, dass der US-Präsident die knapp 24 Millionen Inselbewohner als Verhandlungsmasse für einen Deal missbrauchen könnte.
Wenn das Treffen zwischen Xi und Trump in Busan etwas offen gelegt hat, dann wohl die endgültige Gewissheit, dass die Zeit der liberalen Globalisierung auf absehbare Zeit vorbei ist. Auch im Gastgeberland des US-chinesischen Gipfeltreffens ist diese Botschaft deutlich zu spüren. Als am Donnerstag eine Reporterin vom südkoreanischen Handelsminister Yeo Han Koo wissen wollte, von was für einem wertebasierten Handel er denn rede, erntete diese nur Ratlosigkeit.
Auf dem Gipfel der asiatisch-pazifischen Wirtschaftszusammenarbeit schwingt in fast allen Konversationen das Thema der Trumpschen Strafzölle mit. Darüber sorgt man sich deutlich mehr als über Chinas unfairen Wettbewerb oder Aggressionen im Südchinesischen Meer.
Zumindest ist im US-chinesischen Handelskrieg nun ein wenig der Druck raus. Doch der grundlegende Konflikt zwischen den zwei Weltmächten hat sich nicht geändert. Sämtliche der versprochenen Maßnahmen ließen sich im Handumdrehen umkehren. Und fast alle Zugeständnisse von beiden Seiten erlauben einen erheblichen Interpretationsspielraum in der Umsetzung. Es braucht also nur wenig Vorstellungskraft, um zu erkennen, dass die derzeitige Entspannung schon bald wieder in eine hitzige Konfrontation münden könnte.
Trump will von der Skepsis nichts wissen. Laut seiner Aussage habe Xi Jinping sogar zugesagt, gemeinsam für ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu kooperieren. In der Stellungnahme Chinas, das derzeit mehr als 80 Prozent der „dual use“-Güter für Putins Kriegswirtschaft liefert, verliert man zu dem Thema keine Silbe.
Was also stimmt? Die Antwort kennen bislang nur Xi und Trump selbst.